Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.trägt auch der Druck der Wasser des Apure bei, der nicht, Wir fuhren zuerst gegen Südwest hinauf bis zum Ge- Gegenüber dem Gestade der Guaricotos kamen wir in trägt auch der Druck der Waſſer des Apure bei, der nicht, Wir fuhren zuerſt gegen Südweſt hinauf bis zum Ge- Gegenüber dem Geſtade der Guaricotos kamen wir in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0049" n="41"/> trägt auch der Druck der Waſſer des Apure bei, der nicht,<lb/> wie andere Nebenflüſſe, mit dem Oberteile des Hauptſtromes<lb/> einen ſpitzen Winkel bildet, ſondern unter einem rechten<lb/> Winkel einmündet. Wir maßen an verſchiedenen Punkten des<lb/> Bettes die Temperatur des Waſſers; mitten im Thalweg, wo<lb/> die Strömung am ſtärkſten iſt, betrug ſie 28,3°, in der Nähe<lb/> der Ufer 29,2°.</p><lb/> <p>Wir fuhren zuerſt gegen Südweſt hinauf bis zum Ge-<lb/> ſtade der Guaricotos-Indianer, auf dem linken Ufer des Ori-<lb/> noko, und dann gegen Süd. Der Strom iſt ſo breit, daß<lb/> die Berge von Encaramada aus dem Waſſer emporzuſteigen<lb/> ſcheinen, wie wenn man ſie über dem Meereshorizonte ſähe.<lb/> Sie bilden eine ununterbrochene, von Oſt nach Weſt ſtreichende<lb/> Kette, und je näher man ihnen kommt, deſto maleriſcher wird<lb/> die Landſchaft. Dieſe Berge beſtehen aus ungeheuren zer-<lb/> klüfteten, aufeinander getürmten Granitblöcken. Die Teilung<lb/> der Gebirgsmaſſe in Blöcke iſt eine Folge der Verwitterung.<lb/> Zum Reize der Gegend von Encaramada trägt beſonders der<lb/> kräftige Pflanzenwuchs bei, der die Felswände bedeckt und<lb/> nur die abgerundeten Gipfel frei läßt. Man meint, altes<lb/> Gemäuer rage aus einem Walde empor. Auf dem Berge,<lb/> an den ſich die Miſſion lehnt, dem <hi rendition="#g">Tepupano</hi> der Tama-<lb/> naken, ſtehen drei ungeheure Granitcylinder, von denen zwei<lb/> geneigt ſind, während der dritte, unten ſchmälere und über<lb/> 28 <hi rendition="#aq">m</hi> hohe, ſenkrecht ſtehen geblieben iſt. Dieſer Felſen, deſſen<lb/> Form an die <hi rendition="#g">Schnarcher</hi> im Harz oder an die <hi rendition="#g">Orgeln<lb/> von Actopan</hi> in Mexiko erinnert, war früher ein Stück<lb/> des runden Berggipfels. In allen Erdſtrichen hat der nicht ge-<lb/> ſchichtete Granit das Eigentümliche, daß er durch Verwitterung<lb/> in prismatiſche, cylindriſche oder ſäulenförmige Blöcke zerfällt.</p><lb/> <p>Gegenüber dem Geſtade der Guaricotos kamen wir in<lb/> die Nähe eines anderen, ganz niedrigen, 5,5 bis 8 <hi rendition="#aq">m</hi> langen<lb/> Felshaufens. Er ſteht mitten in der Ebene und gleicht nicht<lb/> ſowohl einem Tumulus als den Granitmaſſen, die man in<lb/> Holland und Niederdeutſchland <hi rendition="#g">Hünenbetten</hi> nennt. Der<lb/> Uferſand an dieſem Stücke des Orinoko iſt nicht mehr reiner<lb/> Quarzſand, er beſteht aus Thon und Glimmerblättchen in<lb/> ſehr dünnen Schichten, die meiſt unter einen Winkel von<lb/> 40 bis 50° fallen; er ſieht aus wie verwitterter Glimmer-<lb/> ſchiefer. Dieſer Wechſel in der geologiſchen Beſchaffenheit der<lb/> Ufer tritt ſchon weit oberhalb der Mündung des Apure ein;<lb/> ſchon beim Algodonal und beim Caño de Manati fingen wir<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [41/0049]
trägt auch der Druck der Waſſer des Apure bei, der nicht,
wie andere Nebenflüſſe, mit dem Oberteile des Hauptſtromes
einen ſpitzen Winkel bildet, ſondern unter einem rechten
Winkel einmündet. Wir maßen an verſchiedenen Punkten des
Bettes die Temperatur des Waſſers; mitten im Thalweg, wo
die Strömung am ſtärkſten iſt, betrug ſie 28,3°, in der Nähe
der Ufer 29,2°.
Wir fuhren zuerſt gegen Südweſt hinauf bis zum Ge-
ſtade der Guaricotos-Indianer, auf dem linken Ufer des Ori-
noko, und dann gegen Süd. Der Strom iſt ſo breit, daß
die Berge von Encaramada aus dem Waſſer emporzuſteigen
ſcheinen, wie wenn man ſie über dem Meereshorizonte ſähe.
Sie bilden eine ununterbrochene, von Oſt nach Weſt ſtreichende
Kette, und je näher man ihnen kommt, deſto maleriſcher wird
die Landſchaft. Dieſe Berge beſtehen aus ungeheuren zer-
klüfteten, aufeinander getürmten Granitblöcken. Die Teilung
der Gebirgsmaſſe in Blöcke iſt eine Folge der Verwitterung.
Zum Reize der Gegend von Encaramada trägt beſonders der
kräftige Pflanzenwuchs bei, der die Felswände bedeckt und
nur die abgerundeten Gipfel frei läßt. Man meint, altes
Gemäuer rage aus einem Walde empor. Auf dem Berge,
an den ſich die Miſſion lehnt, dem Tepupano der Tama-
naken, ſtehen drei ungeheure Granitcylinder, von denen zwei
geneigt ſind, während der dritte, unten ſchmälere und über
28 m hohe, ſenkrecht ſtehen geblieben iſt. Dieſer Felſen, deſſen
Form an die Schnarcher im Harz oder an die Orgeln
von Actopan in Mexiko erinnert, war früher ein Stück
des runden Berggipfels. In allen Erdſtrichen hat der nicht ge-
ſchichtete Granit das Eigentümliche, daß er durch Verwitterung
in prismatiſche, cylindriſche oder ſäulenförmige Blöcke zerfällt.
Gegenüber dem Geſtade der Guaricotos kamen wir in
die Nähe eines anderen, ganz niedrigen, 5,5 bis 8 m langen
Felshaufens. Er ſteht mitten in der Ebene und gleicht nicht
ſowohl einem Tumulus als den Granitmaſſen, die man in
Holland und Niederdeutſchland Hünenbetten nennt. Der
Uferſand an dieſem Stücke des Orinoko iſt nicht mehr reiner
Quarzſand, er beſteht aus Thon und Glimmerblättchen in
ſehr dünnen Schichten, die meiſt unter einen Winkel von
40 bis 50° fallen; er ſieht aus wie verwitterter Glimmer-
ſchiefer. Dieſer Wechſel in der geologiſchen Beſchaffenheit der
Ufer tritt ſchon weit oberhalb der Mündung des Apure ein;
ſchon beim Algodonal und beim Caño de Manati fingen wir
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |