Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.Abrede, was sie nicht der Mühe wert gefunden zu untersuchen. Wir haben schon oben die Bemerkung gemacht, daß zu- Wir gingen jeden Tag in den Wald, um zu sehen, ob Abrede, was ſie nicht der Mühe wert gefunden zu unterſuchen. Wir haben ſchon oben die Bemerkung gemacht, daß zu- Wir gingen jeden Tag in den Wald, um zu ſehen, ob <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0237" n="229"/> Abrede, was ſie nicht der Mühe wert gefunden zu unterſuchen.<lb/> Wenn unſere Fragen ſie langweilten, ſo machten ſie ihrerſeits<lb/> uns ärgerlich.</p><lb/> <p>Wir haben ſchon oben die Bemerkung gemacht, daß zu-<lb/> weilen dieſelben chemiſchen Eigenſchaften denſelben Organen<lb/> in verſchiedenen Pflanzenfamilien zukommen, ſo daß dieſe<lb/> Familien in verſchiedenen Klimaten einander erſetzen. Die<lb/> Einwohner des tropiſchen Amerika und Afrika gewinnen von<lb/> mehreren Palmenarten das Oel, das uns der Olivenbaum<lb/> gibt. Was die Nadelhölzer für die gemäßigte Zone, das ſind<lb/> die Terebinthaceen und Guttiferen für die heiße. In dieſen<lb/> Wäldern des heißen Erdſtriches, wo es keine Fichte, keine<lb/> Thuia, kein Taxodium, nicht einmal einen Podocarpus gibt,<lb/> kommen Harze, Balſame, aromatiſches Gummi von den Mo-<lb/> ronobea-, Icica-, Amyrisarten. Das Einſammeln dieſer Gummi<lb/> und Harze iſt ein Erwerbszweig für das Dorf Javita. Das<lb/> berühmteſte Harz heißt <hi rendition="#g">Mani</hi>; wir ſahen mehrere Zentner<lb/> ſchwere Klumpen desſelben, die Kolophonium oder Maſtix<lb/> glichen. Der Baum, den die Paraginisindianer <hi rendition="#g">Mani</hi> nennen<lb/> und den Bonpland für die <hi rendition="#aq">Moronobea coccinea</hi> hält, liefert<lb/> nur einen ſehr kleinen Teil der Maſſe, die in den Handel<lb/> von Angoſtura kommt. Das meiſte kommt vom <hi rendition="#g">Mararo</hi><lb/> oder <hi rendition="#g">Caragna</hi>, der eine Amyris iſt. Es iſt ziemlich auf-<lb/> fallend, daß der Name <hi rendition="#g">Mani</hi>, den Aublet aus dem Munde<lb/> der Galibisindianer in Cayenne gehört hat, uns in Javita,<lb/> 1300 <hi rendition="#aq">km</hi> von franzöſiſch Guyana, wieder begegnete. Die<lb/> Moronobea oder Symphonia bei Javita gibt ein gelbes Harz,<lb/> der <hi rendition="#g">Caragna</hi> ein ſtark riechendes, ſchneeweißes Harz, das<lb/> gelb wird, wo es innen an alter Rinde ſitzt.</p><lb/> <p>Wir gingen jeden Tag in den Wald, um zu ſehen, ob<lb/> es mit dem Transport unſeres Fahrzeuges zu Land vorwärts<lb/> ging. Dreiundzwanzig Indianer waren angeſtellt, dasſelbe<lb/> zu ſchleppen, wobei ſie nacheinander Baumäſte als Walzen<lb/> unterlegten. Ein kleines Kanoe gelangt in einem oder andert-<lb/> halb Tagen aus dem Tuamini in den Caño Pimichin, der in<lb/> den Rio Negro fällt; aber unſere Piroge war ſehr groß, und<lb/> da ſie noch einmal durch die Katarakte mußte, bedurfte es<lb/> beſonderer Vorſichtsmaßregeln, um die Reibung am Boden zu<lb/> vermindern. Der Transport währte auch über vier Tage.<lb/> Erſt ſeit dem Jahre 1795 iſt ein Weg durch den Wald an-<lb/> gelegt. Die Indianer in Javita haben denſelben zur Hälfte<lb/> vollendet, die andere Hälfte haben die Indianer in Maroa,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [229/0237]
Abrede, was ſie nicht der Mühe wert gefunden zu unterſuchen.
Wenn unſere Fragen ſie langweilten, ſo machten ſie ihrerſeits
uns ärgerlich.
Wir haben ſchon oben die Bemerkung gemacht, daß zu-
weilen dieſelben chemiſchen Eigenſchaften denſelben Organen
in verſchiedenen Pflanzenfamilien zukommen, ſo daß dieſe
Familien in verſchiedenen Klimaten einander erſetzen. Die
Einwohner des tropiſchen Amerika und Afrika gewinnen von
mehreren Palmenarten das Oel, das uns der Olivenbaum
gibt. Was die Nadelhölzer für die gemäßigte Zone, das ſind
die Terebinthaceen und Guttiferen für die heiße. In dieſen
Wäldern des heißen Erdſtriches, wo es keine Fichte, keine
Thuia, kein Taxodium, nicht einmal einen Podocarpus gibt,
kommen Harze, Balſame, aromatiſches Gummi von den Mo-
ronobea-, Icica-, Amyrisarten. Das Einſammeln dieſer Gummi
und Harze iſt ein Erwerbszweig für das Dorf Javita. Das
berühmteſte Harz heißt Mani; wir ſahen mehrere Zentner
ſchwere Klumpen desſelben, die Kolophonium oder Maſtix
glichen. Der Baum, den die Paraginisindianer Mani nennen
und den Bonpland für die Moronobea coccinea hält, liefert
nur einen ſehr kleinen Teil der Maſſe, die in den Handel
von Angoſtura kommt. Das meiſte kommt vom Mararo
oder Caragna, der eine Amyris iſt. Es iſt ziemlich auf-
fallend, daß der Name Mani, den Aublet aus dem Munde
der Galibisindianer in Cayenne gehört hat, uns in Javita,
1300 km von franzöſiſch Guyana, wieder begegnete. Die
Moronobea oder Symphonia bei Javita gibt ein gelbes Harz,
der Caragna ein ſtark riechendes, ſchneeweißes Harz, das
gelb wird, wo es innen an alter Rinde ſitzt.
Wir gingen jeden Tag in den Wald, um zu ſehen, ob
es mit dem Transport unſeres Fahrzeuges zu Land vorwärts
ging. Dreiundzwanzig Indianer waren angeſtellt, dasſelbe
zu ſchleppen, wobei ſie nacheinander Baumäſte als Walzen
unterlegten. Ein kleines Kanoe gelangt in einem oder andert-
halb Tagen aus dem Tuamini in den Caño Pimichin, der in
den Rio Negro fällt; aber unſere Piroge war ſehr groß, und
da ſie noch einmal durch die Katarakte mußte, bedurfte es
beſonderer Vorſichtsmaßregeln, um die Reibung am Boden zu
vermindern. Der Transport währte auch über vier Tage.
Erſt ſeit dem Jahre 1795 iſt ein Weg durch den Wald an-
gelegt. Die Indianer in Javita haben denſelben zur Hälfte
vollendet, die andere Hälfte haben die Indianer in Maroa,
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