Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.seinen Sitten, am ausschweifendsten in seinen Trieben sei von Das Klima in San Antonio de Javita ist ungemein Es ist in Javita kühler als in Maypures, aber bedeutend A. v. Humboldt, Reise. III. 15
ſeinen Sitten, am ausſchweifendſten in ſeinen Trieben ſei von Das Klima in San Antonio de Javita iſt ungemein Es iſt in Javita kühler als in Maypures, aber bedeutend A. v. Humboldt, Reiſe. III. 15
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0233" n="225"/> ſeinen Sitten, am ausſchweifendſten in ſeinen Trieben ſei von<lb/> allen Tieren der Menſch“.</p><lb/> <p>Das Klima in San Antonio de Javita iſt ungemein<lb/> regneriſch. Sobald man über den dritten Breitengrad hinunter<lb/> dem Aequator zu kommt, findet man ſelten Gelegenheit, Sonne<lb/> und Geſtirne zu beobachten. Es regnet faſt das ganze Jahr<lb/> und der Himmel iſt beſtändig bedeckt. Da in dieſem unermeß-<lb/> lichen Urwalde von Guyana der Oſtwind nicht zu ſpüren iſt<lb/> und die Polarſtröme nicht hierher reichen, ſo wird die Luft-<lb/> ſäule, die auf dieſer Waldregion liegt, nicht durch trockenere<lb/> Schichten erſetzt. Der Waſſerdunſt, mit dem ſie geſättigt iſt,<lb/> verdichtet ſich zu äquatorialen Regengüſſen. Der Miſſionär<lb/> verſicherte uns, er habe hier oft vier, fünf Monate ohne Unter-<lb/> brechung regnen ſehen. Ich maß den Regen, der am 1. Mai<lb/> innerhalb 5 Stunden fiel: er ſtand 46,5 <hi rendition="#aq">mm</hi> hoch, und am<lb/> 3. Mai bekam ich ſogar 30 <hi rendition="#aq">mm</hi> in 3 Stunden. Und zwar,<lb/> was wohl zu beachten, wurden dieſe Beobachtungen nicht bei<lb/> ſtarkem, ſondern bei ganz gewöhnlichem Regen angeſtellt. Be-<lb/> kanntlich fallen in Paris in ganzen Monaten, ſelbſt in den<lb/> naſſeſten, März, Juli und September, nur 62 bis 66 <hi rendition="#aq">mm</hi><lb/> Waſſer. Allerdings kommen auch bei uns Regengüſſe vor,<lb/> bei denen in der Stunde über 26 <hi rendition="#aq">mm</hi> Waſſer fallen, man darf<lb/> aber nur den mittleren Zuſtand der Atmoſphäre in der ge-<lb/> mäßigten und in der heißen Zone vergleichen. Aus den Be-<lb/> obachtungen, die ich hintereinander im Hafen von Guayaquil<lb/> an der Südſee und in der Stadt Quito in 2908 <hi rendition="#aq">m</hi> Meeres-<lb/> höhe angeſtellt, ſcheint hervorzugehen, daß gewöhnlich auf dem<lb/> Rücken der Anden in der Stunde 2 bis 3mal weniger Waſſer<lb/> fällt als im Niveau des Meeres. Es regnet im Gebirge<lb/> öfter, dabei fällt aber in einer gegebenen Zeit weniger Waſſer.<lb/> Am Rio Negro in Maroa und San Carlos iſt der Himmel<lb/> bedeutend heiterer als in Javita und am Temi. Dieſer<lb/> Unterſchied rührt nach meiner Anſicht daher, daß dort die<lb/> Savannen am unteren Rio Negro in der Nähe liegen, über<lb/> die der Oſtwind frei wehen kann, und die durch ihre Strah-<lb/> lung einen ſtärkeren aufſteigenden Luftſtrom verurſachen als<lb/> bewaldetes Land.</p><lb/> <p>Es iſt in Javita kühler als in Maypures, aber bedeutend<lb/> heißer als am Rio Negro. Der hundertteilige Thermometer<lb/> ſtand bei Tage auf 26 bis 27°, bei Nacht auf 21°; nördlich<lb/> von den Katarakten, beſonders nördlich von der Mündung<lb/> des Meta, war die Temperatur bei Tage meiſt 28 bis 30°,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">A. v. <hi rendition="#g">Humboldt</hi>, Reiſe. <hi rendition="#aq">III.</hi> 15</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [225/0233]
ſeinen Sitten, am ausſchweifendſten in ſeinen Trieben ſei von
allen Tieren der Menſch“.
Das Klima in San Antonio de Javita iſt ungemein
regneriſch. Sobald man über den dritten Breitengrad hinunter
dem Aequator zu kommt, findet man ſelten Gelegenheit, Sonne
und Geſtirne zu beobachten. Es regnet faſt das ganze Jahr
und der Himmel iſt beſtändig bedeckt. Da in dieſem unermeß-
lichen Urwalde von Guyana der Oſtwind nicht zu ſpüren iſt
und die Polarſtröme nicht hierher reichen, ſo wird die Luft-
ſäule, die auf dieſer Waldregion liegt, nicht durch trockenere
Schichten erſetzt. Der Waſſerdunſt, mit dem ſie geſättigt iſt,
verdichtet ſich zu äquatorialen Regengüſſen. Der Miſſionär
verſicherte uns, er habe hier oft vier, fünf Monate ohne Unter-
brechung regnen ſehen. Ich maß den Regen, der am 1. Mai
innerhalb 5 Stunden fiel: er ſtand 46,5 mm hoch, und am
3. Mai bekam ich ſogar 30 mm in 3 Stunden. Und zwar,
was wohl zu beachten, wurden dieſe Beobachtungen nicht bei
ſtarkem, ſondern bei ganz gewöhnlichem Regen angeſtellt. Be-
kanntlich fallen in Paris in ganzen Monaten, ſelbſt in den
naſſeſten, März, Juli und September, nur 62 bis 66 mm
Waſſer. Allerdings kommen auch bei uns Regengüſſe vor,
bei denen in der Stunde über 26 mm Waſſer fallen, man darf
aber nur den mittleren Zuſtand der Atmoſphäre in der ge-
mäßigten und in der heißen Zone vergleichen. Aus den Be-
obachtungen, die ich hintereinander im Hafen von Guayaquil
an der Südſee und in der Stadt Quito in 2908 m Meeres-
höhe angeſtellt, ſcheint hervorzugehen, daß gewöhnlich auf dem
Rücken der Anden in der Stunde 2 bis 3mal weniger Waſſer
fällt als im Niveau des Meeres. Es regnet im Gebirge
öfter, dabei fällt aber in einer gegebenen Zeit weniger Waſſer.
Am Rio Negro in Maroa und San Carlos iſt der Himmel
bedeutend heiterer als in Javita und am Temi. Dieſer
Unterſchied rührt nach meiner Anſicht daher, daß dort die
Savannen am unteren Rio Negro in der Nähe liegen, über
die der Oſtwind frei wehen kann, und die durch ihre Strah-
lung einen ſtärkeren aufſteigenden Luftſtrom verurſachen als
bewaldetes Land.
Es iſt in Javita kühler als in Maypures, aber bedeutend
heißer als am Rio Negro. Der hundertteilige Thermometer
ſtand bei Tage auf 26 bis 27°, bei Nacht auf 21°; nördlich
von den Katarakten, beſonders nördlich von der Mündung
des Meta, war die Temperatur bei Tage meiſt 28 bis 30°,
A. v. Humboldt, Reiſe. III. 15
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