Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.Fernando gibt es viele Krokodile, und dieser Umstand beweist, Am 27. April. Die Nacht war schön, schwärzliche Fernando gibt es viele Krokodile, und dieſer Umſtand beweiſt, Am 27. April. Die Nacht war ſchön, ſchwärzliche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0220" n="212"/> Fernando gibt es viele Krokodile, und dieſer Umſtand beweiſt,<lb/> wie oben bemerkt, daß dieſes Flußſtück zum Guaviare, nicht<lb/> zum Atabapo gehört. Im eigentlichen Bett des letzteren ober-<lb/> halb San Fernando gibt es keine Krokodile mehr; man trifft<lb/> hie und da einen <hi rendition="#g">Bava</hi> an und viele <hi rendition="#g">Süßwaſſerdelphine</hi>,<lb/> aber keine Seekühe. Man ſucht hier auch vergeblich den<lb/> Chiguire, die Araguaten oder großen Brüllaffen, den Zamuro<lb/> oder <hi rendition="#aq">Vultur aura</hi> und den Faſanen mit der Haube, den ſo-<lb/> genannten <hi rendition="#g">Guacharaca</hi>. Ungeheure Waſſernattern, im<lb/> Habitus der <hi rendition="#g">Boa</hi> gleich, ſind leider ſehr häufig und werden<lb/> den Indianern beim Baden gefährlich. Gleich in den erſten<lb/> Tagen ſahen wir welche neben unſerer Piroge herſchwimmen,<lb/> die 4 bis 5 <hi rendition="#aq">m</hi> lang waren. Die Jaguare am Atabapo und<lb/> Temi ſind groß und gut genährt, ſie ſollen aber lange nicht<lb/> ſo keck ſein als die am Orinoko.</p><lb/> <p>Am 27. April. Die Nacht war ſchön, ſchwärzliche<lb/> Wolken liefen von Zeit zu Zeit ungemein raſch durch den<lb/> Zenith. In den unteren Schichten der Atmoſphäre regte ſich<lb/> kein Lüftchen, der allgemeine Oſtwind wehte erſt in 1950 <hi rendition="#aq">m</hi><lb/> Höhe. Ich betone dieſen Umſtand: die Bewegung, die wir<lb/> bemerkten, war keine Folge von Gegenſtrömungen (von Weſt<lb/> nach Oſt), wie man ſie zuweilen in der heißen Zone auf den<lb/> höchſten Gebirgen der Kordilleren wahrzunehmen glaubt, ſie<lb/> rührte vielmehr von einer eigentlichen Briſe, vom Oſtwind<lb/> her. Ich konnte die Meridianhöhe von α im ſüdlichen Kreuz<lb/> gut beobachten; die einzelnen Reſultate ſchwankten nur um<lb/> 8 bis 10 Sekunden um das Mittel. Die Breite von Gua-<lb/> paſoſo iſt 3° 53′ 55″. Das ſchwarze Waſſer des Fluſſes<lb/> diente mir als Horizont, und dieſe Beobachtungen machten<lb/> mir um ſo mehr Vergnügen, als wir auf den Flüſſen mit<lb/> weißem Waſſer, auf dem Apure und Orinoko, von den In-<lb/> ſekten furchtbar zerſtochen worden waren, während Bonpland<lb/> die Zeit am Chronometer beobachtete und ich den Horizont<lb/> richtete. Wir brachen um 2 Uhr von den Conucos von Gua-<lb/> paſoſo auf. Wir fuhren immer nach Süden hinauf und ſahen<lb/> den Fluß oder vielmehr den von Bäumen freien Teil ſeines<lb/> Bettes immer ſchmaler werden. Gegen Sonnenaufgang fing<lb/> es an zu regnen. Wir waren an dieſe Wälder, in denen es<lb/> weniger Tiere gibt als am Orinoko, noch nicht gewöhnt, und<lb/> ſo wunderten wir uns beinahe, daß wir die Araguaten nicht<lb/> mehr brüllen hörten. Die Delphine oder Toninas ſpielten<lb/> um unſer Kanoe. Nach Colebrooke begleitet der <hi rendition="#aq">Delphinus<lb/></hi></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [212/0220]
Fernando gibt es viele Krokodile, und dieſer Umſtand beweiſt,
wie oben bemerkt, daß dieſes Flußſtück zum Guaviare, nicht
zum Atabapo gehört. Im eigentlichen Bett des letzteren ober-
halb San Fernando gibt es keine Krokodile mehr; man trifft
hie und da einen Bava an und viele Süßwaſſerdelphine,
aber keine Seekühe. Man ſucht hier auch vergeblich den
Chiguire, die Araguaten oder großen Brüllaffen, den Zamuro
oder Vultur aura und den Faſanen mit der Haube, den ſo-
genannten Guacharaca. Ungeheure Waſſernattern, im
Habitus der Boa gleich, ſind leider ſehr häufig und werden
den Indianern beim Baden gefährlich. Gleich in den erſten
Tagen ſahen wir welche neben unſerer Piroge herſchwimmen,
die 4 bis 5 m lang waren. Die Jaguare am Atabapo und
Temi ſind groß und gut genährt, ſie ſollen aber lange nicht
ſo keck ſein als die am Orinoko.
Am 27. April. Die Nacht war ſchön, ſchwärzliche
Wolken liefen von Zeit zu Zeit ungemein raſch durch den
Zenith. In den unteren Schichten der Atmoſphäre regte ſich
kein Lüftchen, der allgemeine Oſtwind wehte erſt in 1950 m
Höhe. Ich betone dieſen Umſtand: die Bewegung, die wir
bemerkten, war keine Folge von Gegenſtrömungen (von Weſt
nach Oſt), wie man ſie zuweilen in der heißen Zone auf den
höchſten Gebirgen der Kordilleren wahrzunehmen glaubt, ſie
rührte vielmehr von einer eigentlichen Briſe, vom Oſtwind
her. Ich konnte die Meridianhöhe von α im ſüdlichen Kreuz
gut beobachten; die einzelnen Reſultate ſchwankten nur um
8 bis 10 Sekunden um das Mittel. Die Breite von Gua-
paſoſo iſt 3° 53′ 55″. Das ſchwarze Waſſer des Fluſſes
diente mir als Horizont, und dieſe Beobachtungen machten
mir um ſo mehr Vergnügen, als wir auf den Flüſſen mit
weißem Waſſer, auf dem Apure und Orinoko, von den In-
ſekten furchtbar zerſtochen worden waren, während Bonpland
die Zeit am Chronometer beobachtete und ich den Horizont
richtete. Wir brachen um 2 Uhr von den Conucos von Gua-
paſoſo auf. Wir fuhren immer nach Süden hinauf und ſahen
den Fluß oder vielmehr den von Bäumen freien Teil ſeines
Bettes immer ſchmaler werden. Gegen Sonnenaufgang fing
es an zu regnen. Wir waren an dieſe Wälder, in denen es
weniger Tiere gibt als am Orinoko, noch nicht gewöhnt, und
ſo wunderten wir uns beinahe, daß wir die Araguaten nicht
mehr brüllen hörten. Die Delphine oder Toninas ſpielten
um unſer Kanoe. Nach Colebrooke begleitet der Delphinus
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