Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.Negro jährlich nach Angostura schickt, um die Löhnung der Am 17. April. Nach dreistündigem Marsche kamen wir Im Weiterfahren fanden wir den Orinoko frei von Klippen, Am 18. April. Wir brachen um 3 Uhr morgens auf, Negro jährlich nach Angoſtura ſchickt, um die Löhnung der Am 17. April. Nach dreiſtündigem Marſche kamen wir Im Weiterfahren fanden wir den Orinoko frei von Klippen, Am 18. April. Wir brachen um 3 Uhr morgens auf, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0172" n="164"/> Negro jährlich nach Angoſtura ſchickt, um die Löhnung der<lb/> Truppen zu holen, nicht mehr als fünf Pirogen vom oberen<lb/> Orinoko, die zur Schildkröteneierernte fuhren, und acht mit<lb/> Handelsgut beladene Kanoen ſah.</p><lb/> <p>Am 17. April. Nach dreiſtündigem Marſche kamen wir<lb/> gegen 11 Uhr morgens bei unſerem Fahrzeuge an. Pater<lb/> Zea ließ mit unſeren Inſtrumenten den wenigen Mundvorrat<lb/> einſchiffen, den man für die Reiſe, die er mit uns fortſetzen<lb/> ſollte, hatte auftreiben können: ein paar Bananenbüſchel,<lb/> Maniok und Hühner. Dicht am Landungsplatze fuhren wir<lb/> am Einfluſſe des Cataniapo vorbei, eines kleinen Fluſſes, an<lb/> deſſen Ufern, drei Tagereiſen weit, die Macos oder Piaroas<lb/> hauſen, die zur großen Familie der Salivas-Völker gehören.<lb/> Wir haben oben Gelegenheit gehabt, ihre Gutmütigkeit und<lb/> ihre Neigung zur Landwirtſchaft zu rühmen.</p><lb/> <p>Im Weiterfahren fanden wir den Orinoko frei von Klippen,<lb/> und nach einigen Stunden gingen wir über den Raudal von<lb/> Garcita, deſſen Stromſchnellen bei Hochwaſſer leicht zu über-<lb/> winden ſind. Im Oſten kommt die kleine Bergkette Cuma-<lb/> daminari zum Vorſchein, die aus Gneis, nicht aus geſchich-<lb/> tetem Granit beſteht. Auffallend war uns eine Reihe großer<lb/> Löcher mehr als 58 <hi rendition="#aq">m</hi> über dem jetzigen Spiegel des Orinoko,<lb/> die dennoch vom Waſſer ausgewaſchen ſcheinen. Wir werden<lb/> ſpäter ſehen, daß dieſe Erſcheinung beinahe in derſelben Höhe<lb/> an den Felſen neben den Katarakten von Maypures und<lb/> 225 <hi rendition="#aq">km</hi> gegen Oſt beim Einfluſſe des Rio Jao vorkommt.<lb/> Wir übernachteten im Freien am linken Stromufer unterhalb<lb/> der Inſel Tomo. Die Nacht war ſchön und hell, aber die<lb/> Moskitoſchicht nahe am Boden ſo dick, daß ich mit dem<lb/> Nivellement des künſtlichen Horizontes nicht fertig werden<lb/> konnte und um die Sternbeobachtung kam. Ein Queckſilber-<lb/> horizont wäre mir auf dieſer Reiſe von großem Nutzen ge-<lb/> weſen.</p><lb/> <p>Am 18. April. Wir brachen um 3 Uhr morgens auf,<lb/> um deſto ſicherer vor Einbruch der Nacht den unter dem Namen<lb/> Raudal de Guahibos bekannten Katarakt zu erreichen. Wir<lb/> legten am Einfluſſe des Rio Tomo an; die Indianer lagerten<lb/> ſich am Ufer, um ihr Eſſen zu bereiten und ein wenig zu<lb/> ruhen. Es war gegen 5 Uhr abends, als wir vor dem Raudal<lb/> ankamen. Es war keine geringe Aufgabe, die Strömung<lb/> hinaufzukommen und eine Waſſermaſſe zu überwinden, die ſich<lb/> von einer mehrere Fuß hohen Gneisbank ſtürzt. Ein Indianer<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [164/0172]
Negro jährlich nach Angoſtura ſchickt, um die Löhnung der
Truppen zu holen, nicht mehr als fünf Pirogen vom oberen
Orinoko, die zur Schildkröteneierernte fuhren, und acht mit
Handelsgut beladene Kanoen ſah.
Am 17. April. Nach dreiſtündigem Marſche kamen wir
gegen 11 Uhr morgens bei unſerem Fahrzeuge an. Pater
Zea ließ mit unſeren Inſtrumenten den wenigen Mundvorrat
einſchiffen, den man für die Reiſe, die er mit uns fortſetzen
ſollte, hatte auftreiben können: ein paar Bananenbüſchel,
Maniok und Hühner. Dicht am Landungsplatze fuhren wir
am Einfluſſe des Cataniapo vorbei, eines kleinen Fluſſes, an
deſſen Ufern, drei Tagereiſen weit, die Macos oder Piaroas
hauſen, die zur großen Familie der Salivas-Völker gehören.
Wir haben oben Gelegenheit gehabt, ihre Gutmütigkeit und
ihre Neigung zur Landwirtſchaft zu rühmen.
Im Weiterfahren fanden wir den Orinoko frei von Klippen,
und nach einigen Stunden gingen wir über den Raudal von
Garcita, deſſen Stromſchnellen bei Hochwaſſer leicht zu über-
winden ſind. Im Oſten kommt die kleine Bergkette Cuma-
daminari zum Vorſchein, die aus Gneis, nicht aus geſchich-
tetem Granit beſteht. Auffallend war uns eine Reihe großer
Löcher mehr als 58 m über dem jetzigen Spiegel des Orinoko,
die dennoch vom Waſſer ausgewaſchen ſcheinen. Wir werden
ſpäter ſehen, daß dieſe Erſcheinung beinahe in derſelben Höhe
an den Felſen neben den Katarakten von Maypures und
225 km gegen Oſt beim Einfluſſe des Rio Jao vorkommt.
Wir übernachteten im Freien am linken Stromufer unterhalb
der Inſel Tomo. Die Nacht war ſchön und hell, aber die
Moskitoſchicht nahe am Boden ſo dick, daß ich mit dem
Nivellement des künſtlichen Horizontes nicht fertig werden
konnte und um die Sternbeobachtung kam. Ein Queckſilber-
horizont wäre mir auf dieſer Reiſe von großem Nutzen ge-
weſen.
Am 18. April. Wir brachen um 3 Uhr morgens auf,
um deſto ſicherer vor Einbruch der Nacht den unter dem Namen
Raudal de Guahibos bekannten Katarakt zu erreichen. Wir
legten am Einfluſſe des Rio Tomo an; die Indianer lagerten
ſich am Ufer, um ihr Eſſen zu bereiten und ein wenig zu
ruhen. Es war gegen 5 Uhr abends, als wir vor dem Raudal
ankamen. Es war keine geringe Aufgabe, die Strömung
hinaufzukommen und eine Waſſermaſſe zu überwinden, die ſich
von einer mehrere Fuß hohen Gneisbank ſtürzt. Ein Indianer
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