Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.gerieben, es folgte aber keine Geschwulst darauf. Die reizende Ich habe am Ende dieses Kapitels alles zusammen- Je weiter man gegen die Hochebene der Anden hinauf- gerieben, es folgte aber keine Geſchwulſt darauf. Die reizende Ich habe am Ende dieſes Kapitels alles zuſammen- Je weiter man gegen die Hochebene der Anden hinauf- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0167" n="159"/> gerieben, es folgte aber keine Geſchwulſt darauf. Die reizende<lb/> Flüſſigkeit der <hi rendition="#aq">Diptera Nemocera,</hi> die nach den bisherigen<lb/> chemiſchen Unterſuchungen ſich nicht wie eine Säure verhält,<lb/> iſt, wie bei den Ameiſen und anderen Hymenopteren, in<lb/> eigenen Drüſen enthalten; dieſelbe iſt wahrſcheinlich zu ſehr<lb/> verdünnt und damit zu ſchwach, wenn man die Haut mit<lb/> dem ganzen zerdrückten Tiere reibt.</p><lb/> <p>Ich habe am Ende dieſes Kapitels alles zuſammen-<lb/> geſtellt, was wir auf unſeren Reiſen über Erſcheinungen in<lb/> Erfahrung bringen konnten, die bisher von der Naturforſchung<lb/> auffallend vernachläſſigt wurden, obgleich ſie auf das Wohl<lb/> der Bevölkerung, die Geſundheit der Länder und die Grün-<lb/> dung neuer Kolonieen an den Strömen des tropiſchen Amerika<lb/> von bedeutendem Einfluß ſind. Ich bedarf wohl keiner Recht-<lb/> fertigung, daß ich dieſen Gegenſtand mit einer Umſtändlichkeit<lb/> behandelt habe, die kleinlich erſcheinen könnte, fiele nicht der-<lb/> ſelbe unter einen allgemeineren phyſiologiſchen Geſichtspunkt.<lb/> Unſere Einbildungskraft wird nur vom Großen ſtark angeregt,<lb/> und ſo iſt es Sache der Naturphiloſophie, beim Kleinen zu<lb/> verweilen. Wir haben geſehen, wie geflügelte, geſellig lebende<lb/> Inſekten, die in ihrem Saugrüſſel eine die Haut reizende<lb/> Flüſſigkeit bergen, große Länder faſt unbewohnbar machen.<lb/> Andere, gleichfalls kleine Inſekten, die Termiten (Comejen),<lb/> ſetzen in mehreren heißen und gemäßigten Ländern des tro-<lb/> piſchen Erdſtriches der Entwickelung der Kultur ſchwer zu be-<lb/> ſiegende Hinderniſſe entgegen. Furchtbar raſch verzehren ſie<lb/> Papier, Pappe, Pergament; ſie zerſtören Archive und Biblio-<lb/> theken. In ganzen Provinzen von Spaniſch-Amerika gibt es<lb/> keine geſchriebene Urkunde, die hundert Jahre alt wäre. Wie<lb/> ſoll ſich die Kultur bei den Völkern entwickeln, wenn nicht<lb/> Gegenwart und Vergangenheit verknüpft, wenn man die<lb/> Niederlagen menſchlicher Kenntniſſe öfters erneuern muß, wenn<lb/> die geiſtige Errungenſchaft der Nachwelt nicht überliefert wer-<lb/> den kann?</p><lb/> <p>Je weiter man gegen die Hochebene der Anden hinauf-<lb/> kommt, deſto mehr ſchwindet dieſe Plage. Dort atmet der<lb/> Menſch eine friſche, reine Luft, und die Inſekten ſtören nicht<lb/> mehr Tagesarbeit und Nachtruhe. Dort kann man Urkunden<lb/> in Archiven niederlegen ohne Furcht vor gefährlichen Ter-<lb/> miten. In 390 <hi rendition="#aq">m</hi> Meereshöhe fürchtet man die Mücken nicht<lb/> mehr; die Termiten ſind in 580 <hi rendition="#aq">m</hi> Höhe ſehr häufig, aber<lb/> in Mexiko, Santa F<hi rendition="#aq">é</hi> de Bogota und Quito kommen ſie ſelten<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [159/0167]
gerieben, es folgte aber keine Geſchwulſt darauf. Die reizende
Flüſſigkeit der Diptera Nemocera, die nach den bisherigen
chemiſchen Unterſuchungen ſich nicht wie eine Säure verhält,
iſt, wie bei den Ameiſen und anderen Hymenopteren, in
eigenen Drüſen enthalten; dieſelbe iſt wahrſcheinlich zu ſehr
verdünnt und damit zu ſchwach, wenn man die Haut mit
dem ganzen zerdrückten Tiere reibt.
Ich habe am Ende dieſes Kapitels alles zuſammen-
geſtellt, was wir auf unſeren Reiſen über Erſcheinungen in
Erfahrung bringen konnten, die bisher von der Naturforſchung
auffallend vernachläſſigt wurden, obgleich ſie auf das Wohl
der Bevölkerung, die Geſundheit der Länder und die Grün-
dung neuer Kolonieen an den Strömen des tropiſchen Amerika
von bedeutendem Einfluß ſind. Ich bedarf wohl keiner Recht-
fertigung, daß ich dieſen Gegenſtand mit einer Umſtändlichkeit
behandelt habe, die kleinlich erſcheinen könnte, fiele nicht der-
ſelbe unter einen allgemeineren phyſiologiſchen Geſichtspunkt.
Unſere Einbildungskraft wird nur vom Großen ſtark angeregt,
und ſo iſt es Sache der Naturphiloſophie, beim Kleinen zu
verweilen. Wir haben geſehen, wie geflügelte, geſellig lebende
Inſekten, die in ihrem Saugrüſſel eine die Haut reizende
Flüſſigkeit bergen, große Länder faſt unbewohnbar machen.
Andere, gleichfalls kleine Inſekten, die Termiten (Comejen),
ſetzen in mehreren heißen und gemäßigten Ländern des tro-
piſchen Erdſtriches der Entwickelung der Kultur ſchwer zu be-
ſiegende Hinderniſſe entgegen. Furchtbar raſch verzehren ſie
Papier, Pappe, Pergament; ſie zerſtören Archive und Biblio-
theken. In ganzen Provinzen von Spaniſch-Amerika gibt es
keine geſchriebene Urkunde, die hundert Jahre alt wäre. Wie
ſoll ſich die Kultur bei den Völkern entwickeln, wenn nicht
Gegenwart und Vergangenheit verknüpft, wenn man die
Niederlagen menſchlicher Kenntniſſe öfters erneuern muß, wenn
die geiſtige Errungenſchaft der Nachwelt nicht überliefert wer-
den kann?
Je weiter man gegen die Hochebene der Anden hinauf-
kommt, deſto mehr ſchwindet dieſe Plage. Dort atmet der
Menſch eine friſche, reine Luft, und die Inſekten ſtören nicht
mehr Tagesarbeit und Nachtruhe. Dort kann man Urkunden
in Archiven niederlegen ohne Furcht vor gefährlichen Ter-
miten. In 390 m Meereshöhe fürchtet man die Mücken nicht
mehr; die Termiten ſind in 580 m Höhe ſehr häufig, aber
in Mexiko, Santa Fé de Bogota und Quito kommen ſie ſelten
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