lassungen, aber vom Einfluß des Pauto und des Casanare an, über 225 km weit, machen die wilden Guahibos den Meta unsicher.
Zur Jesuitenzeit, besonders aber zur Zeit von Ituriagas Expedition im Jahre 1756 war die Schiffahrt auf dem Strome weit stärker als jetzt. Missionäre aus einem Orden waren damals Herren an den Ufern des Meta und des Orinoko. Die Dörfer Macuco, Zurimena, Casimena einerseits, anderer- seits Uruana, Encaramada, Carichana waren von den Jesuiten gegründet. Die Patres gingen damit um, vom Einfluß des Casanare in den Meta bis zum Einfluß des Meta in den Orinoko eine Reihe von Missionen zu gründen, so daß ein schmaler Streif bebauten Landes über die weite Steppe zwi- schen den Wäldern von Guyana und den Anden von Neu- granada gelaufen wäre. Außer dem Mehl von Santa Fe gingen damals zur Zeit der "Schildkröteneierernte" das Salz von Chita, die Baumwollenzeuge von San Gil und die ge- druckten Decken von Socorro den Fluß herunter. Um den Krämern, die diesen Binnenhandel trieben, einigermaßen Sicher- heit zu verschaffen, machte man vom Castillo oder Fort Carichana aus von Zeit zu Zeit einen Angriff auf die Gua- hibosindianer.
Da auf demselben Wege, der den Handel mit den Pro- dukten von Neugranada förderte, das geschmuggelte Gut von der Küste von Guyana ins Land ging, so setzte es der Handels- stand von Cartagena de Indias bei der Regierung durch, daß der freie Handel auf dem Meta bedeutend beschränkt wurde. Derselbe Geist des Monopols schloß den Meta, den Rio Atracto und den Amazonenstrom. Es ist doch eine wun- derliche Politik von seiten der Mutterländer, zu glauben, es sei vorteilhaft, Länder, wo die Natur Keime der Fruchtbarkeit mit vollen Händen ausgestreut, unangebaut liegen zu lassen. Daß das Land nicht bewohnt ist, haben sich nun die wilden Indianer allerorten zu nutze gemacht. Sie sind an die Flüsse herangerückt, sie machen Angriffe auf die Vorüberfahrenden, sie suchen wiederzuerobern, was sie seit Jahrhunderten verloren. Um die Guahibos im Zaume zu halten, wollten die Kapuziner, welche als Leiter der Missionen am Orinoko auf die Jesuiten folgten, an der Ausmündung des Meta unter dem Namen Villa de San Carlos eine Stadt bauen. Trägheit und die Furcht vor dem dreitägigen Fieber ließen es nicht dazu kommen und ein sauber gemaltes Wappen auf einem
laſſungen, aber vom Einfluß des Pauto und des Caſanare an, über 225 km weit, machen die wilden Guahibos den Meta unſicher.
Zur Jeſuitenzeit, beſonders aber zur Zeit von Ituriagas Expedition im Jahre 1756 war die Schiffahrt auf dem Strome weit ſtärker als jetzt. Miſſionäre aus einem Orden waren damals Herren an den Ufern des Meta und des Orinoko. Die Dörfer Macuco, Zurimena, Caſimena einerſeits, anderer- ſeits Uruana, Encaramada, Carichana waren von den Jeſuiten gegründet. Die Patres gingen damit um, vom Einfluß des Caſanare in den Meta bis zum Einfluß des Meta in den Orinoko eine Reihe von Miſſionen zu gründen, ſo daß ein ſchmaler Streif bebauten Landes über die weite Steppe zwi- ſchen den Wäldern von Guyana und den Anden von Neu- granada gelaufen wäre. Außer dem Mehl von Santa Fé gingen damals zur Zeit der „Schildkröteneierernte“ das Salz von Chita, die Baumwollenzeuge von San Gil und die ge- druckten Decken von Socorro den Fluß herunter. Um den Krämern, die dieſen Binnenhandel trieben, einigermaßen Sicher- heit zu verſchaffen, machte man vom Caſtillo oder Fort Carichana aus von Zeit zu Zeit einen Angriff auf die Gua- hibosindianer.
Da auf demſelben Wege, der den Handel mit den Pro- dukten von Neugranada förderte, das geſchmuggelte Gut von der Küſte von Guyana ins Land ging, ſo ſetzte es der Handels- ſtand von Cartagena de Indias bei der Regierung durch, daß der freie Handel auf dem Meta bedeutend beſchränkt wurde. Derſelbe Geiſt des Monopols ſchloß den Meta, den Rio Atracto und den Amazonenſtrom. Es iſt doch eine wun- derliche Politik von ſeiten der Mutterländer, zu glauben, es ſei vorteilhaft, Länder, wo die Natur Keime der Fruchtbarkeit mit vollen Händen ausgeſtreut, unangebaut liegen zu laſſen. Daß das Land nicht bewohnt iſt, haben ſich nun die wilden Indianer allerorten zu nutze gemacht. Sie ſind an die Flüſſe herangerückt, ſie machen Angriffe auf die Vorüberfahrenden, ſie ſuchen wiederzuerobern, was ſie ſeit Jahrhunderten verloren. Um die Guahibos im Zaume zu halten, wollten die Kapuziner, welche als Leiter der Miſſionen am Orinoko auf die Jeſuiten folgten, an der Ausmündung des Meta unter dem Namen Villa de San Carlos eine Stadt bauen. Trägheit und die Furcht vor dem dreitägigen Fieber ließen es nicht dazu kommen und ein ſauber gemaltes Wappen auf einem
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laſſungen, aber vom Einfluß des Pauto und des Caſanare an,
über 225 km weit, machen die wilden Guahibos den Meta
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Zur Jeſuitenzeit, beſonders aber zur Zeit von Ituriagas
Expedition im Jahre 1756 war die Schiffahrt auf dem Strome
weit ſtärker als jetzt. Miſſionäre aus einem Orden waren
damals Herren an den Ufern des Meta und des Orinoko.
Die Dörfer Macuco, Zurimena, Caſimena einerſeits, anderer-
ſeits Uruana, Encaramada, Carichana waren von den Jeſuiten
gegründet. Die Patres gingen damit um, vom Einfluß des
Caſanare in den Meta bis zum Einfluß des Meta in den
Orinoko eine Reihe von Miſſionen zu gründen, ſo daß ein
ſchmaler Streif bebauten Landes über die weite Steppe zwi-
ſchen den Wäldern von Guyana und den Anden von Neu-
granada gelaufen wäre. Außer dem Mehl von Santa Fé
gingen damals zur Zeit der „Schildkröteneierernte“ das Salz
von Chita, die Baumwollenzeuge von San Gil und die ge-
druckten Decken von Socorro den Fluß herunter. Um den
Krämern, die dieſen Binnenhandel trieben, einigermaßen Sicher-
heit zu verſchaffen, machte man vom Caſtillo oder Fort
Carichana aus von Zeit zu Zeit einen Angriff auf die Gua-
hibosindianer.
Da auf demſelben Wege, der den Handel mit den Pro-
dukten von Neugranada förderte, das geſchmuggelte Gut von
der Küſte von Guyana ins Land ging, ſo ſetzte es der Handels-
ſtand von Cartagena de Indias bei der Regierung durch,
daß der freie Handel auf dem Meta bedeutend beſchränkt
wurde. Derſelbe Geiſt des Monopols ſchloß den Meta, den
Rio Atracto und den Amazonenſtrom. Es iſt doch eine wun-
derliche Politik von ſeiten der Mutterländer, zu glauben, es
ſei vorteilhaft, Länder, wo die Natur Keime der Fruchtbarkeit
mit vollen Händen ausgeſtreut, unangebaut liegen zu laſſen.
Daß das Land nicht bewohnt iſt, haben ſich nun die wilden
Indianer allerorten zu nutze gemacht. Sie ſind an die Flüſſe
herangerückt, ſie machen Angriffe auf die Vorüberfahrenden,
ſie ſuchen wiederzuerobern, was ſie ſeit Jahrhunderten
verloren. Um die Guahibos im Zaume zu halten, wollten
die Kapuziner, welche als Leiter der Miſſionen am Orinoko
auf die Jeſuiten folgten, an der Ausmündung des Meta unter
dem Namen Villa de San Carlos eine Stadt bauen. Trägheit
und die Furcht vor dem dreitägigen Fieber ließen es nicht
dazu kommen und ein ſauber gemaltes Wappen auf einem
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Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial03_1859/103>, abgerufen am 16.07.2024.
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