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Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859.

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regelmäßigen täglichen Schwankungen in der elektrischen Span-
nung der Luft unter den Tropen, ein Verhältnis, das mit
den Schwankungen in der Temperatur und mit dem Sonnen-
stande in auffallendem Zusammenhange steht.

Die von einem ausgezeichneten Arzte in Guayra neun
Monate lang angestellten thermometrischen Beobachtungen,
von denen ich Einsicht bekam, setzten mich instand, das
Klima dieses Hafens mit dem von Cumana, Havana und
Veracruz zu vergleichen. Diese Vergleichung erscheint um
so interessanter, als der Gegenstand in den spanischen Kolo-
nieen und unter den Seeleuten, die diese Länder besuchen, ein
unerschöpflicher Stoff der Unterhaltung ist. Da in diesem
Falle das Zeugnis der Sinne ungemein leicht täuscht, so läßt
sich über die Verschiedenheit von Klimaten nur nach Zahlen-
verhältnissen urteilen.

Die vier eben genannten Orte gelten für die heißesten
auf dem Küstenstriche der Neuen Welt; ihre Vergleichung mag
dazu dienen, die schon öfters von uns gemachte Bemerkung
zu bestätigen, daß im allgemeinen nur das lange Anhalten
einer hohen Temperatur, nicht die übermäßige Hitze oder
die absolute Wärmemenge den Bewohnern der heißen Zone
lästig wird.

Das Mittel aus den Beobachtungen um Mittag vom
27. Juni bis 16. November war in Guayra 31,6° des
hundertteiligen Thermometers, in Cumana 29,3°, in Vera-
cruz 28,7°, in der Havana 29,5°. Die täglichen Abwei-
chungen betrugen zur selben Stunde nicht leicht über 0,8°
bis 1,4°. Während dieser ganzen Zeit regnete es nur vier-
mal und nur 7 bis 8 Minuten lang. Dies ist der Zeit-
punkt, wo das gelbe Fieber herrscht, das in Guayra wie in
Veracruz und auf der Insel St. Vincent gemeiniglich auf-
hört, sobald die Tagestemperatur auf 24 bis 25° herab-
geht. Die mittlere Temperatur des heißesten Monats war in
Guayra etwa 29,3°, in Cumana 29,1°, in Veracruz 27,7°, in
Kairo, nach Nouet, 29,9°, in Rom 25,0°. Vom 16. No-
vember bis 19. Dezember war die mittlere Temperatur in
Guayra um Mittag nur 24,3°, bei Nacht 21,6°. Um diese
Zeit leidet man immer am wenigsten von der Hitze. Ich
glaube übrigens, daß man den Thermometer (kurz vor Sonnen-
aufgang) nicht unter 21° fallen sieht; in Cumana fällt er
zuweilen auf 21,2°, in Veracruz auf 16°, in der Havana
(immer nur bei Nordwind) auf 8° und selbst darunter. Die

regelmäßigen täglichen Schwankungen in der elektriſchen Span-
nung der Luft unter den Tropen, ein Verhältnis, das mit
den Schwankungen in der Temperatur und mit dem Sonnen-
ſtande in auffallendem Zuſammenhange ſteht.

Die von einem ausgezeichneten Arzte in Guayra neun
Monate lang angeſtellten thermometriſchen Beobachtungen,
von denen ich Einſicht bekam, ſetzten mich inſtand, das
Klima dieſes Hafens mit dem von Cumana, Havana und
Veracruz zu vergleichen. Dieſe Vergleichung erſcheint um
ſo intereſſanter, als der Gegenſtand in den ſpaniſchen Kolo-
nieen und unter den Seeleuten, die dieſe Länder beſuchen, ein
unerſchöpflicher Stoff der Unterhaltung iſt. Da in dieſem
Falle das Zeugnis der Sinne ungemein leicht täuſcht, ſo läßt
ſich über die Verſchiedenheit von Klimaten nur nach Zahlen-
verhältniſſen urteilen.

Die vier eben genannten Orte gelten für die heißeſten
auf dem Küſtenſtriche der Neuen Welt; ihre Vergleichung mag
dazu dienen, die ſchon öfters von uns gemachte Bemerkung
zu beſtätigen, daß im allgemeinen nur das lange Anhalten
einer hohen Temperatur, nicht die übermäßige Hitze oder
die abſolute Wärmemenge den Bewohnern der heißen Zone
läſtig wird.

Das Mittel aus den Beobachtungen um Mittag vom
27. Juni bis 16. November war in Guayra 31,6° des
hundertteiligen Thermometers, in Cumana 29,3°, in Vera-
cruz 28,7°, in der Havana 29,5°. Die täglichen Abwei-
chungen betrugen zur ſelben Stunde nicht leicht über 0,8°
bis 1,4°. Während dieſer ganzen Zeit regnete es nur vier-
mal und nur 7 bis 8 Minuten lang. Dies iſt der Zeit-
punkt, wo das gelbe Fieber herrſcht, das in Guayra wie in
Veracruz und auf der Inſel St. Vincent gemeiniglich auf-
hört, ſobald die Tagestemperatur auf 24 bis 25° herab-
geht. Die mittlere Temperatur des heißeſten Monats war in
Guayra etwa 29,3°, in Cumana 29,1°, in Veracruz 27,7°, in
Kairo, nach Nouet, 29,9°, in Rom 25,0°. Vom 16. No-
vember bis 19. Dezember war die mittlere Temperatur in
Guayra um Mittag nur 24,3°, bei Nacht 21,6°. Um dieſe
Zeit leidet man immer am wenigſten von der Hitze. Ich
glaube übrigens, daß man den Thermometer (kurz vor Sonnen-
aufgang) nicht unter 21° fallen ſieht; in Cumana fällt er
zuweilen auf 21,2°, in Veracruz auf 16°, in der Havana
(immer nur bei Nordwind) auf 8° und ſelbſt darunter. Die

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[79/0087] regelmäßigen täglichen Schwankungen in der elektriſchen Span- nung der Luft unter den Tropen, ein Verhältnis, das mit den Schwankungen in der Temperatur und mit dem Sonnen- ſtande in auffallendem Zuſammenhange ſteht. Die von einem ausgezeichneten Arzte in Guayra neun Monate lang angeſtellten thermometriſchen Beobachtungen, von denen ich Einſicht bekam, ſetzten mich inſtand, das Klima dieſes Hafens mit dem von Cumana, Havana und Veracruz zu vergleichen. Dieſe Vergleichung erſcheint um ſo intereſſanter, als der Gegenſtand in den ſpaniſchen Kolo- nieen und unter den Seeleuten, die dieſe Länder beſuchen, ein unerſchöpflicher Stoff der Unterhaltung iſt. Da in dieſem Falle das Zeugnis der Sinne ungemein leicht täuſcht, ſo läßt ſich über die Verſchiedenheit von Klimaten nur nach Zahlen- verhältniſſen urteilen. Die vier eben genannten Orte gelten für die heißeſten auf dem Küſtenſtriche der Neuen Welt; ihre Vergleichung mag dazu dienen, die ſchon öfters von uns gemachte Bemerkung zu beſtätigen, daß im allgemeinen nur das lange Anhalten einer hohen Temperatur, nicht die übermäßige Hitze oder die abſolute Wärmemenge den Bewohnern der heißen Zone läſtig wird. Das Mittel aus den Beobachtungen um Mittag vom 27. Juni bis 16. November war in Guayra 31,6° des hundertteiligen Thermometers, in Cumana 29,3°, in Vera- cruz 28,7°, in der Havana 29,5°. Die täglichen Abwei- chungen betrugen zur ſelben Stunde nicht leicht über 0,8° bis 1,4°. Während dieſer ganzen Zeit regnete es nur vier- mal und nur 7 bis 8 Minuten lang. Dies iſt der Zeit- punkt, wo das gelbe Fieber herrſcht, das in Guayra wie in Veracruz und auf der Inſel St. Vincent gemeiniglich auf- hört, ſobald die Tagestemperatur auf 24 bis 25° herab- geht. Die mittlere Temperatur des heißeſten Monats war in Guayra etwa 29,3°, in Cumana 29,1°, in Veracruz 27,7°, in Kairo, nach Nouet, 29,9°, in Rom 25,0°. Vom 16. No- vember bis 19. Dezember war die mittlere Temperatur in Guayra um Mittag nur 24,3°, bei Nacht 21,6°. Um dieſe Zeit leidet man immer am wenigſten von der Hitze. Ich glaube übrigens, daß man den Thermometer (kurz vor Sonnen- aufgang) nicht unter 21° fallen ſieht; in Cumana fällt er zuweilen auf 21,2°, in Veracruz auf 16°, in der Havana (immer nur bei Nordwind) auf 8° und ſelbſt darunter. Die

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial02_1859/87>, abgerufen am 23.11.2024.