Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859.ihm angeschlossen, in Cumana krank an Typhus und mias- Als wir zur See von Cumana nach Guayra gingen, war 1 Die Cortex Angosturae unserer Pharmakopöen, die Rinde
der Bonplandia trifoliata. ihm angeſchloſſen, in Cumana krank an Typhus und mias- Als wir zur See von Cumana nach Guayra gingen, war 1 Die Cortex Angosturae unſerer Pharmakopöen, die Rinde
der Bonplandia trifoliata. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0069" n="61"/> ihm angeſchloſſen, in Cumana krank an Typhus und mias-<lb/> matiſchen Fiebern ankommen. Der Baum, deſſen Rinde <note place="foot" n="1">Die <hi rendition="#aq">Cortex Angosturae</hi> unſerer Pharmakopöen, die Rinde<lb/> der <hi rendition="#aq">Bonplandia trifoliata</hi>.</note> ein<lb/> treffliches Heilmittel gegen dieſe Fieber iſt, wächſt in denſelben<lb/> Thälern, am Saume derſelben Wälder, deren Ausdünſtungen<lb/> ſo gefährlich ſind. Der kranke Reiſende macht Halt in einer<lb/> Hütte, deren Bewohner nichts davon wiſſen, daß die Bäume,<lb/> welche die Thalgründe umher beſchatten, das Fieber vertreiben.</p><lb/> <p>Als wir zur See von Cumana nach Guayra gingen, war<lb/> unſer Plan der: wir wollten bis zum Ende der Regenzeit in<lb/> Caracas bleiben, von dort über die großen Ebenen oder <hi rendition="#g">Llanos</hi><lb/> in die Miſſionen am Orinoko reiſen, dieſen ungeheuren Strom<lb/> ſüdlich von den Katarakten bis zum Rio Negro und zur Grenze<lb/> von Braſilien hinauffahren und über die Hauptſtadt des ſpa-<lb/> niſchen Guyana, gemeiniglich wegen ihrer Lage <hi rendition="#g">Angoſtura</hi>,<lb/> d. h. Engpaß geheißen, nach Cumana zurückkehren. Wie lange<lb/> wir zu dieſer Reiſe von 3150 <hi rendition="#aq">km</hi>, wovon wir über zwei Dritt-<lb/> teile im Kanoe zu machen hatten, brauchen würden, ließ ſich<lb/> unmöglich beſtimmen. Auf den Küſten kennt man nur das<lb/> Stück des Orinoko nahe an ſeiner Mündung; mit den Miſ-<lb/> ſionen beſteht lediglich kein Handelsverkehr. Was jenſeits der<lb/> Llanos liegt, iſt für die Einwohner von Cumana und Ca-<lb/> racas unbekanntes Land. Die einen glauben, die mit Raſen<lb/> bedeckten Ebenen von Calabozo ziehen ſich 3600 <hi rendition="#aq">km</hi> gegen<lb/> Süden fort und ſtehen mit den Steppen oder Pampas von<lb/> Buenos Ayres in Verbindung; andere halten wegen der großen<lb/> Sterblichkeit unter den Truppen Iturriagas und Solanos auf<lb/> ihrem Zuge an den Orinoko alles Land ſüdlich von den Kata-<lb/> rakten von Atures für äußerſt ungeſund. In einem Lande,<lb/> wo man ſo wenig reiſt, findet man Gefallen daran, den<lb/> Fremden gegenüber die Gefahren, die vom Klima, von wilden<lb/> Tieren und Menſchen drohen, zu übertreiben. Wir waren an<lb/> dieſe Abſchreckungsmittel, welche die Koloniſten mit naiver<lb/> und gutgemeinter Offenheit in Anwendung bringen, noch nicht<lb/> gewöhnt; trotzdem hielten wir an dem einmal gefaßten Ent-<lb/> ſchluſſe feſt. Wir konnten auf die Teilnahme und Unter-<lb/> ſtützung des Statthalters der Provinz, Don Vicente Emparan,<lb/> uns verlaſſen, ſowie auf die Empfehlungen der Franziskaner-<lb/> mönche, welche an den Ufern des Orinoko die eigentlichen<lb/> Herren ſind.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [61/0069]
ihm angeſchloſſen, in Cumana krank an Typhus und mias-
matiſchen Fiebern ankommen. Der Baum, deſſen Rinde 1 ein
treffliches Heilmittel gegen dieſe Fieber iſt, wächſt in denſelben
Thälern, am Saume derſelben Wälder, deren Ausdünſtungen
ſo gefährlich ſind. Der kranke Reiſende macht Halt in einer
Hütte, deren Bewohner nichts davon wiſſen, daß die Bäume,
welche die Thalgründe umher beſchatten, das Fieber vertreiben.
Als wir zur See von Cumana nach Guayra gingen, war
unſer Plan der: wir wollten bis zum Ende der Regenzeit in
Caracas bleiben, von dort über die großen Ebenen oder Llanos
in die Miſſionen am Orinoko reiſen, dieſen ungeheuren Strom
ſüdlich von den Katarakten bis zum Rio Negro und zur Grenze
von Braſilien hinauffahren und über die Hauptſtadt des ſpa-
niſchen Guyana, gemeiniglich wegen ihrer Lage Angoſtura,
d. h. Engpaß geheißen, nach Cumana zurückkehren. Wie lange
wir zu dieſer Reiſe von 3150 km, wovon wir über zwei Dritt-
teile im Kanoe zu machen hatten, brauchen würden, ließ ſich
unmöglich beſtimmen. Auf den Küſten kennt man nur das
Stück des Orinoko nahe an ſeiner Mündung; mit den Miſ-
ſionen beſteht lediglich kein Handelsverkehr. Was jenſeits der
Llanos liegt, iſt für die Einwohner von Cumana und Ca-
racas unbekanntes Land. Die einen glauben, die mit Raſen
bedeckten Ebenen von Calabozo ziehen ſich 3600 km gegen
Süden fort und ſtehen mit den Steppen oder Pampas von
Buenos Ayres in Verbindung; andere halten wegen der großen
Sterblichkeit unter den Truppen Iturriagas und Solanos auf
ihrem Zuge an den Orinoko alles Land ſüdlich von den Kata-
rakten von Atures für äußerſt ungeſund. In einem Lande,
wo man ſo wenig reiſt, findet man Gefallen daran, den
Fremden gegenüber die Gefahren, die vom Klima, von wilden
Tieren und Menſchen drohen, zu übertreiben. Wir waren an
dieſe Abſchreckungsmittel, welche die Koloniſten mit naiver
und gutgemeinter Offenheit in Anwendung bringen, noch nicht
gewöhnt; trotzdem hielten wir an dem einmal gefaßten Ent-
ſchluſſe feſt. Wir konnten auf die Teilnahme und Unter-
ſtützung des Statthalters der Provinz, Don Vicente Emparan,
uns verlaſſen, ſowie auf die Empfehlungen der Franziskaner-
mönche, welche an den Ufern des Orinoko die eigentlichen
Herren ſind.
1 Die Cortex Angosturae unſerer Pharmakopöen, die Rinde
der Bonplandia trifoliata.
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