Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859.Statthalterschaft von Alonzo Diaz Moreno gegründet, und ist Wer nicht weiß, von welcher Unmasse von Ameisen alle Statthalterſchaft von Alonzo Diaz Moreno gegründet, und iſt Wer nicht weiß, von welcher Unmaſſe von Ameiſen alle <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0238" n="230"/> Statthalterſchaft von Alonzo Diaz Moreno gegründet, und iſt<lb/> alſo zwölf Jahre älter als Caracas. Wir haben ſchon früher<lb/> bemerkt, daß in Venezuela die ſpaniſche Bevölkerung von<lb/> Weſt nach Oſt vorgerückt iſt. Valencia war anfangs nur<lb/> eine zu Burburata gehörige Gemeinde, aber letztere Stadt iſt<lb/> jetzt nur noch ein Platz, wo Maultiere eingeſchifft werden.<lb/> Man bedauert, und vielleicht mit Recht, daß Valencia nicht<lb/> die Hauptſtadt des Landes geworden iſt. Ihre Lage auf einer<lb/> Ebene, am Ufer des Sees würde an die von Mexiko erinnern.<lb/> Wenn man bedenkt, wie bequem man durch die Thäler von<lb/> Aragua in die Lanos und an die Nebenflüſſe des Orinoko<lb/> gelangt, wenn man ſich überzeugt, daß ſich durch den Rio Pao<lb/> und die Portugueſa eine Schiffahrtsverbindung im inneren<lb/> Lande bis zur Mündung des Orinoko, zum Caſſiquiare und<lb/> dem Amazonenſtrom herſtellen ließe, ſo ſieht man ein, daß<lb/> die Hauptſtadt der ausgedehnten Provinzen von Venezuela<lb/> in der Nähe des prächtigen Hafens von Porto Cabello, unter<lb/> einem reinen, heiteren Himmel beſſer läge als bei der ſchlecht<lb/> geſchützten Reede von Guayra in einem gemäßigten, aber<lb/> das ganze Jahr nebeligen Thale. So nahe beim Königreich<lb/> Neugranada, mitten inne zwiſchen den getreidereichen Ge-<lb/> bieten von Victoria und Barqueſimeto hätte die Stadt<lb/> Valencia gedeihen müſſen; ſie konnte aber nicht gegen Ca-<lb/> racas aufkommen, das ihr zwei Jahrhunderte lang einen<lb/> bedeutenden Teil der Einwohner entzogen hat. Die Man-<lb/> tuanosfamilien lebten lieber in der Hauptſtadt als in einer<lb/> Provinzialſtadt.</p><lb/> <p>Wer nicht weiß, von welcher Unmaſſe von Ameiſen alle<lb/> Länder in der heißen Zone heimgeſucht ſind, macht ſich keinen<lb/> Begriff von den Zerſtörungen dieſer Inſekten und von den<lb/> Bodenſenkungen, die von ihnen herrühren. Sie ſind im Boden,<lb/> auf dem Valencia ſteht, in ſo ungeheurer Menge, daß die<lb/> Gänge, die ſie graben, unterirdiſchen Kanälen gleichen, in der<lb/> Regenzeit ſich mit Waſſer füllen und den Gebäuden ſehr ge-<lb/> fährlich werden. Man hat hier nicht zu den ſonderbaren<lb/> Mitteln gegriffen, die man zu Anfang des 16. Jahrhunderts<lb/> auf San Domingo anwendete, als Ameiſenſchwärme die ſchönen<lb/> Ebenen von La Vega und die reichen Beſitzungen des Ordens<lb/> des heil. Franziskus verheerten. Nachdem die Mönche ver-<lb/> gebens die Ameiſenlarven verbrannt und es mit Räucherungen<lb/> verſucht hatten, gaben ſie den Leuten den Rat, einen Heiligen<lb/> herauszuloſen, der als <hi rendition="#aq">Abagado contra las Hormigas</hi> dienen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [230/0238]
Statthalterſchaft von Alonzo Diaz Moreno gegründet, und iſt
alſo zwölf Jahre älter als Caracas. Wir haben ſchon früher
bemerkt, daß in Venezuela die ſpaniſche Bevölkerung von
Weſt nach Oſt vorgerückt iſt. Valencia war anfangs nur
eine zu Burburata gehörige Gemeinde, aber letztere Stadt iſt
jetzt nur noch ein Platz, wo Maultiere eingeſchifft werden.
Man bedauert, und vielleicht mit Recht, daß Valencia nicht
die Hauptſtadt des Landes geworden iſt. Ihre Lage auf einer
Ebene, am Ufer des Sees würde an die von Mexiko erinnern.
Wenn man bedenkt, wie bequem man durch die Thäler von
Aragua in die Lanos und an die Nebenflüſſe des Orinoko
gelangt, wenn man ſich überzeugt, daß ſich durch den Rio Pao
und die Portugueſa eine Schiffahrtsverbindung im inneren
Lande bis zur Mündung des Orinoko, zum Caſſiquiare und
dem Amazonenſtrom herſtellen ließe, ſo ſieht man ein, daß
die Hauptſtadt der ausgedehnten Provinzen von Venezuela
in der Nähe des prächtigen Hafens von Porto Cabello, unter
einem reinen, heiteren Himmel beſſer läge als bei der ſchlecht
geſchützten Reede von Guayra in einem gemäßigten, aber
das ganze Jahr nebeligen Thale. So nahe beim Königreich
Neugranada, mitten inne zwiſchen den getreidereichen Ge-
bieten von Victoria und Barqueſimeto hätte die Stadt
Valencia gedeihen müſſen; ſie konnte aber nicht gegen Ca-
racas aufkommen, das ihr zwei Jahrhunderte lang einen
bedeutenden Teil der Einwohner entzogen hat. Die Man-
tuanosfamilien lebten lieber in der Hauptſtadt als in einer
Provinzialſtadt.
Wer nicht weiß, von welcher Unmaſſe von Ameiſen alle
Länder in der heißen Zone heimgeſucht ſind, macht ſich keinen
Begriff von den Zerſtörungen dieſer Inſekten und von den
Bodenſenkungen, die von ihnen herrühren. Sie ſind im Boden,
auf dem Valencia ſteht, in ſo ungeheurer Menge, daß die
Gänge, die ſie graben, unterirdiſchen Kanälen gleichen, in der
Regenzeit ſich mit Waſſer füllen und den Gebäuden ſehr ge-
fährlich werden. Man hat hier nicht zu den ſonderbaren
Mitteln gegriffen, die man zu Anfang des 16. Jahrhunderts
auf San Domingo anwendete, als Ameiſenſchwärme die ſchönen
Ebenen von La Vega und die reichen Beſitzungen des Ordens
des heil. Franziskus verheerten. Nachdem die Mönche ver-
gebens die Ameiſenlarven verbrannt und es mit Räucherungen
verſucht hatten, gaben ſie den Leuten den Rat, einen Heiligen
herauszuloſen, der als Abagado contra las Hormigas dienen
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