Anden; da sie aber schlecht gepflegt wurden, pflanzten sie sich spärlich fort und starben bald aus. In diesen Zeiten der Unterdrückung und des Elends, die man als die Zeiten des spanischen Ruhmes schildert, vermieteten die Encomenderos den Reisenden Indianer wie Lasttiere. Man trieb sie zu Hunderten zusammen, um Waren über die Kordilleren zu schleppen oder um die Heere auf ihren Eroberungs- und Raubzügen zu begleiten. Die Eingeborenen unterzogen sich diesem Dienste um so geduldiger, da sie, beim fast völligen Mangel an Haustieren, schon seit langer Zeit von ihren eigenen Häuptlingen, wenn auch nicht so unmenschlich, dazu angehalten worden waren. Die von Juan de Reinaga versuchte Ein- führung der Kamele brachte die Encomenderos, die nicht ge- setzlich, aber faktisch die Grundherren der indianischen Dörfer waren, gewaltig in Aufruhr. Es ist nicht zu verwundern, daß der Hof den Beschwerden dieser Herren Gehör gab; aber durch diese Maßregel ging Amerika eines Mittels verlustig, das mehr als irgend etwas den Verkehr im Inneren und den Warenaustausch erleichtern konnte. Jetzt, da seit Karls III. Regierung die Indianer unter einem milderen Regimente stehen, und alle Zweige des einheimischen Gewerbefleißes sich freier entwickeln können, sollte die Einführung der Kamele im großen und von der Regierung selbst versucht werden. Würden einige hundert dieser nützlichen Tiere auf dem un- geheuren Areal von Amerika in heißen, trockenen Gegenden angesiedelt, so würde sich der günstige Einfluß auf den all- gemeinen Wohlstand schon in wenigen Jahren merkbar machen. Provinzen, die durch Steppen getrennt sind, wären von Stunde an einander näher gerückt; manche Waren aus dem Inneren würden an den Küsten wohlfeiler, und durch die Vermehrung der Kamele, zumal der Hedjines, der Schiffe der Wüste, käme ein ganz anderes Leben in den Gewerbfleiß und den Handel der Neuen Welt.
Am 22. abends brachen wir von der Mocundo auf und gingen über Los Guayos nach Nueva Valencia. Man kommt durch einen kleinen Palmenwald, dessen Bäume nach dem Habitus und der Bildung der fächerförmigen Blätter dem Chamaerops humilis an der Küste der Berberei gleichen. Der Stamm wird indessen 6 m, zuweilen sogar 10 m hoch. Es ist wahrscheinlich eine neue Art der Gattung Corypha; die Palme heißt im Lande Palma de Sombrero, weil man aus den Blattstielen Hüte, ähnlich unseren Strohhüten
Anden; da ſie aber ſchlecht gepflegt wurden, pflanzten ſie ſich ſpärlich fort und ſtarben bald aus. In dieſen Zeiten der Unterdrückung und des Elends, die man als die Zeiten des ſpaniſchen Ruhmes ſchildert, vermieteten die Encomenderos den Reiſenden Indianer wie Laſttiere. Man trieb ſie zu Hunderten zuſammen, um Waren über die Kordilleren zu ſchleppen oder um die Heere auf ihren Eroberungs- und Raubzügen zu begleiten. Die Eingeborenen unterzogen ſich dieſem Dienſte um ſo geduldiger, da ſie, beim faſt völligen Mangel an Haustieren, ſchon ſeit langer Zeit von ihren eigenen Häuptlingen, wenn auch nicht ſo unmenſchlich, dazu angehalten worden waren. Die von Juan de Reinaga verſuchte Ein- führung der Kamele brachte die Encomenderos, die nicht ge- ſetzlich, aber faktiſch die Grundherren der indianiſchen Dörfer waren, gewaltig in Aufruhr. Es iſt nicht zu verwundern, daß der Hof den Beſchwerden dieſer Herren Gehör gab; aber durch dieſe Maßregel ging Amerika eines Mittels verluſtig, das mehr als irgend etwas den Verkehr im Inneren und den Warenaustauſch erleichtern konnte. Jetzt, da ſeit Karls III. Regierung die Indianer unter einem milderen Regimente ſtehen, und alle Zweige des einheimiſchen Gewerbefleißes ſich freier entwickeln können, ſollte die Einführung der Kamele im großen und von der Regierung ſelbſt verſucht werden. Würden einige hundert dieſer nützlichen Tiere auf dem un- geheuren Areal von Amerika in heißen, trockenen Gegenden angeſiedelt, ſo würde ſich der günſtige Einfluß auf den all- gemeinen Wohlſtand ſchon in wenigen Jahren merkbar machen. Provinzen, die durch Steppen getrennt ſind, wären von Stunde an einander näher gerückt; manche Waren aus dem Inneren würden an den Küſten wohlfeiler, und durch die Vermehrung der Kamele, zumal der Hedjines, der Schiffe der Wüſte, käme ein ganz anderes Leben in den Gewerbfleiß und den Handel der Neuen Welt.
Am 22. abends brachen wir von der Mocundo auf und gingen über Los Guayos nach Nueva Valencia. Man kommt durch einen kleinen Palmenwald, deſſen Bäume nach dem Habitus und der Bildung der fächerförmigen Blätter dem Chamaerops humilis an der Küſte der Berberei gleichen. Der Stamm wird indeſſen 6 m, zuweilen ſogar 10 m hoch. Es iſt wahrſcheinlich eine neue Art der Gattung Corypha; die Palme heißt im Lande Palma de Sombrero, weil man aus den Blattſtielen Hüte, ähnlich unſeren Strohhüten
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Anden; da ſie aber ſchlecht gepflegt wurden, pflanzten ſie ſich
ſpärlich fort und ſtarben bald aus. In dieſen Zeiten der
Unterdrückung und des Elends, die man als die Zeiten des
ſpaniſchen Ruhmes ſchildert, vermieteten die Encomenderos
den Reiſenden Indianer wie Laſttiere. Man trieb ſie zu
Hunderten zuſammen, um Waren über die Kordilleren zu
ſchleppen oder um die Heere auf ihren Eroberungs- und
Raubzügen zu begleiten. Die Eingeborenen unterzogen ſich
dieſem Dienſte um ſo geduldiger, da ſie, beim faſt völligen
Mangel an Haustieren, ſchon ſeit langer Zeit von ihren eigenen
Häuptlingen, wenn auch nicht ſo unmenſchlich, dazu angehalten
worden waren. Die von Juan de Reinaga verſuchte Ein-
führung der Kamele brachte die Encomenderos, die nicht ge-
ſetzlich, aber faktiſch die Grundherren der indianiſchen Dörfer
waren, gewaltig in Aufruhr. Es iſt nicht zu verwundern,
daß der Hof den Beſchwerden dieſer Herren Gehör gab; aber
durch dieſe Maßregel ging Amerika eines Mittels verluſtig,
das mehr als irgend etwas den Verkehr im Inneren und den
Warenaustauſch erleichtern konnte. Jetzt, da ſeit Karls III.
Regierung die Indianer unter einem milderen Regimente
ſtehen, und alle Zweige des einheimiſchen Gewerbefleißes ſich
freier entwickeln können, ſollte die Einführung der Kamele
im großen und von der Regierung ſelbſt verſucht werden.
Würden einige hundert dieſer nützlichen Tiere auf dem un-
geheuren Areal von Amerika in heißen, trockenen Gegenden
angeſiedelt, ſo würde ſich der günſtige Einfluß auf den all-
gemeinen Wohlſtand ſchon in wenigen Jahren merkbar machen.
Provinzen, die durch Steppen getrennt ſind, wären von Stunde
an einander näher gerückt; manche Waren aus dem Inneren
würden an den Küſten wohlfeiler, und durch die Vermehrung
der Kamele, zumal der Hedjines, der Schiffe der Wüſte,
käme ein ganz anderes Leben in den Gewerbfleiß und den
Handel der Neuen Welt.
Am 22. abends brachen wir von der Mocundo auf und
gingen über Los Guayos nach Nueva Valencia. Man kommt
durch einen kleinen Palmenwald, deſſen Bäume nach dem
Habitus und der Bildung der fächerförmigen Blätter dem
Chamaerops humilis an der Küſte der Berberei gleichen.
Der Stamm wird indeſſen 6 m, zuweilen ſogar 10 m hoch.
Es iſt wahrſcheinlich eine neue Art der Gattung Corypha;
die Palme heißt im Lande Palma de Sombrero, weil
man aus den Blattſtielen Hüte, ähnlich unſeren Strohhüten
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Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial02_1859/235>, abgerufen am 17.07.2024.
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