Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859.durch die obersten Erdschichten fortgepflanzt worden und daß Nordwärts finden wir zwischen dem Vulkan Cotopaxi durch die oberſten Erdſchichten fortgepflanzt worden und daß Nordwärts finden wir zwiſchen dem Vulkan Cotopaxi <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0170" n="162"/> durch die oberſten Erdſchichten fortgepflanzt worden und daß<lb/> er von da ausgegangen ſei, wo der Kegel und der Krater<lb/> des Cotopaxi liegen. Man muß es wahrſcheinlich finden, daß<lb/> der hochgelegene Teil des Königreiches Quito und die benach-<lb/> barten Kordilleren keineswegs eine Gruppe einzelner Vulkane<lb/> ſind, ſondern eine einzige aufgetriebene Maſſe bilden, eine<lb/> ungeheure von Süd nach Nord laufende vulkaniſche Mauer,<lb/> deren Kamm über 12150 <hi rendition="#aq">qkm</hi> Oberfläche hat. Auf dieſem<lb/> Gewölbe, auf dieſem aufgetriebenen Erdſtücke ſtehen nun der<lb/> Cotopaxi, der Tunguragua, der Antiſana, der Pichincha. Man<lb/> gibt jedem einen eigenen Namen, obgleich es im Grunde nur<lb/> verſchiedene Gipfel desſelben vulkaniſchen Gebirgsklumpens<lb/> ſind. Das Feuer bricht bald durch den einen, bald durch den<lb/> anderen dieſer Gipfel aus. Die ausgefüllten Krater erſcheinen<lb/> uns als erloſchene Vulkane; wenn aber auch der Cotopaxi<lb/> und der Tunguragua in hundert Jahren nur ein oder zweimal<lb/> auswerfen, ſo läßt ſich doch annehmen, daß das unterirdiſche<lb/> Feuer unter der Stadt Quito, unter Pichincha und Imbaburu<lb/> in beſtändiger Thätigkeit iſt.</p><lb/> <p>Nordwärts finden wir zwiſchen dem Vulkan Cotopaxi<lb/> und der Stadt Honda zwei andere <hi rendition="#g">vulkaniſche Berg-<lb/> ſyſteme</hi>, die Berge Los Paſtos und die von Popayan. Daß<lb/> dieſe Syſteme unter ſich zuſammenhängen, geht unzweifelhaft<lb/> aus einer Erſcheinung hervor, deren ich ſchon oben gedacht<lb/> habe, als von der gänzlichen Zerſtörung der Stadt Caracas<lb/> die Rede war. Vom November 1796 an ſtieß der Vulkan<lb/> bei Paſto, der weſtlich von der Stadt dieſes Namens am<lb/> Thale des Rio Guaytara liegt, eine dicke Rauchſäule aus. Die<lb/> Mündungen des Vulkanes liegen an der Seite des Berges,<lb/> auf ſeinem weſtlichen Abhange; dennoch ſtieg die Rauchſäule<lb/> drei Monate lang ſo hoch über den Gebirgskamm empor,<lb/> daß die Einwohner der Stadt Paſto ſie fortwährend ſahen.<lb/> Alle verſicherten uns, zu ihrer großen Ueberraſchung ſei am<lb/> 4. Februar 1797 der Rauch auf einmal verſchwunden, ohne<lb/> daß man einen Erdſtoß ſpürte. Und im ſelben Augenblick<lb/> wurde 300 <hi rendition="#aq">km</hi> weiter gegen Süd zwiſchen dem Chimborazo,<lb/> dem Tunguragua und dem Altar (Capac-Urcu) die Stadt<lb/> Riobamba durch ein Erdbeben zerſtört, furchtbarer als alle,<lb/> die im Andenken geblieben ſind. Die Gleichzeitigkeit dieſer<lb/> Ereigniſſe läßt wohl keinen Zweifel darüber, daß die Dämpfe,<lb/> welche der Vulkan von Paſto aus ſeinen kleinen Mündungen<lb/> oder <hi rendition="#aq">ventanillas</hi> ausſtieß, am Drucke elaſtiſcher Flüſſigkeiten<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [162/0170]
durch die oberſten Erdſchichten fortgepflanzt worden und daß
er von da ausgegangen ſei, wo der Kegel und der Krater
des Cotopaxi liegen. Man muß es wahrſcheinlich finden, daß
der hochgelegene Teil des Königreiches Quito und die benach-
barten Kordilleren keineswegs eine Gruppe einzelner Vulkane
ſind, ſondern eine einzige aufgetriebene Maſſe bilden, eine
ungeheure von Süd nach Nord laufende vulkaniſche Mauer,
deren Kamm über 12150 qkm Oberfläche hat. Auf dieſem
Gewölbe, auf dieſem aufgetriebenen Erdſtücke ſtehen nun der
Cotopaxi, der Tunguragua, der Antiſana, der Pichincha. Man
gibt jedem einen eigenen Namen, obgleich es im Grunde nur
verſchiedene Gipfel desſelben vulkaniſchen Gebirgsklumpens
ſind. Das Feuer bricht bald durch den einen, bald durch den
anderen dieſer Gipfel aus. Die ausgefüllten Krater erſcheinen
uns als erloſchene Vulkane; wenn aber auch der Cotopaxi
und der Tunguragua in hundert Jahren nur ein oder zweimal
auswerfen, ſo läßt ſich doch annehmen, daß das unterirdiſche
Feuer unter der Stadt Quito, unter Pichincha und Imbaburu
in beſtändiger Thätigkeit iſt.
Nordwärts finden wir zwiſchen dem Vulkan Cotopaxi
und der Stadt Honda zwei andere vulkaniſche Berg-
ſyſteme, die Berge Los Paſtos und die von Popayan. Daß
dieſe Syſteme unter ſich zuſammenhängen, geht unzweifelhaft
aus einer Erſcheinung hervor, deren ich ſchon oben gedacht
habe, als von der gänzlichen Zerſtörung der Stadt Caracas
die Rede war. Vom November 1796 an ſtieß der Vulkan
bei Paſto, der weſtlich von der Stadt dieſes Namens am
Thale des Rio Guaytara liegt, eine dicke Rauchſäule aus. Die
Mündungen des Vulkanes liegen an der Seite des Berges,
auf ſeinem weſtlichen Abhange; dennoch ſtieg die Rauchſäule
drei Monate lang ſo hoch über den Gebirgskamm empor,
daß die Einwohner der Stadt Paſto ſie fortwährend ſahen.
Alle verſicherten uns, zu ihrer großen Ueberraſchung ſei am
4. Februar 1797 der Rauch auf einmal verſchwunden, ohne
daß man einen Erdſtoß ſpürte. Und im ſelben Augenblick
wurde 300 km weiter gegen Süd zwiſchen dem Chimborazo,
dem Tunguragua und dem Altar (Capac-Urcu) die Stadt
Riobamba durch ein Erdbeben zerſtört, furchtbarer als alle,
die im Andenken geblieben ſind. Die Gleichzeitigkeit dieſer
Ereigniſſe läßt wohl keinen Zweifel darüber, daß die Dämpfe,
welche der Vulkan von Paſto aus ſeinen kleinen Mündungen
oder ventanillas ausſtieß, am Drucke elaſtiſcher Flüſſigkeiten
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |