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Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859.

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und Mexiko. Ich glaube indessen darthun zu können, daß
sie nicht viel über oder unter 21 bis 22° beträgt. Nach eigenen
Beobachtungen fand ich für die drei sehr kühlen Monate No-
vember, Dezember und Januar als Durchschnitt des täglichen
Maximums und Minimums der Temperatur 20,2°, 20,1°, 20,2°.
Nach dem aber, was wir jetzt über die Verteilung der Wärme
in den verschiedenen Jahreszeiten und in verschiedenen Meeres-
höhen wissen, läßt sich annähernd aus der mittleren Tempe-
ratur einiger Monate die mittlere Temperatur des ganzen
Jahres berechnen, ungefähr wie man auf die Höhe des Ge-
stirnes im Meridian aus Höhen, die außerhalb des Meridians
gemessen werden, einen Schluß zieht. Das Ergebnis, das ich
für richtig halte, ist nun aber auf folgendem Wege gewonnen
worden. In Santa Fe de Bogota weicht nach Caldas der
Januar von der mittleren Jahrestemperatur nur um 0,2° ab;
in Mexiko, also der gemäßigten Zone schon sehr nahe, beträgt
der Unterschied im Maximum 3°. In Guayra bei Caracas
weicht der kälteste Monat vom jährlichen Mittel um 4,9° ab;
aber wenn auch im Winter zuweilen die Luft von Guayra
(oder von Catia) durch die Quebrada de Tipe ins hohe Thal
von Caracas heraufkommt, so erhält dasselbe dagegen einen
größeren Teil des Jahres hindurch die Ost- und Südostwinde
von Caurimare her und aus dem Binnenlande. Wir wissen
nach unmittelbaren Beobachtungen, daß in Guayra und Ca-
racas die Temperatur der kältesten Monate 23,2 und 20,1°
beträgt. Diese Unterschiede sind der Ausdruck einer Tempe-
raturabnahme, die im Thale von Caracas zugleich von der
hohen Lage (oder von der Ausdehnung der Luft im aufstei-
genden Strome) und vom Konflikt der Winde von Catia und
von Petare herbeigeführt wird.

Nach einer kleinen Reihe von Beobachtungen, die ich in
drei Jahren teils in Caracas selbst, teils in Chacao, ganz in
der Nähe der Hauptstadt, angestellt, hielt sich der hundert-
teilige Thermometer in der kalten Jahreszeit bei Tage meistens
zwischen 21 und 22°, bei Nacht zwischen 16 und 17°. 1 In
der heißen Jahreszeit, im Juli und August, steigt er bei Tage
auf 25 bis 26°, bei Nacht auf 22 bis 23°. Dies ist der
gewöhnliche Zustand der Atmosphäre, und dieselben Beob-
achtungen, mit einem von mir berichtigten Instrument an-

1 Nach Reaumur bei Tage 16,8 bis 18°, bei Nacht 12,8
bis 13,6°.

und Mexiko. Ich glaube indeſſen darthun zu können, daß
ſie nicht viel über oder unter 21 bis 22° beträgt. Nach eigenen
Beobachtungen fand ich für die drei ſehr kühlen Monate No-
vember, Dezember und Januar als Durchſchnitt des täglichen
Maximums und Minimums der Temperatur 20,2°, 20,1°, 20,2°.
Nach dem aber, was wir jetzt über die Verteilung der Wärme
in den verſchiedenen Jahreszeiten und in verſchiedenen Meeres-
höhen wiſſen, läßt ſich annähernd aus der mittleren Tempe-
ratur einiger Monate die mittlere Temperatur des ganzen
Jahres berechnen, ungefähr wie man auf die Höhe des Ge-
ſtirnes im Meridian aus Höhen, die außerhalb des Meridians
gemeſſen werden, einen Schluß zieht. Das Ergebnis, das ich
für richtig halte, iſt nun aber auf folgendem Wege gewonnen
worden. In Santa Fé de Bogota weicht nach Caldas der
Januar von der mittleren Jahrestemperatur nur um 0,2° ab;
in Mexiko, alſo der gemäßigten Zone ſchon ſehr nahe, beträgt
der Unterſchied im Maximum 3°. In Guayra bei Caracas
weicht der kälteſte Monat vom jährlichen Mittel um 4,9° ab;
aber wenn auch im Winter zuweilen die Luft von Guayra
(oder von Catia) durch die Quebrada de Tipe ins hohe Thal
von Caracas heraufkommt, ſo erhält dasſelbe dagegen einen
größeren Teil des Jahres hindurch die Oſt- und Südoſtwinde
von Caurimare her und aus dem Binnenlande. Wir wiſſen
nach unmittelbaren Beobachtungen, daß in Guayra und Ca-
racas die Temperatur der kälteſten Monate 23,2 und 20,1°
beträgt. Dieſe Unterſchiede ſind der Ausdruck einer Tempe-
raturabnahme, die im Thale von Caracas zugleich von der
hohen Lage (oder von der Ausdehnung der Luft im aufſtei-
genden Strome) und vom Konflikt der Winde von Catia und
von Petare herbeigeführt wird.

Nach einer kleinen Reihe von Beobachtungen, die ich in
drei Jahren teils in Caracas ſelbſt, teils in Chacao, ganz in
der Nähe der Hauptſtadt, angeſtellt, hielt ſich der hundert-
teilige Thermometer in der kalten Jahreszeit bei Tage meiſtens
zwiſchen 21 und 22°, bei Nacht zwiſchen 16 und 17°. 1 In
der heißen Jahreszeit, im Juli und Auguſt, ſteigt er bei Tage
auf 25 bis 26°, bei Nacht auf 22 bis 23°. Dies iſt der
gewöhnliche Zuſtand der Atmoſphäre, und dieſelben Beob-
achtungen, mit einem von mir berichtigten Inſtrument an-

1 Nach Reaumur bei Tage 16,8 bis 18°, bei Nacht 12,8
bis 13,6°.
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[114/0122] und Mexiko. Ich glaube indeſſen darthun zu können, daß ſie nicht viel über oder unter 21 bis 22° beträgt. Nach eigenen Beobachtungen fand ich für die drei ſehr kühlen Monate No- vember, Dezember und Januar als Durchſchnitt des täglichen Maximums und Minimums der Temperatur 20,2°, 20,1°, 20,2°. Nach dem aber, was wir jetzt über die Verteilung der Wärme in den verſchiedenen Jahreszeiten und in verſchiedenen Meeres- höhen wiſſen, läßt ſich annähernd aus der mittleren Tempe- ratur einiger Monate die mittlere Temperatur des ganzen Jahres berechnen, ungefähr wie man auf die Höhe des Ge- ſtirnes im Meridian aus Höhen, die außerhalb des Meridians gemeſſen werden, einen Schluß zieht. Das Ergebnis, das ich für richtig halte, iſt nun aber auf folgendem Wege gewonnen worden. In Santa Fé de Bogota weicht nach Caldas der Januar von der mittleren Jahrestemperatur nur um 0,2° ab; in Mexiko, alſo der gemäßigten Zone ſchon ſehr nahe, beträgt der Unterſchied im Maximum 3°. In Guayra bei Caracas weicht der kälteſte Monat vom jährlichen Mittel um 4,9° ab; aber wenn auch im Winter zuweilen die Luft von Guayra (oder von Catia) durch die Quebrada de Tipe ins hohe Thal von Caracas heraufkommt, ſo erhält dasſelbe dagegen einen größeren Teil des Jahres hindurch die Oſt- und Südoſtwinde von Caurimare her und aus dem Binnenlande. Wir wiſſen nach unmittelbaren Beobachtungen, daß in Guayra und Ca- racas die Temperatur der kälteſten Monate 23,2 und 20,1° beträgt. Dieſe Unterſchiede ſind der Ausdruck einer Tempe- raturabnahme, die im Thale von Caracas zugleich von der hohen Lage (oder von der Ausdehnung der Luft im aufſtei- genden Strome) und vom Konflikt der Winde von Catia und von Petare herbeigeführt wird. Nach einer kleinen Reihe von Beobachtungen, die ich in drei Jahren teils in Caracas ſelbſt, teils in Chacao, ganz in der Nähe der Hauptſtadt, angeſtellt, hielt ſich der hundert- teilige Thermometer in der kalten Jahreszeit bei Tage meiſtens zwiſchen 21 und 22°, bei Nacht zwiſchen 16 und 17°. 1 In der heißen Jahreszeit, im Juli und Auguſt, ſteigt er bei Tage auf 25 bis 26°, bei Nacht auf 22 bis 23°. Dies iſt der gewöhnliche Zuſtand der Atmoſphäre, und dieſelben Beob- achtungen, mit einem von mir berichtigten Inſtrument an- 1 Nach Reaumur bei Tage 16,8 bis 18°, bei Nacht 12,8 bis 13,6°.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial02_1859/122>, abgerufen am 21.11.2024.