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Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859.

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Das Thal von Caracas ist zwar nur ein Seitenzweig
des Tuythals, dennoch laufen beide eine Strecke weit einander
parallel. Sie sind durch einen Bergzug getrennt, über den
man auf dem Wege von Caracas nach den hohen Savannen
von Ocumare über Le Valle und Salamanca kommt. Diese
Savannen liegen schon jenseits des Tuy, und da das Thal
dieses Flusses weit tiefer liegt als das von Caracas, so geht
es von Nord nach Süd fast beständig bergab. Wie das
Vorgebirge Codera, die Silla, der Cerro de Avila zwischen
Caracas und Guayra und die Berge von Mariara den nörd-
lichsten und höchsten Zug der Küstenkette, so bilden die Berge
von Panaquire, Ocumare, Guiripa und Villa de Cura den
südlichsten Zug. Wir haben schon öfter bemerkt, daß die
Schichten dieses gewaltigen Küstengebirges fast durchgängig
von Südost nach Südwest streichen und gewöhnlich nach Nord-
west fallen. Es ergibt sich daraus, daß die Richtung der
Schichten des Urgebirges von der Richtung der ganzen Kette
unabhängig ist, und, was sehr bemerkenswert ist, verfolgt
man die Kette von Porto Cabello bis Maniquare und zum
Macanao auf der Insel Margarita, so findet man von West
nach Ost zuerst Granit, dann Gneis, Glimmerschiefer und
Urschiefer, endlich dichten Kalkstein, Gips und Konglomerate
mit Seemuscheln.

Es ist zu bedauern, daß Caracas nicht weiter ostwärts
liegt, unterhalb der Einmündung des Anauco in den Guayre,
da wo, Chacao zu, sich das Thal breit, und wie durch stehendes
Gewässer geebnet, ausdehnt. Als Diego de Losada die Stadt
gründete, 1 hielt er sich ohne Zweifel an die Spuren der
ersten Niederlassung unter Faxardo. Der Ruf der Goldminen
von Los Teques und Baruta hatte damals die Spanier her-
gelockt, aber sie waren noch nicht Herren des ganzen Thales
und blieben lieber nahe am Wege zur Küste. Die Stadt
Quito liegt gleichfalls im engsten, unebensten Teile eines
Thales zwischen zwei schönen Ebenen (Turupamba und Rumi-
pamba), wo man sich hätte anbauen können, wenn man die
alten indianischen Bauten hätte wollen liegen lassen.

Vom Zollhause La Pastora über den Platz Trinidad und
die Plaza major nach Santa Rosalia und an den Rio Guayre
geht es immer abwärts. Nach meinen barometrischen Messungen

1 1567, später als Cumana, Coro, Nueva Barcelona und Car-
valleda.

Das Thal von Caracas iſt zwar nur ein Seitenzweig
des Tuythals, dennoch laufen beide eine Strecke weit einander
parallel. Sie ſind durch einen Bergzug getrennt, über den
man auf dem Wege von Caracas nach den hohen Savannen
von Ocumare über Le Valle und Salamanca kommt. Dieſe
Savannen liegen ſchon jenſeits des Tuy, und da das Thal
dieſes Fluſſes weit tiefer liegt als das von Caracas, ſo geht
es von Nord nach Süd faſt beſtändig bergab. Wie das
Vorgebirge Codera, die Silla, der Cerro de Avila zwiſchen
Caracas und Guayra und die Berge von Mariara den nörd-
lichſten und höchſten Zug der Küſtenkette, ſo bilden die Berge
von Panaquire, Ocumare, Guiripa und Villa de Cura den
ſüdlichſten Zug. Wir haben ſchon öfter bemerkt, daß die
Schichten dieſes gewaltigen Küſtengebirges faſt durchgängig
von Südoſt nach Südweſt ſtreichen und gewöhnlich nach Nord-
weſt fallen. Es ergibt ſich daraus, daß die Richtung der
Schichten des Urgebirges von der Richtung der ganzen Kette
unabhängig iſt, und, was ſehr bemerkenswert iſt, verfolgt
man die Kette von Porto Cabello bis Maniquare und zum
Macanao auf der Inſel Margarita, ſo findet man von Weſt
nach Oſt zuerſt Granit, dann Gneis, Glimmerſchiefer und
Urſchiefer, endlich dichten Kalkſtein, Gips und Konglomerate
mit Seemuſcheln.

Es iſt zu bedauern, daß Caracas nicht weiter oſtwärts
liegt, unterhalb der Einmündung des Anauco in den Guayre,
da wo, Chacao zu, ſich das Thal breit, und wie durch ſtehendes
Gewäſſer geebnet, ausdehnt. Als Diego de Loſada die Stadt
gründete, 1 hielt er ſich ohne Zweifel an die Spuren der
erſten Niederlaſſung unter Faxardo. Der Ruf der Goldminen
von Los Teques und Baruta hatte damals die Spanier her-
gelockt, aber ſie waren noch nicht Herren des ganzen Thales
und blieben lieber nahe am Wege zur Küſte. Die Stadt
Quito liegt gleichfalls im engſten, unebenſten Teile eines
Thales zwiſchen zwei ſchönen Ebenen (Turupamba und Rumi-
pamba), wo man ſich hätte anbauen können, wenn man die
alten indianiſchen Bauten hätte wollen liegen laſſen.

Vom Zollhauſe La Paſtora über den Platz Trinidad und
die Plaza major nach Santa Roſalia und an den Rio Guayre
geht es immer abwärts. Nach meinen barometriſchen Meſſungen

1 1567, ſpäter als Cumana, Coro, Nueva Barcelona und Car-
valleda.
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[108/0116] Das Thal von Caracas iſt zwar nur ein Seitenzweig des Tuythals, dennoch laufen beide eine Strecke weit einander parallel. Sie ſind durch einen Bergzug getrennt, über den man auf dem Wege von Caracas nach den hohen Savannen von Ocumare über Le Valle und Salamanca kommt. Dieſe Savannen liegen ſchon jenſeits des Tuy, und da das Thal dieſes Fluſſes weit tiefer liegt als das von Caracas, ſo geht es von Nord nach Süd faſt beſtändig bergab. Wie das Vorgebirge Codera, die Silla, der Cerro de Avila zwiſchen Caracas und Guayra und die Berge von Mariara den nörd- lichſten und höchſten Zug der Küſtenkette, ſo bilden die Berge von Panaquire, Ocumare, Guiripa und Villa de Cura den ſüdlichſten Zug. Wir haben ſchon öfter bemerkt, daß die Schichten dieſes gewaltigen Küſtengebirges faſt durchgängig von Südoſt nach Südweſt ſtreichen und gewöhnlich nach Nord- weſt fallen. Es ergibt ſich daraus, daß die Richtung der Schichten des Urgebirges von der Richtung der ganzen Kette unabhängig iſt, und, was ſehr bemerkenswert iſt, verfolgt man die Kette von Porto Cabello bis Maniquare und zum Macanao auf der Inſel Margarita, ſo findet man von Weſt nach Oſt zuerſt Granit, dann Gneis, Glimmerſchiefer und Urſchiefer, endlich dichten Kalkſtein, Gips und Konglomerate mit Seemuſcheln. Es iſt zu bedauern, daß Caracas nicht weiter oſtwärts liegt, unterhalb der Einmündung des Anauco in den Guayre, da wo, Chacao zu, ſich das Thal breit, und wie durch ſtehendes Gewäſſer geebnet, ausdehnt. Als Diego de Loſada die Stadt gründete, 1 hielt er ſich ohne Zweifel an die Spuren der erſten Niederlaſſung unter Faxardo. Der Ruf der Goldminen von Los Teques und Baruta hatte damals die Spanier her- gelockt, aber ſie waren noch nicht Herren des ganzen Thales und blieben lieber nahe am Wege zur Küſte. Die Stadt Quito liegt gleichfalls im engſten, unebenſten Teile eines Thales zwiſchen zwei ſchönen Ebenen (Turupamba und Rumi- pamba), wo man ſich hätte anbauen können, wenn man die alten indianiſchen Bauten hätte wollen liegen laſſen. Vom Zollhauſe La Paſtora über den Platz Trinidad und die Plaza major nach Santa Roſalia und an den Rio Guayre geht es immer abwärts. Nach meinen barometriſchen Meſſungen 1 1567, ſpäter als Cumana, Coro, Nueva Barcelona und Car- valleda.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial02_1859/116>, abgerufen am 24.11.2024.