Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Übers. v. Hermann Hauff. Bd. 1. Stuttgart, 1859.der Strom. Diese Zonen können ihre Temperaturen nicht Von der Bank von Neufundland, oder vom 52. Grad Von den Azoren an nimmt der Strom von Florida seine 1 Wenn es sich von der Meerestemperatur handelt, hat man
sorgfältig vier ganz gesonderte Erscheinungen zu unterscheiden: 1) die Temperatur des Wassers an der Oberfläche unter verschiedenen Breiten, das Meer als ruhig angenommen; 2) die Abnahme der Wärme in den übereinander gelagerten Wasserschichten; 3) den Einfluß der Untiefen auf die Temperatur des Meeres; 4) die Tem- peratur der Strömungen, die mit konstanter Geschwindigkeit die Gewässer der einen Zone durch die ruhenden Gewässer der anderen hindurchführten. der Strom. Dieſe Zonen können ihre Temperaturen nicht Von der Bank von Neufundland, oder vom 52. Grad Von den Azoren an nimmt der Strom von Florida ſeine 1 Wenn es ſich von der Meerestemperatur handelt, hat man
ſorgfältig vier ganz geſonderte Erſcheinungen zu unterſcheiden: 1) die Temperatur des Waſſers an der Oberfläche unter verſchiedenen Breiten, das Meer als ruhig angenommen; 2) die Abnahme der Wärme in den übereinander gelagerten Waſſerſchichten; 3) den Einfluß der Untiefen auf die Temperatur des Meeres; 4) die Tem- peratur der Strömungen, die mit konſtanter Geſchwindigkeit die Gewäſſer der einen Zone durch die ruhenden Gewäſſer der anderen hindurchführten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0042" n="26"/> der Strom. Dieſe Zonen können ihre Temperaturen nicht<lb/> ausgleichen, weil jede ihre eigene Wärmequelle oder einen<lb/> Grund der Wärmeerniedrigung hat, und beide Momente be-<lb/> ſtändig fortwirken. <note place="foot" n="1">Wenn es ſich von der Meerestemperatur handelt, hat man<lb/> ſorgfältig vier ganz geſonderte Erſcheinungen zu unterſcheiden: 1) die<lb/> Temperatur des Waſſers an der Oberfläche unter verſchiedenen<lb/> Breiten, das Meer als ruhig angenommen; 2) die Abnahme der<lb/> Wärme in den übereinander gelagerten Waſſerſchichten; 3) den<lb/> Einfluß der Untiefen auf die Temperatur des Meeres; 4) die Tem-<lb/> peratur der Strömungen, die mit konſtanter Geſchwindigkeit die<lb/> Gewäſſer der einen Zone durch die ruhenden Gewäſſer der anderen<lb/> hindurchführten.</note></p><lb/> <p>Von der Bank von Neufundland, oder vom 52. Grad<lb/> der Breite bis zu den Azoren bleibt der Golfſtrom nach Oſt<lb/> oder Oſt-Süd-Oſt gerichtet. Noch immer wirkt hier in den<lb/> Gewäſſern der Stoß nach, den ſie 4500 <hi rendition="#aq">km</hi> von da in der<lb/> Meerenge von Florida, zwiſchen der Inſel Cuba und den Un-<lb/> tiefen der Schildkröteninſeln, erhalten haben. Dieſe Ent-<lb/> fernung iſt das Doppelte von der Länge des Laufes des<lb/> Amazonenſtromes von Jaen oder dem Paß von Manſeriche<lb/> zum Gran-Para. Im Meridian der Inſeln Corvo und Flores,<lb/> der weſtlichſten der Gruppe der Azoren, nimmt die Strömung<lb/> eine Meeresſtrecke von 720 <hi rendition="#aq">km</hi> in der Breite ein. Wenn<lb/> die Schiffe auf der Rückreiſe aus Südamerika nach Europa<lb/> dieſe beiden Inſeln aufſuchen, um ihre Länge zu berichtigen,<lb/> ſo gewahren ſie immer deutlich den Zug des Waſſers nach<lb/> Südoſt. Unter 33° der Breite rückt der tropiſche Aequinoktial-<lb/> ſtrom dem Golfſtrom ſehr nahe. In dieſem Striche des Welt-<lb/> meeres kann man an <hi rendition="#g">einem</hi> Tage aus den Gewäſſern, die<lb/> nach Weſt laufen, in diejenigen gelangen, die nach Südoſt<lb/> oder Oſt-Süd-Oſt ſtrömen.</p><lb/> <p>Von den Azoren an nimmt der Strom von Florida ſeine<lb/> Richtung gegen die Meerenge von Gibraltar, die Inſel Ma-<lb/> deira und die Gruppe der Kanarien. Die Pforte bei den<lb/> Säulen des Herkules beſchleunigt ohne Zweifel den Zug des<lb/> Waſſers gegen Oſt. Und in dieſem Sinne mag man mit Recht<lb/> behaupten, die Meerenge, durch welche Mittelmeer und Atlan-<lb/> tiſcher Ozean zuſammenhängen, äußere ihren Einfluß auf weite<lb/> Ferne; ſehr wahrſcheinlich würden aber, auch wenn die Meer-<lb/> enge nicht beſtünde, Fahrzeuge, die nach Tenerifa ſegeln, den-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [26/0042]
der Strom. Dieſe Zonen können ihre Temperaturen nicht
ausgleichen, weil jede ihre eigene Wärmequelle oder einen
Grund der Wärmeerniedrigung hat, und beide Momente be-
ſtändig fortwirken. 1
Von der Bank von Neufundland, oder vom 52. Grad
der Breite bis zu den Azoren bleibt der Golfſtrom nach Oſt
oder Oſt-Süd-Oſt gerichtet. Noch immer wirkt hier in den
Gewäſſern der Stoß nach, den ſie 4500 km von da in der
Meerenge von Florida, zwiſchen der Inſel Cuba und den Un-
tiefen der Schildkröteninſeln, erhalten haben. Dieſe Ent-
fernung iſt das Doppelte von der Länge des Laufes des
Amazonenſtromes von Jaen oder dem Paß von Manſeriche
zum Gran-Para. Im Meridian der Inſeln Corvo und Flores,
der weſtlichſten der Gruppe der Azoren, nimmt die Strömung
eine Meeresſtrecke von 720 km in der Breite ein. Wenn
die Schiffe auf der Rückreiſe aus Südamerika nach Europa
dieſe beiden Inſeln aufſuchen, um ihre Länge zu berichtigen,
ſo gewahren ſie immer deutlich den Zug des Waſſers nach
Südoſt. Unter 33° der Breite rückt der tropiſche Aequinoktial-
ſtrom dem Golfſtrom ſehr nahe. In dieſem Striche des Welt-
meeres kann man an einem Tage aus den Gewäſſern, die
nach Weſt laufen, in diejenigen gelangen, die nach Südoſt
oder Oſt-Süd-Oſt ſtrömen.
Von den Azoren an nimmt der Strom von Florida ſeine
Richtung gegen die Meerenge von Gibraltar, die Inſel Ma-
deira und die Gruppe der Kanarien. Die Pforte bei den
Säulen des Herkules beſchleunigt ohne Zweifel den Zug des
Waſſers gegen Oſt. Und in dieſem Sinne mag man mit Recht
behaupten, die Meerenge, durch welche Mittelmeer und Atlan-
tiſcher Ozean zuſammenhängen, äußere ihren Einfluß auf weite
Ferne; ſehr wahrſcheinlich würden aber, auch wenn die Meer-
enge nicht beſtünde, Fahrzeuge, die nach Tenerifa ſegeln, den-
1 Wenn es ſich von der Meerestemperatur handelt, hat man
ſorgfältig vier ganz geſonderte Erſcheinungen zu unterſcheiden: 1) die
Temperatur des Waſſers an der Oberfläche unter verſchiedenen
Breiten, das Meer als ruhig angenommen; 2) die Abnahme der
Wärme in den übereinander gelagerten Waſſerſchichten; 3) den
Einfluß der Untiefen auf die Temperatur des Meeres; 4) die Tem-
peratur der Strömungen, die mit konſtanter Geſchwindigkeit die
Gewäſſer der einen Zone durch die ruhenden Gewäſſer der anderen
hindurchführten.
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