Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Übers. v. Hermann Hauff. Bd. 1. Stuttgart, 1859.schaft der Santa Maria unter 42° der Länge Schrecken ein- Allerdings kennt man Tangarten mit 260 m langen 1 Phönizische Fahrzeuge scheinen "in 30 Tagen Schiffahrt und mit dem Ostwind" zum Grasmeer gekommen zu sein, das bei Spaniern und Portugiesen Mar de Sargazo heißt. Ich habe anderswo dargethan, daß diese Stelle im Buche des Aristoteles "De Mirabilibus" sich nicht wohl, wie eine ähnliche Stelle im Periplus des Scylax, auf die Küste von Afrika beziehen kann. Setzt man voraus, daß das mit Gras bedeckte Meer, das die phönizischen Schiffe in ihrem Laufe aufhielt, das Mar de Sargazo war, so braucht man nicht anzunehmen, daß die Alten im Atlantischen Meer über den 30. Grad westlicher Länge vom Meridian von Paris hin- ausgekommen seien. 2 Fucus giganteus, Forster, oder Laminaria pyrifera, La-
mouroux. ſchaft der Santa Maria unter 42° der Länge Schrecken ein- Allerdings kennt man Tangarten mit 260 m langen 1 Phöniziſche Fahrzeuge ſcheinen „in 30 Tagen Schiffahrt und mit dem Oſtwind“ zum Grasmeer gekommen zu ſein, das bei Spaniern und Portugieſen Mar de Sargazo heißt. Ich habe anderswo dargethan, daß dieſe Stelle im Buche des Ariſtoteles „De Mirabilibus“ ſich nicht wohl, wie eine ähnliche Stelle im Periplus des Scylax, auf die Küſte von Afrika beziehen kann. Setzt man voraus, daß das mit Gras bedeckte Meer, das die phöniziſchen Schiffe in ihrem Laufe aufhielt, das Mar de Sargazo war, ſo braucht man nicht anzunehmen, daß die Alten im Atlantiſchen Meer über den 30. Grad weſtlicher Länge vom Meridian von Paris hin- ausgekommen ſeien. 2 Fucus giganteus, Forster, oder Laminaria pyrifera, La-
mouroux. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0147" n="131"/> ſchaft der Santa Maria unter 42° der Länge Schrecken ein-<lb/> jagten, ſind nicht miteinander zu verwechſeln. Durch die<lb/> Vergleichung vieler Schiffstagebücher habe ich mich überzeugt,<lb/> daß es im Becken des nördlichen Atlantiſchen Ozeans zwei<lb/> ſolcher mit Algen bedeckten Strecken gibt, die nichts mitein-<lb/> ander zu thun haben. Die größte derſelben <note place="foot" n="1">Phöniziſche Fahrzeuge ſcheinen „in 30 Tagen Schiffahrt und<lb/> mit dem Oſtwind“ zum <hi rendition="#g">Grasmeer</hi> gekommen zu ſein, das bei<lb/> Spaniern und Portugieſen <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Mar de Sargazo</hi></hi> heißt. Ich habe<lb/> anderswo dargethan, daß dieſe Stelle im Buche des Ariſtoteles <hi rendition="#aq">„De<lb/> Mirabilibus“</hi> ſich nicht wohl, wie eine ähnliche Stelle im Periplus<lb/> des Scylax, auf die Küſte von Afrika beziehen kann. Setzt man<lb/> voraus, daß das mit Gras bedeckte Meer, das die phöniziſchen<lb/> Schiffe in ihrem Laufe aufhielt, das <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Mar de Sargazo</hi></hi> war, ſo<lb/> braucht man nicht anzunehmen, daß die Alten im Atlantiſchen Meer<lb/> über den 30. Grad weſtlicher Länge vom Meridian von Paris hin-<lb/> ausgekommen ſeien.</note> liegt etwas<lb/> weſtlich vom Meridian von Fayal, einer der Azoriſchen Inſeln,<lb/> zwiſchen 35 und 36° der Breite. Die Meerestemperatur be-<lb/> trägt in dieſem Strich 16 bis 20°, und die Nordoſtwinde,<lb/> die dort zuweilen ſehr ſtark ſind, treiben ſchwimmende Tang-<lb/> inſeln in tiefe Breiten, bis zum 24., ja bis zum 20. Grad.<lb/> Die Schiffe, die von Montevideo und vom Kap der guten<lb/> Hoffnung nach Europa zurückfahren, kommen über dieſe Fukus-<lb/> bank, die nach den ſpaniſchen Schiffern von den Kleinen An-<lb/> tillen und von den Kanariſchen Inſeln gleich weit entfernt<lb/> iſt; die Ungeſchickteſten können danach ihre Länge berichtigen.<lb/> Die zweite Fukusbank iſt wenig bekannt; ſie liegt unter 22<lb/> und 26° der Breite, 148 <hi rendition="#aq">km</hi> weſtlich vom Meridian der<lb/> Bahamainſeln, und iſt von weit geringerer Ausdehnung. Man<lb/> ſtößt auf ſie auf der Fahrt von den Caycosinſeln nach den<lb/> Bermuden.</p><lb/> <p>Allerdings kennt man Tangarten mit 260 <hi rendition="#aq">m</hi> langen<lb/> Stengeln, <note place="foot" n="2"><hi rendition="#aq">Fucus giganteus, Forster,</hi> oder <hi rendition="#aq">Laminaria pyrifera, La-<lb/> mouroux.</hi></note> und dieſe Kryptogamen der hohen See wachſen<lb/> ſehr raſch; dennoch iſt kein Zweifel darüber, daß in den oben<lb/> beſchriebenen Strichen die Tange keineswegs am Meeresboden<lb/> haften, ſondern in einzelnen Bündeln auf dem Waſſer ſchwim-<lb/> men. In dieſem Zuſtand können dieſe Gewächſe nicht viel<lb/> länger fortvegetieren als ein vom Stamm abgeriſſener Baumaſt.<lb/> Will man ſich Rechenſchaft davon geben, wie es kommt, daß<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [131/0147]
ſchaft der Santa Maria unter 42° der Länge Schrecken ein-
jagten, ſind nicht miteinander zu verwechſeln. Durch die
Vergleichung vieler Schiffstagebücher habe ich mich überzeugt,
daß es im Becken des nördlichen Atlantiſchen Ozeans zwei
ſolcher mit Algen bedeckten Strecken gibt, die nichts mitein-
ander zu thun haben. Die größte derſelben 1 liegt etwas
weſtlich vom Meridian von Fayal, einer der Azoriſchen Inſeln,
zwiſchen 35 und 36° der Breite. Die Meerestemperatur be-
trägt in dieſem Strich 16 bis 20°, und die Nordoſtwinde,
die dort zuweilen ſehr ſtark ſind, treiben ſchwimmende Tang-
inſeln in tiefe Breiten, bis zum 24., ja bis zum 20. Grad.
Die Schiffe, die von Montevideo und vom Kap der guten
Hoffnung nach Europa zurückfahren, kommen über dieſe Fukus-
bank, die nach den ſpaniſchen Schiffern von den Kleinen An-
tillen und von den Kanariſchen Inſeln gleich weit entfernt
iſt; die Ungeſchickteſten können danach ihre Länge berichtigen.
Die zweite Fukusbank iſt wenig bekannt; ſie liegt unter 22
und 26° der Breite, 148 km weſtlich vom Meridian der
Bahamainſeln, und iſt von weit geringerer Ausdehnung. Man
ſtößt auf ſie auf der Fahrt von den Caycosinſeln nach den
Bermuden.
Allerdings kennt man Tangarten mit 260 m langen
Stengeln, 2 und dieſe Kryptogamen der hohen See wachſen
ſehr raſch; dennoch iſt kein Zweifel darüber, daß in den oben
beſchriebenen Strichen die Tange keineswegs am Meeresboden
haften, ſondern in einzelnen Bündeln auf dem Waſſer ſchwim-
men. In dieſem Zuſtand können dieſe Gewächſe nicht viel
länger fortvegetieren als ein vom Stamm abgeriſſener Baumaſt.
Will man ſich Rechenſchaft davon geben, wie es kommt, daß
1 Phöniziſche Fahrzeuge ſcheinen „in 30 Tagen Schiffahrt und
mit dem Oſtwind“ zum Grasmeer gekommen zu ſein, das bei
Spaniern und Portugieſen Mar de Sargazo heißt. Ich habe
anderswo dargethan, daß dieſe Stelle im Buche des Ariſtoteles „De
Mirabilibus“ ſich nicht wohl, wie eine ähnliche Stelle im Periplus
des Scylax, auf die Küſte von Afrika beziehen kann. Setzt man
voraus, daß das mit Gras bedeckte Meer, das die phöniziſchen
Schiffe in ihrem Laufe aufhielt, das Mar de Sargazo war, ſo
braucht man nicht anzunehmen, daß die Alten im Atlantiſchen Meer
über den 30. Grad weſtlicher Länge vom Meridian von Paris hin-
ausgekommen ſeien.
2 Fucus giganteus, Forster, oder Laminaria pyrifera, La-
mouroux.
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