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Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Übers. v. Hermann Hauff. Bd. 1. Stuttgart, 1859.

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Die zweite Zone, die der Lorbeeren, begreift den
bewaldeten Strich von Tenerifa; es ist dies auch die Region
der Quellen, die aus dem immer frischen, feuchten Rasen
sprudeln. Herrliche Wälder krönen die an den Vulkan sich
lehnenden Hügel. Hier wachsen vier Lorbeerarten, 1 eine der
Quercus Turneri aus den Bergen Tibets nahestehende Eiche, 2
die Visnea Mocanera, die Myrica Faya der Azoren, ein
einheimischer Olivenbaum (Olea excelsa), der größte Baum
in dieser Zone, zwei Arten Sideroxylon mit ausnehmend
schönem Laub, Arbutus callycarpa und andere immergrüne
Bäume aus der Familie der Myrten. Winden und ein vom
europäischen sehr verschiedener Epheu (Hedera canariensis)
überziehen die Lorbeerstämme, und zu ihren Füßen wuchern
zahllose Farne, 3 von denen nur drei Arten 4 schon in der Region
der Reben vorkommen. Auf dem mit Moosen und zartem Gras
überzogenen Boden prangen überall die Blüten der Campanula
aurea,
des Chrysanthemum pinnatifidum, der Mentha
canariensis
und mehrerer strauchartiger Hypericumarten. 5
Pflanzungen von wilden und geimpften Kastanien bilden
einen weiten Gürtel um das Gebiet der Quellen, welches
das grünste und lieblichste von allen ist.

Die dritte Zone beginnt in 1750 m absoluter Höhe,
da, wo die letzten Gebüsche von Erdbeerbäumen, Myrica Faya
und des schönen Heidekrautes stehen, das bei den Eingeborenen
Texo heißt. Diese 780 m breite Zone besteht ganz aus
einem mächtigen Fichtenwald, in dem auch Broussonets Juni-
perus Cedro
vorkommt. Die Fichten haben sehr lange, ziem-
lich steife Blätter, deren zuweilen zwei, meist aber drei in
einer Scheide stecken. Da wir die Früchte nicht untersuchen
konnten, wissen wir nicht, ob diese Art, die im Wuchs der
schottischen Fichte gleicht, sich wirklich von den achtzehn Fich-
tenarten unterscheidet, die wir bereits in der Alten Welt

1 Laurus indica, L. foetens, L. nobilis und L. Til. Zwi-
schen diesen Bäumen wachsen Ardisia excelsa, Rhamnus glandu-
losus, Erica arborea, Erica Texo.
2 Quercus canariensis, Broussonet.
3 Woodwardia radicans, Asplenium dalmatum, A. cana-
riense, A. latifolium, Nothalaena subcordata, Trichomanes
canariensis, T. speciosus
und Davallia canariensis.
4 Zwei Acrostichum und das Ophyoglossum lusitanicum.
5 Hypericum canariense. H. floribundum und H. glandu-
losum.
A. v. Humboldt, Reise. I. 8

Die zweite Zone, die der Lorbeeren, begreift den
bewaldeten Strich von Tenerifa; es iſt dies auch die Region
der Quellen, die aus dem immer friſchen, feuchten Raſen
ſprudeln. Herrliche Wälder krönen die an den Vulkan ſich
lehnenden Hügel. Hier wachſen vier Lorbeerarten, 1 eine der
Quercus Turneri aus den Bergen Tibets naheſtehende Eiche, 2
die Visnea Mocanera, die Myrica Faya der Azoren, ein
einheimiſcher Olivenbaum (Olea excelsa), der größte Baum
in dieſer Zone, zwei Arten Sideroxylon mit ausnehmend
ſchönem Laub, Arbutus callycarpa und andere immergrüne
Bäume aus der Familie der Myrten. Winden und ein vom
europäiſchen ſehr verſchiedener Epheu (Hedera canariensis)
überziehen die Lorbeerſtämme, und zu ihren Füßen wuchern
zahlloſe Farne, 3 von denen nur drei Arten 4 ſchon in der Region
der Reben vorkommen. Auf dem mit Mooſen und zartem Gras
überzogenen Boden prangen überall die Blüten der Campanula
aurea,
des Chrysanthemum pinnatifidum, der Mentha
canariensis
und mehrerer ſtrauchartiger Hypericumarten. 5
Pflanzungen von wilden und geimpften Kaſtanien bilden
einen weiten Gürtel um das Gebiet der Quellen, welches
das grünſte und lieblichſte von allen iſt.

Die dritte Zone beginnt in 1750 m abſoluter Höhe,
da, wo die letzten Gebüſche von Erdbeerbäumen, Myrica Faya
und des ſchönen Heidekrautes ſtehen, das bei den Eingeborenen
Texo heißt. Dieſe 780 m breite Zone beſteht ganz aus
einem mächtigen Fichtenwald, in dem auch Brouſſonets Juni-
perus Cedro
vorkommt. Die Fichten haben ſehr lange, ziem-
lich ſteife Blätter, deren zuweilen zwei, meiſt aber drei in
einer Scheide ſtecken. Da wir die Früchte nicht unterſuchen
konnten, wiſſen wir nicht, ob dieſe Art, die im Wuchs der
ſchottiſchen Fichte gleicht, ſich wirklich von den achtzehn Fich-
tenarten unterſcheidet, die wir bereits in der Alten Welt

1 Laurus indica, L. foetens, L. nobilis und L. Til. Zwi-
ſchen dieſen Bäumen wachſen Ardisia excelsa, Rhamnus glandu-
losus, Erica arborea, Erica Texo.
2 Quercus canariensis, Broussonet.
3 Woodwardia radicans, Asplenium dalmatum, A. cana-
riense, A. latifolium, Nothalaena subcordata, Trichomanes
canariensis, T. speciosus
und Davallia canariensis.
4 Zwei Acrostichum und das Ophyoglossum lusitanicum.
5 Hypericum canariense. H. floribundum und H. glandu-
losum.
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[113/0129] Die zweite Zone, die der Lorbeeren, begreift den bewaldeten Strich von Tenerifa; es iſt dies auch die Region der Quellen, die aus dem immer friſchen, feuchten Raſen ſprudeln. Herrliche Wälder krönen die an den Vulkan ſich lehnenden Hügel. Hier wachſen vier Lorbeerarten, 1 eine der Quercus Turneri aus den Bergen Tibets naheſtehende Eiche, 2 die Visnea Mocanera, die Myrica Faya der Azoren, ein einheimiſcher Olivenbaum (Olea excelsa), der größte Baum in dieſer Zone, zwei Arten Sideroxylon mit ausnehmend ſchönem Laub, Arbutus callycarpa und andere immergrüne Bäume aus der Familie der Myrten. Winden und ein vom europäiſchen ſehr verſchiedener Epheu (Hedera canariensis) überziehen die Lorbeerſtämme, und zu ihren Füßen wuchern zahlloſe Farne, 3 von denen nur drei Arten 4 ſchon in der Region der Reben vorkommen. Auf dem mit Mooſen und zartem Gras überzogenen Boden prangen überall die Blüten der Campanula aurea, des Chrysanthemum pinnatifidum, der Mentha canariensis und mehrerer ſtrauchartiger Hypericumarten. 5 Pflanzungen von wilden und geimpften Kaſtanien bilden einen weiten Gürtel um das Gebiet der Quellen, welches das grünſte und lieblichſte von allen iſt. Die dritte Zone beginnt in 1750 m abſoluter Höhe, da, wo die letzten Gebüſche von Erdbeerbäumen, Myrica Faya und des ſchönen Heidekrautes ſtehen, das bei den Eingeborenen Texo heißt. Dieſe 780 m breite Zone beſteht ganz aus einem mächtigen Fichtenwald, in dem auch Brouſſonets Juni- perus Cedro vorkommt. Die Fichten haben ſehr lange, ziem- lich ſteife Blätter, deren zuweilen zwei, meiſt aber drei in einer Scheide ſtecken. Da wir die Früchte nicht unterſuchen konnten, wiſſen wir nicht, ob dieſe Art, die im Wuchs der ſchottiſchen Fichte gleicht, ſich wirklich von den achtzehn Fich- tenarten unterſcheidet, die wir bereits in der Alten Welt 1 Laurus indica, L. foetens, L. nobilis und L. Til. Zwi- ſchen dieſen Bäumen wachſen Ardisia excelsa, Rhamnus glandu- losus, Erica arborea, Erica Texo. 2 Quercus canariensis, Broussonet. 3 Woodwardia radicans, Asplenium dalmatum, A. cana- riense, A. latifolium, Nothalaena subcordata, Trichomanes canariensis, T. speciosus und Davallia canariensis. 4 Zwei Acrostichum und das Ophyoglossum lusitanicum. 5 Hypericum canariense. H. floribundum und H. glandu- losum. A. v. Humboldt, Reiſe. I. 8

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Übers. v. Hermann Hauff. Bd. 1. Stuttgart, 1859, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial01_1859/129>, abgerufen am 22.11.2024.