Daß in diesem Zeitraume da die Demo- cratie in Monarchie durch solche Gährungen überging, mehr Anträge an das Volk ge- macht und genehmigt wurden, als in irgend einem andern, ist sehr natürlich, denn gerade dies war der Beweggrund zu jedem bürgerli- chen Kriege, daß man im Stande seyn woll- te, das Staatsrecht und die einzelen Anstal- ten nach Willkühr und ohne Widerspruch zu ändern, und nach jedem bürgerlichen Kriege mußte dem Sittenverderbnisse, das er ver- mehrt, der Zerrüttung, die er hervorge- bracht hatte, durch Strafgesetze und durch Verordnungen zum Besten der verarmten Bürger einigermaßen abgeholfen werden. So wichtig solche leges für die politische Geschich- te dieser Zeiten sind, so ruhig kann man doch in der Rechtsgeschichte fast alle diejenigen übergehen, die gleich nachher abgeschaft, oder durch die Monarchie unbedeutend wurden. Also selbst die Revolution die mit dem Tribu- nate vorging, gehört nicht hierher, und die erste lex majestatis wird nur durch die Be- merkung interessant, wie entfernt dieser Be- griff damahls noch von dem war, was ihn nachher so sehr ausgezeichnet hat. Drey Strafgesetze von Sulla:Cornelia de sica- riis, de falso und de injuriis kommen noch
in
Theil I. bis Juſtinian.
§. 82.
Daß in dieſem Zeitraume da die Demo- cratie in Monarchie durch ſolche Gaͤhrungen uͤberging, mehr Antraͤge an das Volk ge- macht und genehmigt wurden, als in irgend einem andern, iſt ſehr natuͤrlich, denn gerade dies war der Beweggrund zu jedem buͤrgerli- chen Kriege, daß man im Stande ſeyn woll- te, das Staatsrecht und die einzelen Anſtal- ten nach Willkuͤhr und ohne Widerſpruch zu aͤndern, und nach jedem buͤrgerlichen Kriege mußte dem Sittenverderbniſſe, das er ver- mehrt, der Zerruͤttung, die er hervorge- bracht hatte, durch Strafgeſetze und durch Verordnungen zum Beſten der verarmten Buͤrger einigermaßen abgeholfen werden. So wichtig ſolche leges fuͤr die politiſche Geſchich- te dieſer Zeiten ſind, ſo ruhig kann man doch in der Rechtsgeſchichte faſt alle diejenigen uͤbergehen, die gleich nachher abgeſchaft, oder durch die Monarchie unbedeutend wurden. Alſo ſelbſt die Revolution die mit dem Tribu- nate vorging, gehoͤrt nicht hierher, und die erſte lex majeſtatis wird nur durch die Be- merkung intereſſant, wie entfernt dieſer Be- griff damahls noch von dem war, was ihn nachher ſo ſehr ausgezeichnet hat. Drey Strafgeſetze von Sulla:Cornelia de ſica- riis, de falſo und de injuriis kommen noch
in
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0098"n="86"/><fwplace="top"type="header">Theil <hirendition="#aq">I.</hi> bis Juſtinian.</fw><lb/><divn="4"><head>§. 82.</head><lb/><p>Daß in dieſem Zeitraume da die Demo-<lb/>
cratie in Monarchie durch ſolche Gaͤhrungen<lb/>
uͤberging, mehr Antraͤge an das Volk ge-<lb/>
macht und genehmigt wurden, als in irgend<lb/>
einem andern, iſt ſehr natuͤrlich, denn gerade<lb/>
dies war der Beweggrund zu jedem buͤrgerli-<lb/>
chen Kriege, daß man im Stande ſeyn woll-<lb/>
te, das Staatsrecht und die einzelen Anſtal-<lb/>
ten nach Willkuͤhr und ohne Widerſpruch zu<lb/>
aͤndern, und nach jedem buͤrgerlichen Kriege<lb/>
mußte dem Sittenverderbniſſe, das er ver-<lb/>
mehrt, der Zerruͤttung, die er hervorge-<lb/>
bracht hatte, durch Strafgeſetze und durch<lb/>
Verordnungen zum Beſten der verarmten<lb/>
Buͤrger einigermaßen abgeholfen werden. So<lb/>
wichtig ſolche <hirendition="#aq">leges</hi> fuͤr die politiſche Geſchich-<lb/>
te dieſer Zeiten ſind, ſo ruhig kann man doch<lb/>
in der Rechtsgeſchichte faſt alle diejenigen<lb/>
uͤbergehen, die gleich nachher abgeſchaft, oder<lb/>
durch die Monarchie unbedeutend wurden.<lb/>
Alſo ſelbſt die Revolution die mit dem Tribu-<lb/>
nate vorging, gehoͤrt nicht hierher, und die<lb/>
erſte <hirendition="#aq">lex majeſtatis</hi> wird nur durch die Be-<lb/>
merkung intereſſant, wie entfernt dieſer Be-<lb/>
griff damahls noch von dem war, was ihn<lb/>
nachher ſo ſehr ausgezeichnet hat. Drey<lb/>
Strafgeſetze von <hirendition="#fr">Sulla:</hi><hirendition="#aq">Cornelia de ſica-<lb/>
riis, de falſo</hi> und <hirendition="#aq">de injuriis</hi> kommen noch<lb/><fwplace="bottom"type="catch">in</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[86/0098]
Theil I. bis Juſtinian.
§. 82.
Daß in dieſem Zeitraume da die Demo-
cratie in Monarchie durch ſolche Gaͤhrungen
uͤberging, mehr Antraͤge an das Volk ge-
macht und genehmigt wurden, als in irgend
einem andern, iſt ſehr natuͤrlich, denn gerade
dies war der Beweggrund zu jedem buͤrgerli-
chen Kriege, daß man im Stande ſeyn woll-
te, das Staatsrecht und die einzelen Anſtal-
ten nach Willkuͤhr und ohne Widerſpruch zu
aͤndern, und nach jedem buͤrgerlichen Kriege
mußte dem Sittenverderbniſſe, das er ver-
mehrt, der Zerruͤttung, die er hervorge-
bracht hatte, durch Strafgeſetze und durch
Verordnungen zum Beſten der verarmten
Buͤrger einigermaßen abgeholfen werden. So
wichtig ſolche leges fuͤr die politiſche Geſchich-
te dieſer Zeiten ſind, ſo ruhig kann man doch
in der Rechtsgeſchichte faſt alle diejenigen
uͤbergehen, die gleich nachher abgeſchaft, oder
durch die Monarchie unbedeutend wurden.
Alſo ſelbſt die Revolution die mit dem Tribu-
nate vorging, gehoͤrt nicht hierher, und die
erſte lex majeſtatis wird nur durch die Be-
merkung intereſſant, wie entfernt dieſer Be-
griff damahls noch von dem war, was ihn
nachher ſo ſehr ausgezeichnet hat. Drey
Strafgeſetze von Sulla: Cornelia de ſica-
riis, de falſo und de injuriis kommen noch
in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/98>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.