Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite
Theil I. bis Justinian.
§. 31.

b. Obligatio ex delicto. Sie ging fast
immer auf mehrfachen Ersatz und sie konnte
darauf gehen, weil in einem Lande, wo Skla-
verey Statt findet, auch der ärmste Verbre-
cher an seinem eigenen Körper ein Capital hat.
Sehr viele unerlaubte Handlungen wurden
gar nicht so angesehen, als ob der Staat un-
mittelbar dabey interessirt sey, es war bloß
Sache des Beleidigten, der darüber Verab-
redungen traf, welche er wollte. So bey Dieb-
stahl und Raub, (furtum) Verwundung u.
s. w. Noxia eines filiusfam. oder Sklaven
und pauperies eines Thiers.

§. 32.

3. Verlassenschaften. Letzter Wille und
gesetzliche Erbfolge waren sich so entgegenge-
stellt, daß letztere nicht Statt fand, so bald
im mindesten etwas giltig disponirt war. Da-
her der Grundsatz: Nemo potest pro parte
testatus, pro parte intestatus decedere,
weil
schon nach den Worten der XII Tafeln die
Intestaterbfolge bloß subsidiarisch war. --
Uebrigens ist von keinem Erbrechte die Rede,
wenn nicht ein Hausvater gestorben ist.

a. Testamente. Ueber ihre Form war
gar nichts verordnet, und man weiß nicht, ob

noch
Theil I. bis Juſtinian.
§. 31.

b. Obligatio ex delicto. Sie ging faſt
immer auf mehrfachen Erſatz und ſie konnte
darauf gehen, weil in einem Lande, wo Skla-
verey Statt findet, auch der aͤrmſte Verbre-
cher an ſeinem eigenen Koͤrper ein Capital hat.
Sehr viele unerlaubte Handlungen wurden
gar nicht ſo angeſehen, als ob der Staat un-
mittelbar dabey intereſſirt ſey, es war bloß
Sache des Beleidigten, der daruͤber Verab-
redungen traf, welche er wollte. So bey Dieb-
ſtahl und Raub, (furtum) Verwundung u.
ſ. w. Noxia eines filiusfam. oder Sklaven
und pauperies eines Thiers.

§. 32.

3. Verlaſſenſchaften. Letzter Wille und
geſetzliche Erbfolge waren ſich ſo entgegenge-
ſtellt, daß letztere nicht Statt fand, ſo bald
im mindeſten etwas giltig diſponirt war. Da-
her der Grundſatz: Nemo poteſt pro parte
teſtatus, pro parte inteſtatus decedere,
weil
ſchon nach den Worten der XII Tafeln die
Inteſtaterbfolge bloß ſubſidiariſch war. —
Uebrigens iſt von keinem Erbrechte die Rede,
wenn nicht ein Hausvater geſtorben iſt.

a. Teſtamente. Ueber ihre Form war
gar nichts verordnet, und man weiß nicht, ob

noch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0038" n="26"/>
            <fw place="top" type="header">Theil <hi rendition="#aq">I.</hi> bis Ju&#x017F;tinian.</fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 31.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#aq">b. Obligatio ex delicto.</hi> Sie ging fa&#x017F;t<lb/>
immer auf mehrfachen Er&#x017F;atz und &#x017F;ie konnte<lb/>
darauf gehen, weil in einem Lande, wo Skla-<lb/>
verey Statt findet, auch der a&#x0364;rm&#x017F;te Verbre-<lb/>
cher an &#x017F;einem eigenen Ko&#x0364;rper ein Capital hat.<lb/>
Sehr viele unerlaubte Handlungen wurden<lb/>
gar nicht &#x017F;o ange&#x017F;ehen, als ob der Staat un-<lb/>
mittelbar dabey intere&#x017F;&#x017F;irt &#x017F;ey, es war bloß<lb/>
Sache des Beleidigten, der daru&#x0364;ber Verab-<lb/>
redungen traf, welche er wollte. So bey Dieb-<lb/>
&#x017F;tahl und Raub, <hi rendition="#aq">(furtum)</hi> Verwundung u.<lb/>
&#x017F;. w. <hi rendition="#aq">Noxia</hi> eines <hi rendition="#aq">filiusfam.</hi> oder Sklaven<lb/>
und <hi rendition="#aq">pauperies</hi> eines Thiers.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 32.</head><lb/>
              <p>3. Verla&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften. Letzter Wille und<lb/>
ge&#x017F;etzliche Erbfolge waren &#x017F;ich &#x017F;o entgegenge-<lb/>
&#x017F;tellt, daß letztere nicht Statt fand, &#x017F;o bald<lb/>
im minde&#x017F;ten etwas giltig di&#x017F;ponirt war. Da-<lb/>
her der Grund&#x017F;atz: <hi rendition="#aq">Nemo pote&#x017F;t pro parte<lb/>
te&#x017F;tatus, pro parte inte&#x017F;tatus decedere,</hi> weil<lb/>
&#x017F;chon nach den Worten der <hi rendition="#aq">XII</hi> Tafeln die<lb/>
Inte&#x017F;taterbfolge bloß &#x017F;ub&#x017F;idiari&#x017F;ch war. &#x2014;<lb/>
Uebrigens i&#x017F;t von keinem Erbrechte die Rede,<lb/>
wenn nicht ein Hausvater ge&#x017F;torben i&#x017F;t.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#aq">a.</hi> Te&#x017F;tamente. Ueber ihre Form war<lb/>
gar nichts verordnet, und man weiß nicht, ob<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">noch</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0038] Theil I. bis Juſtinian. §. 31. b. Obligatio ex delicto. Sie ging faſt immer auf mehrfachen Erſatz und ſie konnte darauf gehen, weil in einem Lande, wo Skla- verey Statt findet, auch der aͤrmſte Verbre- cher an ſeinem eigenen Koͤrper ein Capital hat. Sehr viele unerlaubte Handlungen wurden gar nicht ſo angeſehen, als ob der Staat un- mittelbar dabey intereſſirt ſey, es war bloß Sache des Beleidigten, der daruͤber Verab- redungen traf, welche er wollte. So bey Dieb- ſtahl und Raub, (furtum) Verwundung u. ſ. w. Noxia eines filiusfam. oder Sklaven und pauperies eines Thiers. §. 32. 3. Verlaſſenſchaften. Letzter Wille und geſetzliche Erbfolge waren ſich ſo entgegenge- ſtellt, daß letztere nicht Statt fand, ſo bald im mindeſten etwas giltig diſponirt war. Da- her der Grundſatz: Nemo poteſt pro parte teſtatus, pro parte inteſtatus decedere, weil ſchon nach den Worten der XII Tafeln die Inteſtaterbfolge bloß ſubſidiariſch war. — Uebrigens iſt von keinem Erbrechte die Rede, wenn nicht ein Hausvater geſtorben iſt. a. Teſtamente. Ueber ihre Form war gar nichts verordnet, und man weiß nicht, ob noch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/38
Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/38>, abgerufen am 21.11.2024.