Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.Theil II. seit Justinian, die nicht wissen, wie unermüdete Geschichtfor-scher gerade auch unsre besten Geschichtschrei- ber sind, und daß oft die Zeile, die man nur für einen glänzenden Einfall hält, das Resultat von zwanzig Urkunden ist. Alles dieses mußte nothwendig auch auf das Ci- vilrecht den glücklichsten Einfluß haben, wenn man gleich den Weg, den Montesquieu zeigte, lange nur im Staats- und Criminal- Recht betrat, wo so viele gelehrte Data nicht nöthig sind, und wenn gleich Michaelis sehr lange alle Juristen beschämte. §. 204. Dessen ungeachtet behaupten einigeSchrift- ver-
Theil II. ſeit Juſtinian, die nicht wiſſen, wie unermuͤdete Geſchichtfor-ſcher gerade auch unſre beſten Geſchichtſchrei- ber ſind, und daß oft die Zeile, die man nur fuͤr einen glaͤnzenden Einfall haͤlt, das Reſultat von zwanzig Urkunden iſt. Alles dieſes mußte nothwendig auch auf das Ci- vilrecht den gluͤcklichſten Einfluß haben, wenn man gleich den Weg, den Montesquieu zeigte, lange nur im Staats- und Criminal- Recht betrat, wo ſo viele gelehrte Data nicht noͤthig ſind, und wenn gleich Michaelis ſehr lange alle Juriſten beſchaͤmte. §. 204. Deſſen ungeachtet behaupten einigeSchrift- ver-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0262" n="250"/><fw place="top" type="header">Theil <hi rendition="#aq">II.</hi> ſeit Juſtinian,</fw><lb/> die nicht wiſſen, wie unermuͤdete Geſchichtfor-<lb/> ſcher gerade auch unſre beſten Geſchichtſchrei-<lb/> ber ſind, und daß oft die Zeile, die man<lb/> nur fuͤr einen glaͤnzenden Einfall haͤlt, das<lb/> Reſultat von zwanzig Urkunden iſt. Alles<lb/> dieſes mußte nothwendig auch auf das Ci-<lb/> vilrecht den gluͤcklichſten Einfluß haben, wenn<lb/> man gleich den Weg, den <hi rendition="#fr">Montesquieu</hi><lb/> zeigte, lange nur im Staats- und Criminal-<lb/> Recht betrat, wo ſo viele gelehrte Data nicht<lb/> noͤthig ſind, und wenn gleich <hi rendition="#fr">Michaelis ſehr</hi><lb/> lange alle Juriſten beſchaͤmte.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. 204.</head><lb/> <p>Deſſen ungeachtet behaupten einigeSchrift-<lb/> ſteller noch immer “daß gerade das Civilrecht<lb/> die Wiſſenſchaft ſey, die in unſern Zeiten<lb/> durch die Begierde nach blos unmittelbar<lb/> Practiſchen und Geldverdienſt Erzeugendem<lb/> am meiſten zu ſinken, und am meiſten Koͤpfe<lb/> zu verderben ſcheine,” oder “daß gerade die<lb/> beſſern Koͤpfe, der Regel nach, den groͤß-<lb/> ten Ekel daran haͤtten.” Sie erinnern,<lb/> daß dieß doppelt ſchaͤdlich ſey, einmahl weil<lb/> in Deutſchland ſo viele politiſche Bedienungen,<lb/> wo die Juſtiz gar nicht, oder doch nicht als<lb/> Hauptſache vorkommt, mit Juriſten beſetzt<lb/> wuͤrden, und dann weil ſelbſt in Civilproceſ-<lb/> ſen ein Streit uͤber die Thatſachen und die<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [250/0262]
Theil II. ſeit Juſtinian,
die nicht wiſſen, wie unermuͤdete Geſchichtfor-
ſcher gerade auch unſre beſten Geſchichtſchrei-
ber ſind, und daß oft die Zeile, die man
nur fuͤr einen glaͤnzenden Einfall haͤlt, das
Reſultat von zwanzig Urkunden iſt. Alles
dieſes mußte nothwendig auch auf das Ci-
vilrecht den gluͤcklichſten Einfluß haben, wenn
man gleich den Weg, den Montesquieu
zeigte, lange nur im Staats- und Criminal-
Recht betrat, wo ſo viele gelehrte Data nicht
noͤthig ſind, und wenn gleich Michaelis ſehr
lange alle Juriſten beſchaͤmte.
§. 204.
Deſſen ungeachtet behaupten einigeSchrift-
ſteller noch immer “daß gerade das Civilrecht
die Wiſſenſchaft ſey, die in unſern Zeiten
durch die Begierde nach blos unmittelbar
Practiſchen und Geldverdienſt Erzeugendem
am meiſten zu ſinken, und am meiſten Koͤpfe
zu verderben ſcheine,” oder “daß gerade die
beſſern Koͤpfe, der Regel nach, den groͤß-
ten Ekel daran haͤtten.” Sie erinnern,
daß dieß doppelt ſchaͤdlich ſey, einmahl weil
in Deutſchland ſo viele politiſche Bedienungen,
wo die Juſtiz gar nicht, oder doch nicht als
Hauptſache vorkommt, mit Juriſten beſetzt
wuͤrden, und dann weil ſelbſt in Civilproceſ-
ſen ein Streit uͤber die Thatſachen und die
ver-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |