Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite

Theil II. seit Justinian,
de war mehr Humanist als Rechtsgelehrter,
Ferret, auch ein nationalisirter Franzose,
ist der Lehrer Govea's, den Cujas so sehr
erhebt. Ant. Augustinus, Erzbischof von
Tarragona that im Römischen Rechte so viel
als im Canonischen. Connan, Baron,
Tiraqueau
sind nicht so merkwürdig als
Duaren, Alciati's Nachfolger in Bourges,
oder als Dumolin, der stolze Ausleger der
einheimischen Provinzialrechte, oder der Me-
taphysiker Matth. Wesembek, dessen Me-
thode in Deutschland mehr Nachfolger fand,
als Baudouins historische Untersuchungen
über Tribonians Fehler. Die beyden Cau-
relli
thaten mehr für das Florentinische, von
ihnen so verehrte Manuscript, als Le Con-
te
, den erst seine Streitigkeiten zum Ge-
lehrten machten. Unsre Landsleute Schnei-
dewin, Gail
und Mynsinger hatten Hot-
man's
Kenntnisse von der alten Litteratur
nicht, sie stellten aber auch keine Paradoxen
auf, wie er.

§. 194.

So viele große Rechtsgelehrte hatte Cu-
jas
zu Zeitgenossen oder zu Vorgängern, denn
er starb erst 1590: der Ruhm gebührt ihm
also nicht, daß er die bessere Behandlungs-
art der Wissenschaft erst eingeführt habe,
und wenn er der größte unter dem gelehrten

Juri-

Theil II. ſeit Juſtinian,
war mehr Humaniſt als Rechtsgelehrter,
Ferret, auch ein nationaliſirter Franzoſe,
iſt der Lehrer Govea’s, den Cujas ſo ſehr
erhebt. Ant. Auguſtinus, Erzbiſchof von
Tarragona that im Roͤmiſchen Rechte ſo viel
als im Canoniſchen. Connan, Baron,
Tiraqueau
ſind nicht ſo merkwuͤrdig als
Duaren, Alciati’s Nachfolger in Bourges,
oder als Dumolin, der ſtolze Ausleger der
einheimiſchen Provinzialrechte, oder der Me-
taphyſiker Matth. Weſembek, deſſen Me-
thode in Deutſchland mehr Nachfolger fand,
als Baudouins hiſtoriſche Unterſuchungen
uͤber Tribonians Fehler. Die beyden Cau-
relli
thaten mehr fuͤr das Florentiniſche, von
ihnen ſo verehrte Manuſcript, als Le Con-
te
, den erſt ſeine Streitigkeiten zum Ge-
lehrten machten. Unſre Landsleute Schnei-
dewin, Gail
und Mynſinger hatten Hot-
man’s
Kenntniſſe von der alten Litteratur
nicht, ſie ſtellten aber auch keine Paradoxen
auf, wie er.

§. 194.

So viele große Rechtsgelehrte hatte Cu-
jas
zu Zeitgenoſſen oder zu Vorgaͤngern, denn
er ſtarb erſt 1590: der Ruhm gebuͤhrt ihm
alſo nicht, daß er die beſſere Behandlungs-
art der Wiſſenſchaft erſt eingefuͤhrt habe,
und wenn er der groͤßte unter dem gelehrten

Juri-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0244" n="232"/><fw place="top" type="header">Theil <hi rendition="#aq">II.</hi> &#x017F;eit Ju&#x017F;tinian,</fw><lb/><hi rendition="#fr"></hi> war mehr Humani&#x017F;t als Rechtsgelehrter,<lb/><hi rendition="#fr">Ferret</hi>, auch ein nationali&#x017F;irter Franzo&#x017F;e,<lb/>
i&#x017F;t der Lehrer <hi rendition="#fr">Govea&#x2019;s</hi>, den <hi rendition="#fr">Cujas</hi> &#x017F;o &#x017F;ehr<lb/>
erhebt. <hi rendition="#fr">Ant. Augu&#x017F;tinus</hi>, Erzbi&#x017F;chof von<lb/>
Tarragona that im Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Rechte &#x017F;o viel<lb/>
als im Canoni&#x017F;chen. <hi rendition="#fr">Connan, Baron,<lb/>
Tiraqueau</hi> &#x017F;ind nicht &#x017F;o merkwu&#x0364;rdig als<lb/><hi rendition="#fr">Duaren</hi>, Alciati&#x2019;s Nachfolger in Bourges,<lb/>
oder als <hi rendition="#fr">Dumolin</hi>, der &#x017F;tolze Ausleger der<lb/>
einheimi&#x017F;chen Provinzialrechte, oder der Me-<lb/>
taphy&#x017F;iker <hi rendition="#fr">Matth. We&#x017F;embek</hi>, de&#x017F;&#x017F;en Me-<lb/>
thode in Deut&#x017F;chland mehr Nachfolger fand,<lb/>
als <hi rendition="#fr">Baudouins</hi> hi&#x017F;tori&#x017F;che Unter&#x017F;uchungen<lb/>
u&#x0364;ber Tribonians Fehler. Die beyden <hi rendition="#fr">Cau-<lb/>
relli</hi> thaten mehr fu&#x0364;r das Florentini&#x017F;che, von<lb/>
ihnen &#x017F;o verehrte Manu&#x017F;cript, als <hi rendition="#fr">Le Con-<lb/>
te</hi>, den er&#x017F;t &#x017F;eine Streitigkeiten zum Ge-<lb/>
lehrten machten. Un&#x017F;re Landsleute <hi rendition="#fr">Schnei-<lb/>
dewin, Gail</hi> und <hi rendition="#fr">Myn&#x017F;inger</hi> hatten <hi rendition="#fr">Hot-<lb/>
man&#x2019;s</hi> Kenntni&#x017F;&#x017F;e von der alten Litteratur<lb/>
nicht, &#x017F;ie &#x017F;tellten aber auch keine Paradoxen<lb/>
auf, wie er.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 194.</head><lb/>
          <p>So viele große Rechtsgelehrte hatte <hi rendition="#fr">Cu-<lb/>
jas</hi> zu Zeitgeno&#x017F;&#x017F;en oder zu Vorga&#x0364;ngern, denn<lb/>
er &#x017F;tarb er&#x017F;t 1590: der Ruhm gebu&#x0364;hrt ihm<lb/>
al&#x017F;o nicht, daß er die be&#x017F;&#x017F;ere Behandlungs-<lb/>
art der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft er&#x017F;t eingefu&#x0364;hrt habe,<lb/>
und wenn er der gro&#x0364;ßte unter dem gelehrten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Juri-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[232/0244] Theil II. ſeit Juſtinian, dé war mehr Humaniſt als Rechtsgelehrter, Ferret, auch ein nationaliſirter Franzoſe, iſt der Lehrer Govea’s, den Cujas ſo ſehr erhebt. Ant. Auguſtinus, Erzbiſchof von Tarragona that im Roͤmiſchen Rechte ſo viel als im Canoniſchen. Connan, Baron, Tiraqueau ſind nicht ſo merkwuͤrdig als Duaren, Alciati’s Nachfolger in Bourges, oder als Dumolin, der ſtolze Ausleger der einheimiſchen Provinzialrechte, oder der Me- taphyſiker Matth. Weſembek, deſſen Me- thode in Deutſchland mehr Nachfolger fand, als Baudouins hiſtoriſche Unterſuchungen uͤber Tribonians Fehler. Die beyden Cau- relli thaten mehr fuͤr das Florentiniſche, von ihnen ſo verehrte Manuſcript, als Le Con- te, den erſt ſeine Streitigkeiten zum Ge- lehrten machten. Unſre Landsleute Schnei- dewin, Gail und Mynſinger hatten Hot- man’s Kenntniſſe von der alten Litteratur nicht, ſie ſtellten aber auch keine Paradoxen auf, wie er. §. 194. So viele große Rechtsgelehrte hatte Cu- jas zu Zeitgenoſſen oder zu Vorgaͤngern, denn er ſtarb erſt 1590: der Ruhm gebuͤhrt ihm alſo nicht, daß er die beſſere Behandlungs- art der Wiſſenſchaft erſt eingefuͤhrt habe, und wenn er der groͤßte unter dem gelehrten Juri-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/244
Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/244>, abgerufen am 22.11.2024.