Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.Periode 4. Quellen. Kaiser" dessen Eitelkeit in jeder Regentenbe-schäfftigung Nahrung fand." Selbst das Compendium für die ersten Anfänger sollte sein Werk seyn, dieß war sein Project, als man die ExcerptenSammlung anfing a), und noch ehe sie vollendet war, führte er es aus. Auch diese Arbeit dirigirte Tribo- nian; er hatte zwey Professoren Theophi- lus, den Verfasser der griechischen Para- phrase, und Dorotheus unter sich. Die an- gehenden Juristen sollten nicht nur das Glück haben, gleich im ersten Jahre über eine con- stitutio, und nicht blos über einen Classiker zu hören, sondern ob die Verfasser gleich bey jeder Lehre auch das alte Recht historisch erzählten, weil ein altes Compendium zum Grunde lag, so ließen sie doch dasjenige ganz weg, was gar keinen practischen Nutzen hat- te, weil sie glaubten für den ersten Unter- richt tauge nur das Practische, weil nur das Practische schon an sich interessire b). Wä- ren zur Zeit von Justinian keine Sklaven mehr gewesen, so würde von diesen gewiß nichts in den Institutionen stehen, den Fall ausgenommen, daß erst der Kaiser die Skla- verey abgeschafft hätte, denn die Versuchung von sich selbst zu sprechen, machte ihn oft sei- nem Grundsatze ein wenig ungetreu, und freylich am Ende seiner gesetzgeberischen Re- gie-
Periode 4. Quellen. Kaiſer” deſſen Eitelkeit in jeder Regentenbe-ſchaͤfftigung Nahrung fand.” Selbſt das Compendium fuͤr die erſten Anfaͤnger ſollte ſein Werk ſeyn, dieß war ſein Project, als man die ExcerptenSammlung anfing a), und noch ehe ſie vollendet war, fuͤhrte er es aus. Auch dieſe Arbeit dirigirte Tribo- nian; er hatte zwey Profeſſoren Theophi- lus, den Verfaſſer der griechiſchen Para- phraſe, und Dorotheus unter ſich. Die an- gehenden Juriſten ſollten nicht nur das Gluͤck haben, gleich im erſten Jahre uͤber eine con- ſtitutio, und nicht blos uͤber einen Claſſiker zu hoͤren, ſondern ob die Verfaſſer gleich bey jeder Lehre auch das alte Recht hiſtoriſch erzaͤhlten, weil ein altes Compendium zum Grunde lag, ſo ließen ſie doch dasjenige ganz weg, was gar keinen practiſchen Nutzen hat- te, weil ſie glaubten fuͤr den erſten Unter- richt tauge nur das Practiſche, weil nur das Practiſche ſchon an ſich intereſſire b). Waͤ- ren zur Zeit von Juſtinian keine Sklaven mehr geweſen, ſo wuͤrde von dieſen gewiß nichts in den Inſtitutionen ſtehen, den Fall ausgenommen, daß erſt der Kaiſer die Skla- verey abgeſchafft haͤtte, denn die Verſuchung von ſich ſelbſt zu ſprechen, machte ihn oft ſei- nem Grundſatze ein wenig ungetreu, und freylich am Ende ſeiner geſetzgeberiſchen Re- gie-
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Periode 4. Quellen.
Kaiſer” deſſen Eitelkeit in jeder Regentenbe-
ſchaͤfftigung Nahrung fand.” Selbſt das
Compendium fuͤr die erſten Anfaͤnger ſollte
ſein Werk ſeyn, dieß war ſein Project, als
man die ExcerptenSammlung anfing a),
und noch ehe ſie vollendet war, fuͤhrte er es
aus. Auch dieſe Arbeit dirigirte Tribo-
nian; er hatte zwey Profeſſoren Theophi-
lus, den Verfaſſer der griechiſchen Para-
phraſe, und Dorotheus unter ſich. Die an-
gehenden Juriſten ſollten nicht nur das Gluͤck
haben, gleich im erſten Jahre uͤber eine con-
ſtitutio, und nicht blos uͤber einen Claſſiker
zu hoͤren, ſondern ob die Verfaſſer gleich
bey jeder Lehre auch das alte Recht hiſtoriſch
erzaͤhlten, weil ein altes Compendium zum
Grunde lag, ſo ließen ſie doch dasjenige ganz
weg, was gar keinen practiſchen Nutzen hat-
te, weil ſie glaubten fuͤr den erſten Unter-
richt tauge nur das Practiſche, weil nur das
Practiſche ſchon an ſich intereſſire b). Waͤ-
ren zur Zeit von Juſtinian keine Sklaven
mehr geweſen, ſo wuͤrde von dieſen gewiß
nichts in den Inſtitutionen ſtehen, den Fall
ausgenommen, daß erſt der Kaiſer die Skla-
verey abgeſchafft haͤtte, denn die Verſuchung
von ſich ſelbſt zu ſprechen, machte ihn oft ſei-
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