Die Familie Constantins war nun wie- der erloschen, und Jovian starb bald nach dem ersten Frieden, worin die Grenzen des Reichs verengt wurden. ValentinianI. und sein Bruder Valens, dem Eutrop ein so naives Compliment macht, zeichnen sich etwa durch ihre Grausamkeit aus. Letzterer re- gierte mit seinen Neffen Gratian und Va- lentinianII. bis in der Schlacht bey Adria- nopel, die er gegen die Gothen verlor, die Kirche von dem Arianer befreyt ward, und bis Theodos den Thron bestieg, um das Reich zu retten. Theodos, der zuletzt nach- dem er mehrere vorübergehende Gegenkaiser überwunden hatte, allein regierte, und seine Söhne zu Mitregenten annahm, Theodes, der orthodoxe und folgsame Verehrer der Bi- schöfe, verdient den Beynahmen des Großen in keiner Rücksicht besser, als wenn man ihn mit seinen Nachfolgern vergleicht, denn eine solche Reihe der dürftigsten Regenten, die nun im Oriente den Feinden des Reichs die schönsten Provinzen und Rom selbst preiß geben ließen, -- eine solche Reihe von Re- genten, deren Nahmen nur dazu dienen wür- de, die Zeitrechnung zu bestimmen, wenn ihre Günstlinge nicht so viele Constitutionen über Rechtssätze gemacht hätten, -- eine
solche
Periode 4. Quellen.
§. 136.
Die Familie Conſtantins war nun wie- der erloſchen, und Jovian ſtarb bald nach dem erſten Frieden, worin die Grenzen des Reichs verengt wurden. ValentinianI. und ſein Bruder Valens, dem Eutrop ein ſo naives Compliment macht, zeichnen ſich etwa durch ihre Grauſamkeit aus. Letzterer re- gierte mit ſeinen Neffen Gratian und Va- lentinianII. bis in der Schlacht bey Adria- nopel, die er gegen die Gothen verlor, die Kirche von dem Arianer befreyt ward, und bis Theodos den Thron beſtieg, um das Reich zu retten. Theodos, der zuletzt nach- dem er mehrere voruͤbergehende Gegenkaiſer uͤberwunden hatte, allein regierte, und ſeine Soͤhne zu Mitregenten annahm, Theodes, der orthodoxe und folgſame Verehrer der Bi- ſchoͤfe, verdient den Beynahmen des Großen in keiner Ruͤckſicht beſſer, als wenn man ihn mit ſeinen Nachfolgern vergleicht, denn eine ſolche Reihe der duͤrftigſten Regenten, die nun im Oriente den Feinden des Reichs die ſchoͤnſten Provinzen und Rom ſelbſt preiß geben ließen, — eine ſolche Reihe von Re- genten, deren Nahmen nur dazu dienen wuͤr- de, die Zeitrechnung zu beſtimmen, wenn ihre Guͤnſtlinge nicht ſo viele Conſtitutionen uͤber Rechtsſaͤtze gemacht haͤtten, — eine
ſolche
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Periode 4. Quellen.
§. 136.
Die Familie Conſtantins war nun wie-
der erloſchen, und Jovian ſtarb bald nach
dem erſten Frieden, worin die Grenzen des
Reichs verengt wurden. Valentinian I. und
ſein Bruder Valens, dem Eutrop ein ſo
naives Compliment macht, zeichnen ſich etwa
durch ihre Grauſamkeit aus. Letzterer re-
gierte mit ſeinen Neffen Gratian und Va-
lentinian II. bis in der Schlacht bey Adria-
nopel, die er gegen die Gothen verlor, die
Kirche von dem Arianer befreyt ward, und
bis Theodos den Thron beſtieg, um das
Reich zu retten. Theodos, der zuletzt nach-
dem er mehrere voruͤbergehende Gegenkaiſer
uͤberwunden hatte, allein regierte, und ſeine
Soͤhne zu Mitregenten annahm, Theodes,
der orthodoxe und folgſame Verehrer der Bi-
ſchoͤfe, verdient den Beynahmen des Großen
in keiner Ruͤckſicht beſſer, als wenn man ihn
mit ſeinen Nachfolgern vergleicht, denn eine
ſolche Reihe der duͤrftigſten Regenten, die
nun im Oriente den Feinden des Reichs die
ſchoͤnſten Provinzen und Rom ſelbſt preiß
geben ließen, — eine ſolche Reihe von Re-
genten, deren Nahmen nur dazu dienen wuͤr-
de, die Zeitrechnung zu beſtimmen, wenn
ihre Guͤnſtlinge nicht ſo viele Conſtitutionen
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Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/167>, abgerufen am 17.07.2024.
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