Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.Theil I. bis Justinian. doch verhältnißmäßig eben so gangbar blie-ben, als die Ersten nach dem edictum per- petuum. Erst denen, welche zwischen Ha- drian und Alexander lebten, wirft man vor, daß sie Ausländer gewesen seyen, und schlechtes Latein geschrieben hätten, aber erst an ihnen lobt man auch, daß sie zwischen den Secten eine Mittelstraße trafen. Jene Vorwürfe sind wohl so ungegründet, als die- ses Lob, denn auch von den bisher Ange- führten verdienen viele oder gar alle den Nahmen Miscelliones oder Herciscundi, den erst wir und zwar Letztern aus einem au- genscheinlichen Mißverständnisse, erfunden haben. Wenn nun viele Juristen keine ge- bohrnen Italiäner waren, wenn man die Wor- te: vnde mihi origo est vom Geburtsorte versteht, so beweist dieß doch weiter nichts, als was man schon lange weiß, nähmlich daß die Römische Litteratur nun auch in die Provinzen verpflanzt war. Ueber das La- tein dieser Schriftsteller haben wir das ganz bestimmte Zeugniß eines völlig competenten und so unpartheyischen Richters, daß man gewöhnlich die Juristen gegen ihn vertheidi- gen zu müssen glaubt. Laurentius Valla sagt von den Autoren der Pandecten: His[__] nihil est, mea sententia, quod addi adimiue posse videatur non tam eloquentiae (quam qui-
Theil I. bis Juſtinian. doch verhaͤltnißmaͤßig eben ſo gangbar blie-ben, als die Erſten nach dem edictum per- petuum. Erſt denen, welche zwiſchen Ha- drian und Alexander lebten, wirft man vor, daß ſie Auslaͤnder geweſen ſeyen, und ſchlechtes Latein geſchrieben haͤtten, aber erſt an ihnen lobt man auch, daß ſie zwiſchen den Secten eine Mittelſtraße trafen. Jene Vorwuͤrfe ſind wohl ſo ungegruͤndet, als die- ſes Lob, denn auch von den bisher Ange- fuͤhrten verdienen viele oder gar alle den Nahmen Miſcelliones oder Herciscundi, den erſt wir und zwar Letztern aus einem au- genſcheinlichen Mißverſtaͤndniſſe, erfunden haben. Wenn nun viele Juriſten keine ge- bohrnen Italiaͤner waren, wenn man die Wor- te: vnde mihi origo eſt vom Geburtsorte verſteht, ſo beweist dieß doch weiter nichts, als was man ſchon lange weiß, naͤhmlich daß die Roͤmiſche Litteratur nun auch in die Provinzen verpflanzt war. Ueber das La- tein dieſer Schriftſteller haben wir das ganz beſtimmte Zeugniß eines voͤllig competenten und ſo unpartheyiſchen Richters, daß man gewoͤhnlich die Juriſten gegen ihn vertheidi- gen zu muͤſſen glaubt. Laurentius Valla ſagt von den Autoren der Pandecten: His[__] nihil eſt, mea ſententia, quod addi adimiue poſſe videatur non tam eloquentiae (quam qui-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0148" n="136"/><fw place="top" type="header">Theil <hi rendition="#aq">I.</hi> bis Juſtinian.</fw><lb/> doch verhaͤltnißmaͤßig eben ſo gangbar blie-<lb/> ben, als die Erſten nach dem <hi rendition="#aq">edictum per-<lb/> petuum.</hi> Erſt denen, welche zwiſchen <hi rendition="#fr">Ha-<lb/> drian</hi> und <hi rendition="#fr">Alexander</hi> lebten, wirft man<lb/> vor, daß ſie Auslaͤnder geweſen ſeyen, und<lb/> ſchlechtes Latein geſchrieben haͤtten, aber erſt<lb/> an ihnen lobt man auch, daß ſie zwiſchen<lb/> den Secten eine Mittelſtraße trafen. Jene<lb/> Vorwuͤrfe ſind wohl ſo ungegruͤndet, als die-<lb/> ſes Lob, denn auch von den bisher Ange-<lb/> fuͤhrten verdienen viele oder gar alle den<lb/> Nahmen <hi rendition="#aq">Miſcelliones</hi> oder <hi rendition="#aq">Herciscundi,</hi><lb/> den erſt wir und zwar Letztern aus einem au-<lb/> genſcheinlichen Mißverſtaͤndniſſe, erfunden<lb/> haben. Wenn nun viele Juriſten keine ge-<lb/> bohrnen Italiaͤner waren, wenn man die Wor-<lb/> te: <hi rendition="#aq">vnde mihi origo eſt</hi> vom Geburtsorte<lb/> verſteht, ſo beweist dieß doch weiter nichts,<lb/> als was man ſchon lange weiß, naͤhmlich<lb/> daß die Roͤmiſche Litteratur nun auch in die<lb/> Provinzen verpflanzt war. Ueber das La-<lb/> tein dieſer Schriftſteller haben wir das ganz<lb/> beſtimmte Zeugniß eines voͤllig competenten<lb/> und ſo unpartheyiſchen Richters, daß man<lb/> gewoͤhnlich die Juriſten gegen ihn vertheidi-<lb/> gen zu muͤſſen glaubt. <hi rendition="#fr">Laurentius Valla</hi><lb/> ſagt von den Autoren der Pandecten: <hi rendition="#aq">His<supplied>__</supplied><lb/> nihil eſt, mea ſententia, quod addi adimiue<lb/> poſſe videatur non tam eloquentiae (quam</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">qui-</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [136/0148]
Theil I. bis Juſtinian.
doch verhaͤltnißmaͤßig eben ſo gangbar blie-
ben, als die Erſten nach dem edictum per-
petuum. Erſt denen, welche zwiſchen Ha-
drian und Alexander lebten, wirft man
vor, daß ſie Auslaͤnder geweſen ſeyen, und
ſchlechtes Latein geſchrieben haͤtten, aber erſt
an ihnen lobt man auch, daß ſie zwiſchen
den Secten eine Mittelſtraße trafen. Jene
Vorwuͤrfe ſind wohl ſo ungegruͤndet, als die-
ſes Lob, denn auch von den bisher Ange-
fuͤhrten verdienen viele oder gar alle den
Nahmen Miſcelliones oder Herciscundi,
den erſt wir und zwar Letztern aus einem au-
genſcheinlichen Mißverſtaͤndniſſe, erfunden
haben. Wenn nun viele Juriſten keine ge-
bohrnen Italiaͤner waren, wenn man die Wor-
te: vnde mihi origo eſt vom Geburtsorte
verſteht, ſo beweist dieß doch weiter nichts,
als was man ſchon lange weiß, naͤhmlich
daß die Roͤmiſche Litteratur nun auch in die
Provinzen verpflanzt war. Ueber das La-
tein dieſer Schriftſteller haben wir das ganz
beſtimmte Zeugniß eines voͤllig competenten
und ſo unpartheyiſchen Richters, daß man
gewoͤhnlich die Juriſten gegen ihn vertheidi-
gen zu muͤſſen glaubt. Laurentius Valla
ſagt von den Autoren der Pandecten: His__
nihil eſt, mea ſententia, quod addi adimiue
poſſe videatur non tam eloquentiae (quam
qui-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |