Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite

Periode 3. Quellen.
Privatrechte von royalistischen Grundsätzen;
die Pflicht der Richter, einen Ausspruch zu
befolgen, erzählt blos Justinian, und selbst
dieser nur vielleicht, und wenn man diese
Idee nicht zu der Stelle des Pomponius mit-
bringt, so ergibt sich daraus nur so viel,
daß ein gar nicht vornehmer Rechtsgelehrter,
der sogar erst in seinem Alter Ritter ward,
eine besondre Aufmunterung oder Erlaubniß
vom August erhielt, um desto mehr Zutrauen
bey dem Publicum zu finden. Es mag in
der Folge ein sehr gewöhnliches Compliment
gewesen seyn, das auch Senatoren dem Au-
guste, ohnehin ihrem Chef, machten, wenn
sie bey ihm anfragten, ob er sie zu dieser Be-
schäftigung geschickt genug finde; aber daß
selbst ehemahlige Prätoren dies als eine Gna-
de suchten, war, wie Hadrian sagt, schon
vor ihm ungewöhnlich, und ward also nicht
erst unter ihm überflüssig a).

a) I. 2. fr. 2. §. 47. Primus D. Augustus
vt major juris auctoritas haberetur, consti-
tuit vt ex auctoritate ejus responderent, et
ex illo tempore peti hoc pro beneficio coe-
pit: et ideo optimus princeps Hadrianus
cum ab eo viri praetorii peterent, vt sibi
liceat respondere, rescripsit eis, hoc non
peti sed praestari solere. -- Ergo Sabino
concessum est a Tiberio Caesare vt populo
responderet, qui in equestrem ordinem jam

Periode 3. Quellen.
Privatrechte von royaliſtiſchen Grundſaͤtzen;
die Pflicht der Richter, einen Ausſpruch zu
befolgen, erzaͤhlt blos Juſtinian, und ſelbſt
dieſer nur vielleicht, und wenn man dieſe
Idee nicht zu der Stelle des Pomponius mit-
bringt, ſo ergibt ſich daraus nur ſo viel,
daß ein gar nicht vornehmer Rechtsgelehrter,
der ſogar erſt in ſeinem Alter Ritter ward,
eine beſondre Aufmunterung oder Erlaubniß
vom Auguſt erhielt, um deſto mehr Zutrauen
bey dem Publicum zu finden. Es mag in
der Folge ein ſehr gewoͤhnliches Compliment
geweſen ſeyn, das auch Senatoren dem Au-
guſte, ohnehin ihrem Chef, machten, wenn
ſie bey ihm anfragten, ob er ſie zu dieſer Be-
ſchaͤftigung geſchickt genug finde; aber daß
ſelbſt ehemahlige Praͤtoren dies als eine Gna-
de ſuchten, war, wie Hadrian ſagt, ſchon
vor ihm ungewoͤhnlich, und ward alſo nicht
erſt unter ihm uͤberfluͤſſig a).

a) I. 2. fr. 2. §. 47. Primus D. Auguſtus
vt major juris auctoritas haberetur, conſti-
tuit vt ex auctoritate ejus reſponderent, et
ex illo tempore peti hoc pro beneficio coe-
pit: et ideo optimus princeps Hadrianus
cum ab eo viri praetorii peterent, vt ſibi
liceat reſpondere, reſcripſit eis, hoc non
peti ſed praeſtari ſolere. — Ergo Sabino
conceſſum eſt a Tiberio Caeſare vt populo
reſponderet, qui in equeſtrem ordinem jam

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0119" n="107"/><fw place="top" type="header">Periode 3. Quellen.</fw><lb/>
Privatrechte von royali&#x017F;ti&#x017F;chen Grund&#x017F;a&#x0364;tzen;<lb/>
die Pflicht der Richter, einen Aus&#x017F;pruch zu<lb/>
befolgen, erza&#x0364;hlt blos Ju&#x017F;tinian, und &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
die&#x017F;er nur vielleicht, und wenn man die&#x017F;e<lb/>
Idee nicht zu der Stelle des Pomponius mit-<lb/>
bringt, &#x017F;o ergibt &#x017F;ich daraus nur &#x017F;o viel,<lb/>
daß ein gar nicht vornehmer Rechtsgelehrter,<lb/>
der &#x017F;ogar er&#x017F;t in &#x017F;einem Alter Ritter ward,<lb/>
eine be&#x017F;ondre Aufmunterung oder Erlaubniß<lb/>
vom Augu&#x017F;t erhielt, um de&#x017F;to mehr Zutrauen<lb/>
bey dem Publicum zu finden. Es mag in<lb/>
der Folge ein &#x017F;ehr gewo&#x0364;hnliches Compliment<lb/>
gewe&#x017F;en &#x017F;eyn, das auch Senatoren dem Au-<lb/>
gu&#x017F;te, ohnehin ihrem Chef, machten, wenn<lb/>
&#x017F;ie bey ihm anfragten, ob er &#x017F;ie zu die&#x017F;er Be-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ftigung ge&#x017F;chickt genug finde; aber daß<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t ehemahlige Pra&#x0364;toren dies als eine Gna-<lb/>
de &#x017F;uchten, war, wie Hadrian &#x017F;agt, &#x017F;chon<lb/>
vor ihm ungewo&#x0364;hnlich, und ward al&#x017F;o nicht<lb/>
er&#x017F;t unter ihm u&#x0364;berflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig <hi rendition="#aq">a</hi>).</p><lb/>
              <note place="end" n="a)"> <hi rendition="#aq">I. 2. <hi rendition="#i">fr</hi>. 2. §. 47. Primus D. Augu&#x017F;tus<lb/>
vt major juris auctoritas haberetur, con&#x017F;ti-<lb/>
tuit vt <hi rendition="#i">ex auctoritate ejus</hi> re&#x017F;ponderent, et<lb/>
ex illo tempore peti hoc pro beneficio coe-<lb/>
pit: et ideo optimus princeps Hadrianus<lb/>
cum ab eo viri praetorii peterent, vt &#x017F;ibi<lb/>
liceat re&#x017F;pondere, re&#x017F;crip&#x017F;it eis, hoc non<lb/>
peti &#x017F;ed prae&#x017F;tari <hi rendition="#i">&#x017F;olere</hi>. &#x2014; Ergo Sabino<lb/>
conce&#x017F;&#x017F;um e&#x017F;t a Tiberio Cae&#x017F;are vt populo<lb/>
re&#x017F;ponderet, qui in eque&#x017F;trem ordinem jam</hi><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">gran-</hi> </fw><lb/>
              </note>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[107/0119] Periode 3. Quellen. Privatrechte von royaliſtiſchen Grundſaͤtzen; die Pflicht der Richter, einen Ausſpruch zu befolgen, erzaͤhlt blos Juſtinian, und ſelbſt dieſer nur vielleicht, und wenn man dieſe Idee nicht zu der Stelle des Pomponius mit- bringt, ſo ergibt ſich daraus nur ſo viel, daß ein gar nicht vornehmer Rechtsgelehrter, der ſogar erſt in ſeinem Alter Ritter ward, eine beſondre Aufmunterung oder Erlaubniß vom Auguſt erhielt, um deſto mehr Zutrauen bey dem Publicum zu finden. Es mag in der Folge ein ſehr gewoͤhnliches Compliment geweſen ſeyn, das auch Senatoren dem Au- guſte, ohnehin ihrem Chef, machten, wenn ſie bey ihm anfragten, ob er ſie zu dieſer Be- ſchaͤftigung geſchickt genug finde; aber daß ſelbſt ehemahlige Praͤtoren dies als eine Gna- de ſuchten, war, wie Hadrian ſagt, ſchon vor ihm ungewoͤhnlich, und ward alſo nicht erſt unter ihm uͤberfluͤſſig a). a⁾ I. 2. fr. 2. §. 47. Primus D. Auguſtus vt major juris auctoritas haberetur, conſti- tuit vt ex auctoritate ejus reſponderent, et ex illo tempore peti hoc pro beneficio coe- pit: et ideo optimus princeps Hadrianus cum ab eo viri praetorii peterent, vt ſibi liceat reſpondere, reſcripſit eis, hoc non peti ſed praeſtari ſolere. — Ergo Sabino conceſſum eſt a Tiberio Caeſare vt populo reſponderet, qui in equeſtrem ordinem jam gran-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/119
Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/119>, abgerufen am 22.11.2024.