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Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

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Theil I. bis Justinian.

Jeder Römer, der das 60ste, und jede Rö-
merinn, die das 50ste Jahr noch nicht zurück-
gelegt hat, soll heyrathen, sonst trifft ihn
die Strafe der Ehelosigkeit, ausgenommen
wenn er zu jung oder unvermögend, oder
nicht blos zum Scheine verlobt ist. Aber
die Strafe der Ehelosigkeit bleibt, wenn die
Ehe schimpflich ist, und dies geschieht leich-
ter bey Senatoren und Senatormäßigen, als
bey andern. Wo keine Ehe Statt findet, da
ist Ehe zur linken Hand (concubinatus) er-
laubt, sonst nicht. Eine Freygelassene darf
ihren Patron weder als Frau noch als concu-
bina
wider seinen Willen verlassen. Heyrathet
sie mit seiner Erlaubniß, so ist sie von allen
versprochenen Diensten frey.

Die Zahl der Kinder gibt dem Consul und
jedem Candidaten ein Vorrecht; 3, 4 oder 5
Kinder am Leben befreyen von persönlichen
Lasten. Eines oder mehrere macht den Lati-
nus
zum Römer mit vollem Rechte, ver-
schafft dem Freygelassenen einen allgemeinen
Nachlaß der Dienste, die sein Patron zu for-
dern hatte, und einem Frauenzimmer, selbst
einer Freygelassenen, die Unabhängigkeit von
ihrem Vormunde.

Ein Ehegatte kann von dem andern im-
mer 1/10 erben, und jedes lebende Kind aus

einer
Theil I. bis Juſtinian.

Jeder Roͤmer, der das 60ſte, und jede Roͤ-
merinn, die das 50ſte Jahr noch nicht zuruͤck-
gelegt hat, ſoll heyrathen, ſonſt trifft ihn
die Strafe der Eheloſigkeit, ausgenommen
wenn er zu jung oder unvermoͤgend, oder
nicht blos zum Scheine verlobt iſt. Aber
die Strafe der Eheloſigkeit bleibt, wenn die
Ehe ſchimpflich iſt, und dies geſchieht leich-
ter bey Senatoren und Senatormaͤßigen, als
bey andern. Wo keine Ehe Statt findet, da
iſt Ehe zur linken Hand (concubinatus) er-
laubt, ſonſt nicht. Eine Freygelaſſene darf
ihren Patron weder als Frau noch als concu-
bina
wider ſeinen Willen verlaſſen. Heyrathet
ſie mit ſeiner Erlaubniß, ſo iſt ſie von allen
verſprochenen Dienſten frey.

Die Zahl der Kinder gibt dem Conſul und
jedem Candidaten ein Vorrecht; 3, 4 oder 5
Kinder am Leben befreyen von perſoͤnlichen
Laſten. Eines oder mehrere macht den Lati-
nus
zum Roͤmer mit vollem Rechte, ver-
ſchafft dem Freygelaſſenen einen allgemeinen
Nachlaß der Dienſte, die ſein Patron zu for-
dern hatte, und einem Frauenzimmer, ſelbſt
einer Freygelaſſenen, die Unabhaͤngigkeit von
ihrem Vormunde.

Ein Ehegatte kann von dem andern im-
mer 1/10 erben, und jedes lebende Kind aus

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[100/0112] Theil I. bis Juſtinian. Jeder Roͤmer, der das 60ſte, und jede Roͤ- merinn, die das 50ſte Jahr noch nicht zuruͤck- gelegt hat, ſoll heyrathen, ſonſt trifft ihn die Strafe der Eheloſigkeit, ausgenommen wenn er zu jung oder unvermoͤgend, oder nicht blos zum Scheine verlobt iſt. Aber die Strafe der Eheloſigkeit bleibt, wenn die Ehe ſchimpflich iſt, und dies geſchieht leich- ter bey Senatoren und Senatormaͤßigen, als bey andern. Wo keine Ehe Statt findet, da iſt Ehe zur linken Hand (concubinatus) er- laubt, ſonſt nicht. Eine Freygelaſſene darf ihren Patron weder als Frau noch als concu- bina wider ſeinen Willen verlaſſen. Heyrathet ſie mit ſeiner Erlaubniß, ſo iſt ſie von allen verſprochenen Dienſten frey. Die Zahl der Kinder gibt dem Conſul und jedem Candidaten ein Vorrecht; 3, 4 oder 5 Kinder am Leben befreyen von perſoͤnlichen Laſten. Eines oder mehrere macht den Lati- nus zum Roͤmer mit vollem Rechte, ver- ſchafft dem Freygelaſſenen einen allgemeinen Nachlaß der Dienſte, die ſein Patron zu for- dern hatte, und einem Frauenzimmer, ſelbſt einer Freygelaſſenen, die Unabhaͤngigkeit von ihrem Vormunde. Ein Ehegatte kann von dem andern im- mer 1/10 erben, und jedes lebende Kind aus einer

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Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/112>, abgerufen am 24.11.2024.