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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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auch in äußerster Gefahr, den Himmel zu verschlafen,
während die wachenden Kinder durch ihre Ausgelassenheit
die Hölle sich öffnen. Warum? - Ihre Ausschweifungen
stehen vor Gott als fremde Sünden auch auf euerer Rech-
nung. Denn, während die Eltern schliefen, kam der Teufel
und säete Unkraut. Denn dieser ist, wie der große Bischof
Fenelon bemerkt, bei diesen Zusammenkünften der Dritte
im Bund. Wenn nämlich bei der aufgeregten Sinnlichkeit
diese wüste Liebe oder besser dieser Haß von der einen
Seite Alles verlangt und von der andern nichts verweigert
- wie gewinnreich wird sein Spiel ausfallen? Also zu
wachen habt ihr und zu sorgen, daß diese jungen Leute immer
mit und in der Familie seien, und niemals sich selbst über-
lassen. Die gleiche Pflicht haben auch Herrschaften und
Vorgesetzte ihren Dienstboten und Arbeitern gegenüber.
Aber was haben nun Söhne und Töchter zu thun?

Vor allem dürfet ihr eine Bekanntschaft niemals den
Eltern verheimlichen. Ist sie gut, warum verbergen, ist
sie schlecht, warum ein Todsündenleben führen? Oder ist
die Bekanntschaft eine Schande? Ebensowenig als die
Heirath, vorausgesetzt, daß sie eine hl. Ehrensache der
Familie sei. Warum also verheimlichen? Warum? Wollet
ihr vielleicht Eheleute werden, bevor ihr die Kinderschuhe
abgelegt? Aber dann ist der Widerstand der Eltern
euer Lebensglück. "Aber wir wollen ja noch nicht heirathen,
sondern nur Bekanntschaft haben."
Aber das kann so
wenig Sache der Kinder sein, als die Ehe selbst. - Wenn
ich heute diesen Punkt wieder andeute, weiß ich warum.
Dieser Gegenstand berührt nämlich nicht bloß Vater und
Mutter und die herangereifte Jugend, welche an den Ehe-
stand denkt, sondern auch Alle, welche in und außer der
Schule an der Erziehung der Jugend arbeiten. Wer das
nicht einsieht, oder vielleicht glaubt, ich sollte hierüber gar
nichts sagen, oder wenigstens nicht so tief in's Leben greifen,

auch in äußerster Gefahr, den Himmel zu verschlafen,
während die wachenden Kinder durch ihre Ausgelassenheit
die Hölle sich öffnen. Warum? – Ihre Ausschweifungen
stehen vor Gott als fremde Sünden auch auf euerer Rech-
nung. Denn, während die Eltern schliefen, kam der Teufel
und säete Unkraut. Denn dieser ist, wie der große Bischof
Fénelon bemerkt, bei diesen Zusammenkünften der Dritte
im Bund. Wenn nämlich bei der aufgeregten Sinnlichkeit
diese wüste Liebe oder besser dieser Haß von der einen
Seite Alles verlangt und von der andern nichts verweigert
– wie gewinnreich wird sein Spiel ausfallen? Also zu
wachen habt ihr und zu sorgen, daß diese jungen Leute immer
mit und in der Familie seien, und niemals sich selbst über-
lassen. Die gleiche Pflicht haben auch Herrschaften und
Vorgesetzte ihren Dienstboten und Arbeitern gegenüber.
Aber was haben nun Söhne und Töchter zu thun?

Vor allem dürfet ihr eine Bekanntschaft niemals den
Eltern verheimlichen. Ist sie gut, warum verbergen, ist
sie schlecht, warum ein Todsündenleben führen? Oder ist
die Bekanntschaft eine Schande? Ebensowenig als die
Heirath, vorausgesetzt, daß sie eine hl. Ehrensache der
Familie sei. Warum also verheimlichen? Warum? Wollet
ihr vielleicht Eheleute werden, bevor ihr die Kinderschuhe
abgelegt? Aber dann ist der Widerstand der Eltern
euer Lebensglück. „Aber wir wollen ja noch nicht heirathen,
sondern nur Bekanntschaft haben.“
Aber das kann so
wenig Sache der Kinder sein, als die Ehe selbst. – Wenn
ich heute diesen Punkt wieder andeute, weiß ich warum.
Dieser Gegenstand berührt nämlich nicht bloß Vater und
Mutter und die herangereifte Jugend, welche an den Ehe-
stand denkt, sondern auch Alle, welche in und außer der
Schule an der Erziehung der Jugend arbeiten. Wer das
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[77/0089] auch in äußerster Gefahr, den Himmel zu verschlafen, während die wachenden Kinder durch ihre Ausgelassenheit die Hölle sich öffnen. Warum? – Ihre Ausschweifungen stehen vor Gott als fremde Sünden auch auf euerer Rech- nung. Denn, während die Eltern schliefen, kam der Teufel und säete Unkraut. Denn dieser ist, wie der große Bischof Fénelon bemerkt, bei diesen Zusammenkünften der Dritte im Bund. Wenn nämlich bei der aufgeregten Sinnlichkeit diese wüste Liebe oder besser dieser Haß von der einen Seite Alles verlangt und von der andern nichts verweigert – wie gewinnreich wird sein Spiel ausfallen? Also zu wachen habt ihr und zu sorgen, daß diese jungen Leute immer mit und in der Familie seien, und niemals sich selbst über- lassen. Die gleiche Pflicht haben auch Herrschaften und Vorgesetzte ihren Dienstboten und Arbeitern gegenüber. Aber was haben nun Söhne und Töchter zu thun? Vor allem dürfet ihr eine Bekanntschaft niemals den Eltern verheimlichen. Ist sie gut, warum verbergen, ist sie schlecht, warum ein Todsündenleben führen? Oder ist die Bekanntschaft eine Schande? Ebensowenig als die Heirath, vorausgesetzt, daß sie eine hl. Ehrensache der Familie sei. Warum also verheimlichen? Warum? Wollet ihr vielleicht Eheleute werden, bevor ihr die Kinderschuhe abgelegt? Aber dann ist der Widerstand der Eltern euer Lebensglück. „Aber wir wollen ja noch nicht heirathen, sondern nur Bekanntschaft haben.“ Aber das kann so wenig Sache der Kinder sein, als die Ehe selbst. – Wenn ich heute diesen Punkt wieder andeute, weiß ich warum. Dieser Gegenstand berührt nämlich nicht bloß Vater und Mutter und die herangereifte Jugend, welche an den Ehe- stand denkt, sondern auch Alle, welche in und außer der Schule an der Erziehung der Jugend arbeiten. Wer das nicht einsieht, oder vielleicht glaubt, ich sollte hierüber gar nichts sagen, oder wenigstens nicht so tief in's Leben greifen,

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/89>, abgerufen am 28.11.2024.