dig starben jeweilen plötzlich in der ersten Brautnacht. In all' ihrem Unglücke lobte sie Gott, zufrieden und geduldig wie Job.
Diese zwei nun führte der Erzengel Raphael zusammen.
Obwohl schon ehelich verbunden, blieben sie doch drei Nächte ganz enthaltsam, und beteten miteinander. "Denn, sprach Tobias, wir sind Kinder der Heiligen und dürfen nicht zusammenkommen, wie die Heiden, welche Gott nicht kennen." Da nun habet ihr das Bild der Jünglinge und Jungfrauen, welche eine ernstliche Bekanntschaft mit einander anfangen. Oder ist das zu viel verlangt? Tobias und Sara hatten nicht Christus den Gekreuzigten, nicht die jungfräuliche Mutter Maria, nicht den hl. Joseph, nicht Millionen Heilige als Vorbilder, nicht die katholische Kirche, nicht die hl. Sakramente, nicht diesen Gottesdienst - sondern sie glaubten nur an den kommenden Erlöser; ja sie konnten nicht einmal im Tempel zu Jerusalem beten, sondern lebten während der Gefangenschaft mitten unter Heiden und allen nur möglichen Aergernissen, - und doch waren sie so enthaltsam, so unschuldig, so fromm.
Wenn nun die christliche Jugend nur so enthaltsam, so fromm wie die jüdische im alten Bunde, ist das zu viel oder zu wenig verlangt? Wenn daher christliche Jüng- linge und Jungfrauen eine Bekanntschaft anfangen, sollen sie zu einander in Wahrheit sagen können: "Wir sind Kinder der Heiligen, fromm und brav sind unsere Eltern, wir sind Kinder der katholischen Kirche, geheiliget, gestärkt, genährt mit den heiligen Sakramenten, berufen, heilig zu werden nach dem Vorbilde Christi. Wenn wir daher dies Verhältniß anknüpfen, wollen wir zusammenkommen nicht wie Heiden, welche weder Gott noch seine Gebote kennen, sondern nur ihre Gelüste; nicht wie so viele Christen, welche durch ihre Ausschweifungen Gott und den Glauben ver- läugnen; - sondern wir wollen zusammenkommen, als
dig starben jeweilen plötzlich in der ersten Brautnacht. In all' ihrem Unglücke lobte sie Gott, zufrieden und geduldig wie Job.
Diese zwei nun führte der Erzengel Raphael zusammen.
Obwohl schon ehelich verbunden, blieben sie doch drei Nächte ganz enthaltsam, und beteten miteinander. „Denn, sprach Tobias, wir sind Kinder der Heiligen und dürfen nicht zusammenkommen, wie die Heiden, welche Gott nicht kennen.“ Da nun habet ihr das Bild der Jünglinge und Jungfrauen, welche eine ernstliche Bekanntschaft mit einander anfangen. Oder ist das zu viel verlangt? Tobias und Sara hatten nicht Christus den Gekreuzigten, nicht die jungfräuliche Mutter Maria, nicht den hl. Joseph, nicht Millionen Heilige als Vorbilder, nicht die katholische Kirche, nicht die hl. Sakramente, nicht diesen Gottesdienst – sondern sie glaubten nur an den kommenden Erlöser; ja sie konnten nicht einmal im Tempel zu Jerusalem beten, sondern lebten während der Gefangenschaft mitten unter Heiden und allen nur möglichen Aergernissen, – und doch waren sie so enthaltsam, so unschuldig, so fromm.
Wenn nun die christliche Jugend nur so enthaltsam, so fromm wie die jüdische im alten Bunde, ist das zu viel oder zu wenig verlangt? Wenn daher christliche Jüng- linge und Jungfrauen eine Bekanntschaft anfangen, sollen sie zu einander in Wahrheit sagen können: „Wir sind Kinder der Heiligen, fromm und brav sind unsere Eltern, wir sind Kinder der katholischen Kirche, geheiliget, gestärkt, genährt mit den heiligen Sakramenten, berufen, heilig zu werden nach dem Vorbilde Christi. Wenn wir daher dies Verhältniß anknüpfen, wollen wir zusammenkommen nicht wie Heiden, welche weder Gott noch seine Gebote kennen, sondern nur ihre Gelüste; nicht wie so viele Christen, welche durch ihre Ausschweifungen Gott und den Glauben ver- läugnen; – sondern wir wollen zusammenkommen, als
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dig starben jeweilen plötzlich in der ersten Brautnacht. In
all' ihrem Unglücke lobte sie Gott, zufrieden und geduldig
wie Job.
Diese zwei nun führte der Erzengel Raphael zusammen.
Obwohl schon ehelich verbunden, blieben sie doch
drei Nächte ganz enthaltsam, und beteten miteinander.
„Denn, sprach Tobias, wir sind Kinder der Heiligen und
dürfen nicht zusammenkommen, wie die Heiden, welche Gott
nicht kennen.“ Da nun habet ihr das Bild der Jünglinge
und Jungfrauen, welche eine ernstliche Bekanntschaft mit
einander anfangen. Oder ist das zu viel verlangt?
Tobias und Sara hatten nicht Christus den Gekreuzigten,
nicht die jungfräuliche Mutter Maria, nicht den hl. Joseph,
nicht Millionen Heilige als Vorbilder, nicht die katholische
Kirche, nicht die hl. Sakramente, nicht diesen Gottesdienst
– sondern sie glaubten nur an den kommenden Erlöser;
ja sie konnten nicht einmal im Tempel zu Jerusalem beten,
sondern lebten während der Gefangenschaft mitten unter
Heiden und allen nur möglichen Aergernissen, – und doch
waren sie so enthaltsam, so unschuldig, so fromm.
Wenn nun die christliche Jugend nur so enthaltsam,
so fromm wie die jüdische im alten Bunde, ist das zu viel
oder zu wenig verlangt? Wenn daher christliche Jüng-
linge und Jungfrauen eine Bekanntschaft anfangen, sollen
sie zu einander in Wahrheit sagen können: „Wir sind
Kinder der Heiligen, fromm und brav sind unsere Eltern,
wir sind Kinder der katholischen Kirche, geheiliget, gestärkt,
genährt mit den heiligen Sakramenten, berufen, heilig zu
werden nach dem Vorbilde Christi. Wenn wir daher dies
Verhältniß anknüpfen, wollen wir zusammenkommen nicht
wie Heiden, welche weder Gott noch seine Gebote kennen,
sondern nur ihre Gelüste; nicht wie so viele Christen, welche
durch ihre Ausschweifungen Gott und den Glauben ver-
läugnen; – sondern wir wollen zusammenkommen, als
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/81>, abgerufen am 24.11.2024.
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