sind aus fremden Pfarreien hier, um zu beten auf dem Grabe ihrer Eltern und Ahnen; wohl beten heute so manche vielleicht nach längerer Zeit wieder ein Vaterunser, aber was ihr heute thuet, warum in eueren Familien nicht täglich thun? Denn, wenn ihr auch die Verstorbenen vergessen könntet, so dürfet und könnet ihr doch euch selbst nicht vergessen, und euere Zukunft.
Ihr wisset wohl, wie viel vor der Ehe und in der- selben täglich noch gesündigt wird, wenn nicht durch große doch durch kleine Sünden. Ihr wisset nun, was euere Familie nach dem Vorbilde der hl. Familie sein soll, und wie weit wir noch von diesem Ziele entfernt sind. Der Tod hält euch schon fest in seinen Händen; das geöffnete Grab kann morgen schon über euch sich schließen. Aller- dings wird die hl. Kirche euch nicht vergessen, sondern täglich für euch opfern und beten. Aber euere Kinder werden sie das auch thun? Ja, wenn ihr ihnen mit dem guten Beispiele vorangehet und sie von zarter Jugend an zum Gebete für die Abgestorbenen anhaltet; wenn ihr aber glaubet, mit diesem Nachmittag sei alles so ziemlich abgethan, die Begleitung der Leichen sei die Hauptsache, das Gebet dabei sei nicht mehr Sitte der gebildeten Welt, - so werden euere Kinder vielleicht so gebildet, daß Himmel und Fegfeuer ihnen verschlossen bleiben. Was wird ihnen dann offen stehen? - Wer wird dann für euch beten?
Ihr wisset es besser als ich, wie viel in dieser Beziehung allüberall gesündiget wird. Wie viele gehen heute auf die Gräber, und dann das ganze Jahr nicht mehr oder selten? Wie viele oder wie wenige werden morgen dem Opfer für die Verstorben beiwohnen und dann wieder die Gräber besuchen? Die kleine Zahl opfert den Morgen den Hingeschiedenen, damit diese bald erlöst werden; die Masse eilt den Geschäften nach, da-
sind aus fremden Pfarreien hier, um zu beten auf dem Grabe ihrer Eltern und Ahnen; wohl beten heute so manche vielleicht nach längerer Zeit wieder ein Vaterunser, aber was ihr heute thuet, warum in eueren Familien nicht täglich thun? Denn, wenn ihr auch die Verstorbenen vergessen könntet, so dürfet und könnet ihr doch euch selbst nicht vergessen, und euere Zukunft.
Ihr wisset wohl, wie viel vor der Ehe und in der- selben täglich noch gesündigt wird, wenn nicht durch große doch durch kleine Sünden. Ihr wisset nun, was euere Familie nach dem Vorbilde der hl. Familie sein soll, und wie weit wir noch von diesem Ziele entfernt sind. Der Tod hält euch schon fest in seinen Händen; das geöffnete Grab kann morgen schon über euch sich schließen. Aller- dings wird die hl. Kirche euch nicht vergessen, sondern täglich für euch opfern und beten. Aber euere Kinder werden sie das auch thun? Ja, wenn ihr ihnen mit dem guten Beispiele vorangehet und sie von zarter Jugend an zum Gebete für die Abgestorbenen anhaltet; wenn ihr aber glaubet, mit diesem Nachmittag sei alles so ziemlich abgethan, die Begleitung der Leichen sei die Hauptsache, das Gebet dabei sei nicht mehr Sitte der gebildeten Welt, – so werden euere Kinder vielleicht so gebildet, daß Himmel und Fegfeuer ihnen verschlossen bleiben. Was wird ihnen dann offen stehen? – Wer wird dann für euch beten?
Ihr wisset es besser als ich, wie viel in dieser Beziehung allüberall gesündiget wird. Wie viele gehen heute auf die Gräber, und dann das ganze Jahr nicht mehr oder selten? Wie viele oder wie wenige werden morgen dem Opfer für die Verstorben beiwohnen und dann wieder die Gräber besuchen? Die kleine Zahl opfert den Morgen den Hingeschiedenen, damit diese bald erlöst werden; die Masse eilt den Geschäften nach, da-
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sind aus fremden Pfarreien hier, um zu beten auf dem
Grabe ihrer Eltern und Ahnen; wohl beten heute so
manche vielleicht nach längerer Zeit wieder ein Vaterunser,
aber was ihr heute thuet, warum in eueren Familien
nicht täglich thun? Denn, wenn ihr auch die Verstorbenen
vergessen könntet, so dürfet und könnet ihr doch euch selbst
nicht vergessen, und euere Zukunft.
Ihr wisset wohl, wie viel vor der Ehe und in der-
selben täglich noch gesündigt wird, wenn nicht durch große
doch durch kleine Sünden. Ihr wisset nun, was euere
Familie nach dem Vorbilde der hl. Familie sein soll, und
wie weit wir noch von diesem Ziele entfernt sind. Der
Tod hält euch schon fest in seinen Händen; das geöffnete
Grab kann morgen schon über euch sich schließen. Aller-
dings wird die hl. Kirche euch nicht vergessen, sondern
täglich für euch opfern und beten. Aber euere Kinder
werden sie das auch thun? Ja, wenn ihr ihnen mit
dem guten Beispiele vorangehet und sie von zarter Jugend an
zum Gebete für die Abgestorbenen anhaltet; wenn ihr
aber glaubet, mit diesem Nachmittag sei alles so ziemlich
abgethan, die Begleitung der Leichen sei die Hauptsache,
das Gebet dabei sei nicht mehr Sitte der gebildeten
Welt, – so werden euere Kinder vielleicht so gebildet,
daß Himmel und Fegfeuer ihnen verschlossen bleiben.
Was wird ihnen dann offen stehen? – Wer wird dann
für euch beten?
Ihr wisset es besser als ich, wie viel in dieser
Beziehung allüberall gesündiget wird. Wie viele gehen
heute auf die Gräber, und dann das ganze Jahr nicht
mehr oder selten? Wie viele oder wie wenige werden
morgen dem Opfer für die Verstorben beiwohnen und
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/397>, abgerufen am 22.11.2024.
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