liebe? Wenn auch ihre Vorbereitung auf die Ehe rein und makellos war, wenn sie die eheliche Treue unverletzt bewahrten, wenn sie euch in der Furcht Gottes erzogen, und in der Stunde der Gefahr ängstlich bewachten, wie viel Ungeduld, Unzufriedenheit, Wortwechsel mögen doch vorgekommen sein? Und wie wenig haben sie das bereut? Wie wenig sich gebessert? Wie wenig dafür Buße gethan? Bis sie den letzten Heller bezahlt, können sie nicht ein- gehen in die Herrlichkeit Gottes.
Was erst, wenn ihre Jugend vielleicht eine recht un- glückliche war; wenn die Religion in der Familie kaum zu finden war; wenn's mit der ehelichen Treue nicht so genau herging; wenn die Nachlässigkeit der Eltern an euern Sünden mitschuldig war; wenn sie vielleicht erst auf dem Todtbette ihre Sünden aufrichtig beichteten und wahrhaft bereuten, was dann? Durch ein Wunder gött- licher Barmherzigkeit sind sie dann allerdings vor dem ewigen Feuer bewahrt worden, aber welch' ungeheure Schuld zeitlicher Strafen haben sie jetzt noch im Fegfeuer abzubüßen?
Was rufen sie euch daher zu? "Erbarmet euch unser, wenigstens ihr, unsere Kinder! Durch euern Ungehorsam euern Trotz, euere Unbändigkeit traget ihr viel Schuld an unsern Leiden. Als der Seelsorger euch warnte und bat und beschwor und leiten wollte, hättet ihr ihm folgen sollen; ihr aber suchtet ihm auf jede Weise auszuweichen und zu entfliehen, und so habet ihr euere und unsere Sündenschuld verhundertfacht. Thuet wenigstens jetzt Buße und verkürzet uns doch die Zeit dieser unsäglichen Schmerzen durch Gebet und Abtötung und gute Werke! Lebet doch in aller Buße und Heiligkeit, daß nicht auch ihr nur für einige Augenblicke an diesen Ort der Qual hinkommet!"
Wohl seid ihr heute zahlreich hier versammelt, manche
liebe? Wenn auch ihre Vorbereitung auf die Ehe rein und makellos war, wenn sie die eheliche Treue unverletzt bewahrten, wenn sie euch in der Furcht Gottes erzogen, und in der Stunde der Gefahr ängstlich bewachten, wie viel Ungeduld, Unzufriedenheit, Wortwechsel mögen doch vorgekommen sein? Und wie wenig haben sie das bereut? Wie wenig sich gebessert? Wie wenig dafür Buße gethan? Bis sie den letzten Heller bezahlt, können sie nicht ein- gehen in die Herrlichkeit Gottes.
Was erst, wenn ihre Jugend vielleicht eine recht un- glückliche war; wenn die Religion in der Familie kaum zu finden war; wenn's mit der ehelichen Treue nicht so genau herging; wenn die Nachlässigkeit der Eltern an euern Sünden mitschuldig war; wenn sie vielleicht erst auf dem Todtbette ihre Sünden aufrichtig beichteten und wahrhaft bereuten, was dann? Durch ein Wunder gött- licher Barmherzigkeit sind sie dann allerdings vor dem ewigen Feuer bewahrt worden, aber welch' ungeheure Schuld zeitlicher Strafen haben sie jetzt noch im Fegfeuer abzubüßen?
Was rufen sie euch daher zu? „Erbarmet euch unser, wenigstens ihr, unsere Kinder! Durch euern Ungehorsam euern Trotz, euere Unbändigkeit traget ihr viel Schuld an unsern Leiden. Als der Seelsorger euch warnte und bat und beschwor und leiten wollte, hättet ihr ihm folgen sollen; ihr aber suchtet ihm auf jede Weise auszuweichen und zu entfliehen, und so habet ihr euere und unsere Sündenschuld verhundertfacht. Thuet wenigstens jetzt Buße und verkürzet uns doch die Zeit dieser unsäglichen Schmerzen durch Gebet und Abtötung und gute Werke! Lebet doch in aller Buße und Heiligkeit, daß nicht auch ihr nur für einige Augenblicke an diesen Ort der Qual hinkommet!“
Wohl seid ihr heute zahlreich hier versammelt, manche
<TEI><text><body><divn="39"><p><pbfacs="#f0396"xml:id="H891_001_1896_pb0384_0001"n="384"/>
liebe? Wenn auch ihre Vorbereitung auf die Ehe rein<lb/>
und makellos war, wenn sie die eheliche Treue unverletzt<lb/>
bewahrten, wenn sie euch in der Furcht Gottes erzogen,<lb/>
und in der Stunde der Gefahr ängstlich bewachten, wie<lb/>
viel Ungeduld, Unzufriedenheit, Wortwechsel mögen doch<lb/>
vorgekommen sein? Und wie wenig haben sie das bereut?<lb/>
Wie wenig sich gebessert? Wie wenig dafür Buße gethan?<lb/>
Bis sie den letzten Heller bezahlt, können sie nicht ein-<lb/>
gehen in die Herrlichkeit Gottes.</p><p>Was erst, wenn ihre Jugend vielleicht eine recht un-<lb/>
glückliche war; wenn die Religion in der Familie kaum<lb/>
zu finden war; wenn's mit der ehelichen Treue nicht so<lb/>
genau herging; wenn die Nachlässigkeit der Eltern an<lb/>
euern Sünden mitschuldig war; wenn sie vielleicht erst<lb/>
auf dem Todtbette ihre Sünden aufrichtig beichteten und<lb/>
wahrhaft bereuten, was dann? Durch ein Wunder gött-<lb/>
licher Barmherzigkeit sind sie dann allerdings vor dem<lb/>
ewigen Feuer bewahrt worden, aber welch' ungeheure<lb/>
Schuld zeitlicher Strafen haben sie jetzt noch im Fegfeuer<lb/>
abzubüßen?</p><p>Was rufen sie euch daher zu? <q>„Erbarmet euch unser,<lb/>
wenigstens ihr, unsere Kinder! Durch euern Ungehorsam<lb/>
euern Trotz, euere Unbändigkeit traget ihr viel Schuld<lb/>
an unsern Leiden. Als der Seelsorger euch warnte und<lb/>
bat und beschwor und leiten wollte, hättet ihr ihm folgen<lb/>
sollen; ihr aber suchtet ihm auf jede Weise auszuweichen<lb/>
und zu entfliehen, und so habet ihr euere und unsere<lb/>
Sündenschuld verhundertfacht. Thuet wenigstens jetzt<lb/>
Buße und verkürzet uns doch die Zeit dieser unsäglichen<lb/>
Schmerzen durch Gebet und Abtötung und gute Werke!<lb/>
Lebet doch in aller Buße und Heiligkeit, daß nicht auch<lb/>
ihr nur für einige Augenblicke an diesen Ort der Qual<lb/>
hinkommet!“</q></p><p>Wohl seid ihr heute zahlreich hier versammelt, manche<lb/></p></div></body></text></TEI>
[384/0396]
liebe? Wenn auch ihre Vorbereitung auf die Ehe rein
und makellos war, wenn sie die eheliche Treue unverletzt
bewahrten, wenn sie euch in der Furcht Gottes erzogen,
und in der Stunde der Gefahr ängstlich bewachten, wie
viel Ungeduld, Unzufriedenheit, Wortwechsel mögen doch
vorgekommen sein? Und wie wenig haben sie das bereut?
Wie wenig sich gebessert? Wie wenig dafür Buße gethan?
Bis sie den letzten Heller bezahlt, können sie nicht ein-
gehen in die Herrlichkeit Gottes.
Was erst, wenn ihre Jugend vielleicht eine recht un-
glückliche war; wenn die Religion in der Familie kaum
zu finden war; wenn's mit der ehelichen Treue nicht so
genau herging; wenn die Nachlässigkeit der Eltern an
euern Sünden mitschuldig war; wenn sie vielleicht erst
auf dem Todtbette ihre Sünden aufrichtig beichteten und
wahrhaft bereuten, was dann? Durch ein Wunder gött-
licher Barmherzigkeit sind sie dann allerdings vor dem
ewigen Feuer bewahrt worden, aber welch' ungeheure
Schuld zeitlicher Strafen haben sie jetzt noch im Fegfeuer
abzubüßen?
Was rufen sie euch daher zu? „Erbarmet euch unser,
wenigstens ihr, unsere Kinder! Durch euern Ungehorsam
euern Trotz, euere Unbändigkeit traget ihr viel Schuld
an unsern Leiden. Als der Seelsorger euch warnte und
bat und beschwor und leiten wollte, hättet ihr ihm folgen
sollen; ihr aber suchtet ihm auf jede Weise auszuweichen
und zu entfliehen, und so habet ihr euere und unsere
Sündenschuld verhundertfacht. Thuet wenigstens jetzt
Buße und verkürzet uns doch die Zeit dieser unsäglichen
Schmerzen durch Gebet und Abtötung und gute Werke!
Lebet doch in aller Buße und Heiligkeit, daß nicht auch
ihr nur für einige Augenblicke an diesen Ort der Qual
hinkommet!“
Wohl seid ihr heute zahlreich hier versammelt, manche
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/396>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.