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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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zu trennen. Es kann da gar keine Ausnahme geben,
seit ich mit Furcht und Zittern in die hl. Familie von
Nazareth eintreten mußte, um auch dort, wo ich kein Recht
hatte, meines Amtes zu walten."
So spricht der Tod,
und das Familienleben bezeugt die Wahrheit seiner Aus-
sage. Sehet einmal!

An was erinnert euch die Geburt des ersten Kindes,
wenn ihr beide dieselbe erlebet? An Gottes Wort: "In
Schmerzen wirst du Kinder gebären."
Daher wird auch
das Andere für euch Wahrheit werden: "Du bist Staub
und sollst zum Staube wiederkehren."
Und sind nicht
schon jene Leiden und Schmerzen ein Versuch des Todes,
dem Manne die Gattin zu nehmen! Die Mutter war
ihm noch zu stark, aber nicht das Kind. Denn sehet nur
um euch! Es gibt ja so wenige Familien, welchen der
Tod nicht kleine Kinder weggenommen. Oder was be-
deuten denn jene Reihen kleiner Kreuze auf dem Fried-
hof? Adam und Eva schauten zuerst die Schrecken des
Todes auf dem Antlitz des frommen Abel; das war für
sie das furchtbarste Memento mori - Denk' an den
Tod
!"
Und wenn ihr den Tod nicht geschaut im ge-
brochenen Auge euerer Eltern, was verkündet euch dies
Kind, dessen Seele die Herrlichkeit Gottes anschaut? Denk'
an den Tod! Bald werdet ihr mir nachfolgen; lebet so,
daß wir in der ewigen Ruhe einander wieder finden.

Und diese Jugend, und diese Kinder, die euch der
Tod noch übrig gelassen, was predigen sie euch? Es ist
da wie am Rheine draußen. Dort stößt eine Welle die
andere vorwärts, immer neue Wasser kommen und
strömen endlich in's Meer, dort ihre Ruhe zu finden. Wo
sind jene Kinder und jene Jugend, welche heute vor zehn
Jahren diese vorderen Bänke füllten? Wie weit seid ihr
schon über diesen Kreuzgang hinweggedrängt von den
nachkommenden Geschlechtern? Und diese werden wieder

zu trennen. Es kann da gar keine Ausnahme geben,
seit ich mit Furcht und Zittern in die hl. Familie von
Nazareth eintreten mußte, um auch dort, wo ich kein Recht
hatte, meines Amtes zu walten.“
So spricht der Tod,
und das Familienleben bezeugt die Wahrheit seiner Aus-
sage. Sehet einmal!

An was erinnert euch die Geburt des ersten Kindes,
wenn ihr beide dieselbe erlebet? An Gottes Wort: „In
Schmerzen wirst du Kinder gebären.“
Daher wird auch
das Andere für euch Wahrheit werden: „Du bist Staub
und sollst zum Staube wiederkehren.“
Und sind nicht
schon jene Leiden und Schmerzen ein Versuch des Todes,
dem Manne die Gattin zu nehmen! Die Mutter war
ihm noch zu stark, aber nicht das Kind. Denn sehet nur
um euch! Es gibt ja so wenige Familien, welchen der
Tod nicht kleine Kinder weggenommen. Oder was be-
deuten denn jene Reihen kleiner Kreuze auf dem Fried-
hof? Adam und Eva schauten zuerst die Schrecken des
Todes auf dem Antlitz des frommen Abel; das war für
sie das furchtbarste Memento mori Denk' an den
Tod
!“
Und wenn ihr den Tod nicht geschaut im ge-
brochenen Auge euerer Eltern, was verkündet euch dies
Kind, dessen Seele die Herrlichkeit Gottes anschaut? Denk'
an den Tod! Bald werdet ihr mir nachfolgen; lebet so,
daß wir in der ewigen Ruhe einander wieder finden.

Und diese Jugend, und diese Kinder, die euch der
Tod noch übrig gelassen, was predigen sie euch? Es ist
da wie am Rheine draußen. Dort stößt eine Welle die
andere vorwärts, immer neue Wasser kommen und
strömen endlich in's Meer, dort ihre Ruhe zu finden. Wo
sind jene Kinder und jene Jugend, welche heute vor zehn
Jahren diese vorderen Bänke füllten? Wie weit seid ihr
schon über diesen Kreuzgang hinweggedrängt von den
nachkommenden Geschlechtern? Und diese werden wieder

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[376/0388] zu trennen. Es kann da gar keine Ausnahme geben, seit ich mit Furcht und Zittern in die hl. Familie von Nazareth eintreten mußte, um auch dort, wo ich kein Recht hatte, meines Amtes zu walten.“ So spricht der Tod, und das Familienleben bezeugt die Wahrheit seiner Aus- sage. Sehet einmal! An was erinnert euch die Geburt des ersten Kindes, wenn ihr beide dieselbe erlebet? An Gottes Wort: „In Schmerzen wirst du Kinder gebären.“ Daher wird auch das Andere für euch Wahrheit werden: „Du bist Staub und sollst zum Staube wiederkehren.“ Und sind nicht schon jene Leiden und Schmerzen ein Versuch des Todes, dem Manne die Gattin zu nehmen! Die Mutter war ihm noch zu stark, aber nicht das Kind. Denn sehet nur um euch! Es gibt ja so wenige Familien, welchen der Tod nicht kleine Kinder weggenommen. Oder was be- deuten denn jene Reihen kleiner Kreuze auf dem Fried- hof? Adam und Eva schauten zuerst die Schrecken des Todes auf dem Antlitz des frommen Abel; das war für sie das furchtbarste Memento mori – Denk' an den Tod!“ Und wenn ihr den Tod nicht geschaut im ge- brochenen Auge euerer Eltern, was verkündet euch dies Kind, dessen Seele die Herrlichkeit Gottes anschaut? Denk' an den Tod! Bald werdet ihr mir nachfolgen; lebet so, daß wir in der ewigen Ruhe einander wieder finden. Und diese Jugend, und diese Kinder, die euch der Tod noch übrig gelassen, was predigen sie euch? Es ist da wie am Rheine draußen. Dort stößt eine Welle die andere vorwärts, immer neue Wasser kommen und strömen endlich in's Meer, dort ihre Ruhe zu finden. Wo sind jene Kinder und jene Jugend, welche heute vor zehn Jahren diese vorderen Bänke füllten? Wie weit seid ihr schon über diesen Kreuzgang hinweggedrängt von den nachkommenden Geschlechtern? Und diese werden wieder

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/388>, abgerufen am 22.11.2024.