jene, welche von der Wichtigkeit der Standeswahl keine Ahnung haben. Denn wer immer euern Beruf nicht mit euerem Seelenheile in Verbindung bringt, der ist ein schlechter Rathgeber. Warum? Ganz irdisch gesinnt, kennen sie nur irdische Vortheile, nur zeitliche Rücksichten; sie kennen nur Geld und wiederum Geld, nur Ehre und wiederum Ehre, nur Genuß und wiederum Genuß. Nach welch' verderblichen Grundsätzen werden solche Leute dir rathen? -
Ferner fraget nie solche um Rath, denen euere Standeswahl zeitlichen Vortheil bringt oder auch Schaden. Denn wie oft haben solche Leute nur ihren Vortheil im Auge aber nicht dein Wohl. So spielen z. B. Familien- vortheile und allerlei Abmachungen auf wahrhaft tragische Weise in die Heirathen hinein; so werden Gewissen und Tugend und Glück und der Himmel vergessen und ge- opfert, wenn nur Geld und Gut und Ehre und Ansehen bewahrt und befördert sind.
Unter den unberufenen Rathgebern zählet nun end- lich diejenigen, welche aus Unkenntniß oder Vorurtheil über einen Beruf kein richtiges Urtheil zu fällen im Stande sind. Es will zum Beispiel ein Jüngling Priester werden: Unerfahrene Leute rathen's ihm an, weil er dann ein be- quemes Leben habe; mit Vorurtheilen Behaftete rathen es ihm ab, weil dieser Stand in den Augen der Welt ver- achtet sei. An wen von diesen kann sich da dieser Jüng- ling halten? An Keinen. Denn beide rathen ihm nach ganz falschen Grundsätzen.
Aber an wen sollen wir uns denn halten? Der hl. Geist antwortet (Sirach 37). "Halte dich beständig an einen hl. Mann, von dem du weist, daß er die Furcht Gottes vor Augen hat." Das ist ein außerordentlich wichtiger Punkt. Warum? Dieser gottesfürchtige Mann schaut nur auf deine Anlagen, deine Vorzüge, deine Tugenden
jene, welche von der Wichtigkeit der Standeswahl keine Ahnung haben. Denn wer immer euern Beruf nicht mit euerem Seelenheile in Verbindung bringt, der ist ein schlechter Rathgeber. Warum? Ganz irdisch gesinnt, kennen sie nur irdische Vortheile, nur zeitliche Rücksichten; sie kennen nur Geld und wiederum Geld, nur Ehre und wiederum Ehre, nur Genuß und wiederum Genuß. Nach welch' verderblichen Grundsätzen werden solche Leute dir rathen? –
Ferner fraget nie solche um Rath, denen euere Standeswahl zeitlichen Vortheil bringt oder auch Schaden. Denn wie oft haben solche Leute nur ihren Vortheil im Auge aber nicht dein Wohl. So spielen z. B. Familien- vortheile und allerlei Abmachungen auf wahrhaft tragische Weise in die Heirathen hinein; so werden Gewissen und Tugend und Glück und der Himmel vergessen und ge- opfert, wenn nur Geld und Gut und Ehre und Ansehen bewahrt und befördert sind.
Unter den unberufenen Rathgebern zählet nun end- lich diejenigen, welche aus Unkenntniß oder Vorurtheil über einen Beruf kein richtiges Urtheil zu fällen im Stande sind. Es will zum Beispiel ein Jüngling Priester werden: Unerfahrene Leute rathen's ihm an, weil er dann ein be- quemes Leben habe; mit Vorurtheilen Behaftete rathen es ihm ab, weil dieser Stand in den Augen der Welt ver- achtet sei. An wen von diesen kann sich da dieser Jüng- ling halten? An Keinen. Denn beide rathen ihm nach ganz falschen Grundsätzen.
Aber an wen sollen wir uns denn halten? Der hl. Geist antwortet (Sirach 37). „Halte dich beständig an einen hl. Mann, von dem du weist, daß er die Furcht Gottes vor Augen hat.“ Das ist ein außerordentlich wichtiger Punkt. Warum? Dieser gottesfürchtige Mann schaut nur auf deine Anlagen, deine Vorzüge, deine Tugenden
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jene, welche von der Wichtigkeit der Standeswahl keine
Ahnung haben. Denn wer immer euern Beruf nicht mit
euerem Seelenheile in Verbindung bringt, der ist ein
schlechter Rathgeber. Warum? Ganz irdisch gesinnt,
kennen sie nur irdische Vortheile, nur zeitliche Rücksichten;
sie kennen nur Geld und wiederum Geld, nur Ehre und
wiederum Ehre, nur Genuß und wiederum Genuß. Nach
welch' verderblichen Grundsätzen werden solche Leute dir
rathen? –
Ferner fraget nie solche um Rath, denen euere
Standeswahl zeitlichen Vortheil bringt oder auch Schaden.
Denn wie oft haben solche Leute nur ihren Vortheil im
Auge aber nicht dein Wohl. So spielen z. B. Familien-
vortheile und allerlei Abmachungen auf wahrhaft tragische
Weise in die Heirathen hinein; so werden Gewissen und
Tugend und Glück und der Himmel vergessen und ge-
opfert, wenn nur Geld und Gut und Ehre und Ansehen
bewahrt und befördert sind.
Unter den unberufenen Rathgebern zählet nun end-
lich diejenigen, welche aus Unkenntniß oder Vorurtheil
über einen Beruf kein richtiges Urtheil zu fällen im Stande
sind. Es will zum Beispiel ein Jüngling Priester werden:
Unerfahrene Leute rathen's ihm an, weil er dann ein be-
quemes Leben habe; mit Vorurtheilen Behaftete rathen es
ihm ab, weil dieser Stand in den Augen der Welt ver-
achtet sei. An wen von diesen kann sich da dieser Jüng-
ling halten? An Keinen. Denn beide rathen ihm nach
ganz falschen Grundsätzen.
Aber an wen sollen wir uns denn halten? Der hl.
Geist antwortet (Sirach 37). „Halte dich beständig an
einen hl. Mann, von dem du weist, daß er die Furcht
Gottes vor Augen hat.“ Das ist ein außerordentlich
wichtiger Punkt. Warum? Dieser gottesfürchtige Mann
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/347>, abgerufen am 23.11.2024.
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