Was folgt nun hieraus - zunächst für euch, christ- liche Eltern? Also dürfet ihr niemals gestatten, daß euere Kinder sich einen Stand erwählen, auf welchen sie sich nicht vorbereiten können, ohne an Glaube und Tugend und Frömmigkeit sichern Schaden zu leiden. Und wenn ihr dies dennoch gestattet oder sie gar dazu anhaltet, so versündiget ihr euch schwer an eueren Kindern, und ihre verlorenen Seelen wird Gott einst von euch zurück- verlangen.
Wenn nun Himmel und Hölle schon so enge mit der Vorbereitung verbunden sind, was sollen wir erst vom eigentlichen Stande und von der Ausübung des Berufes hoffen oder fürchten? Alle Stände sind von Gott angeordnet und in jedem Stande kann man heilig und selig werden; aber dennoch ist nicht jeder Stand für Jeden und nicht Jeder kann in jedem Stande mit gleicher Leichtigkeit sein letztes Ziel erreichen. Wenn du in der Welt unverheirathet und jungfräulich bleiben sollst, wirst du im Ehestande nicht so leicht in den Himmel kommen; wenn du für einen Orden bestimmt bist, so wirst du in der Welt dein Heil nicht so leicht wirken; aber wenn dich Gott in der Welt haben will, wird der Orden dein Un- glück werden; wenn du für die Ehe berufen, wirst du unverheiratet den Himmel nicht leicht finden. Ob du ein Handwerk lernst oder in den Gelehrtenstand tretest, ob du mit diesem Jüngling oder mit jener Tochter dich verheirathest, ist für dein Seelenheil von entscheidender Bedeutung.
Aber wie ist das möglich? Betrachtet nur kurz die einzelnen Stände in Bezug auf ihre Gefahren und Ver- suchungen. je höher einer steht als Beamter, ein je ausgedehnteres Geschäft einer als Kaufmann oder als Fabrikant führt, desto größer wird die Versuchung zum Ehrgeiz, zur Habsucht, zum Stolz. Es handelt sich da
Was folgt nun hieraus – zunächst für euch, christ- liche Eltern? Also dürfet ihr niemals gestatten, daß euere Kinder sich einen Stand erwählen, auf welchen sie sich nicht vorbereiten können, ohne an Glaube und Tugend und Frömmigkeit sichern Schaden zu leiden. Und wenn ihr dies dennoch gestattet oder sie gar dazu anhaltet, so versündiget ihr euch schwer an eueren Kindern, und ihre verlorenen Seelen wird Gott einst von euch zurück- verlangen.
Wenn nun Himmel und Hölle schon so enge mit der Vorbereitung verbunden sind, was sollen wir erst vom eigentlichen Stande und von der Ausübung des Berufes hoffen oder fürchten? Alle Stände sind von Gott angeordnet und in jedem Stande kann man heilig und selig werden; aber dennoch ist nicht jeder Stand für Jeden und nicht Jeder kann in jedem Stande mit gleicher Leichtigkeit sein letztes Ziel erreichen. Wenn du in der Welt unverheirathet und jungfräulich bleiben sollst, wirst du im Ehestande nicht so leicht in den Himmel kommen; wenn du für einen Orden bestimmt bist, so wirst du in der Welt dein Heil nicht so leicht wirken; aber wenn dich Gott in der Welt haben will, wird der Orden dein Un- glück werden; wenn du für die Ehe berufen, wirst du unverheiratet den Himmel nicht leicht finden. Ob du ein Handwerk lernst oder in den Gelehrtenstand tretest, ob du mit diesem Jüngling oder mit jener Tochter dich verheirathest, ist für dein Seelenheil von entscheidender Bedeutung.
Aber wie ist das möglich? Betrachtet nur kurz die einzelnen Stände in Bezug auf ihre Gefahren und Ver- suchungen. je höher einer steht als Beamter, ein je ausgedehnteres Geschäft einer als Kaufmann oder als Fabrikant führt, desto größer wird die Versuchung zum Ehrgeiz, zur Habsucht, zum Stolz. Es handelt sich da
<TEI><text><body><divn="34"><pbfacs="#f0340"xml:id="H891_001_1896_pb0328_0001"n="328"/><p>Was folgt nun hieraus – zunächst für euch, christ-<lb/>
liche Eltern? Also dürfet ihr niemals gestatten, daß<lb/>
euere Kinder sich einen Stand erwählen, auf welchen sie<lb/>
sich nicht vorbereiten können, ohne an Glaube und Tugend<lb/>
und Frömmigkeit sichern Schaden zu leiden. Und wenn<lb/>
ihr dies dennoch gestattet oder sie gar dazu anhaltet,<lb/>
so versündiget ihr euch schwer an eueren Kindern, und<lb/>
ihre verlorenen Seelen wird Gott einst von euch zurück-<lb/>
verlangen.</p><p>Wenn nun Himmel und Hölle schon so enge mit<lb/>
der Vorbereitung verbunden sind, was sollen wir erst<lb/>
vom eigentlichen Stande und von der Ausübung des<lb/>
Berufes hoffen oder fürchten? Alle Stände sind von<lb/>
Gott angeordnet und in jedem Stande kann man heilig<lb/>
und selig werden; aber dennoch ist nicht jeder Stand für<lb/>
Jeden und nicht Jeder kann in jedem Stande mit gleicher<lb/>
Leichtigkeit sein letztes Ziel erreichen. Wenn du in der<lb/>
Welt unverheirathet und jungfräulich bleiben sollst, wirst<lb/>
du im Ehestande nicht so leicht in den Himmel kommen;<lb/>
wenn du für einen Orden bestimmt bist, so wirst du in<lb/>
der Welt dein Heil nicht so leicht wirken; aber wenn dich<lb/>
Gott in der Welt haben will, wird der Orden dein Un-<lb/>
glück werden; wenn du für die Ehe berufen, wirst du<lb/>
unverheiratet den Himmel nicht leicht finden. Ob du<lb/>
ein Handwerk lernst oder in den Gelehrtenstand tretest,<lb/>
ob du mit diesem Jüngling oder mit jener Tochter dich<lb/>
verheirathest, ist für dein Seelenheil von entscheidender<lb/>
Bedeutung.</p><p>Aber wie ist das möglich? Betrachtet nur kurz die<lb/>
einzelnen Stände in Bezug auf ihre Gefahren und Ver-<lb/>
suchungen. je höher einer steht als Beamter, ein<lb/>
je ausgedehnteres Geschäft einer als Kaufmann oder als<lb/>
Fabrikant führt, desto größer wird die Versuchung zum<lb/>
Ehrgeiz, zur Habsucht, zum Stolz. Es handelt sich da<lb/></p></div></body></text></TEI>
[328/0340]
Was folgt nun hieraus – zunächst für euch, christ-
liche Eltern? Also dürfet ihr niemals gestatten, daß
euere Kinder sich einen Stand erwählen, auf welchen sie
sich nicht vorbereiten können, ohne an Glaube und Tugend
und Frömmigkeit sichern Schaden zu leiden. Und wenn
ihr dies dennoch gestattet oder sie gar dazu anhaltet,
so versündiget ihr euch schwer an eueren Kindern, und
ihre verlorenen Seelen wird Gott einst von euch zurück-
verlangen.
Wenn nun Himmel und Hölle schon so enge mit
der Vorbereitung verbunden sind, was sollen wir erst
vom eigentlichen Stande und von der Ausübung des
Berufes hoffen oder fürchten? Alle Stände sind von
Gott angeordnet und in jedem Stande kann man heilig
und selig werden; aber dennoch ist nicht jeder Stand für
Jeden und nicht Jeder kann in jedem Stande mit gleicher
Leichtigkeit sein letztes Ziel erreichen. Wenn du in der
Welt unverheirathet und jungfräulich bleiben sollst, wirst
du im Ehestande nicht so leicht in den Himmel kommen;
wenn du für einen Orden bestimmt bist, so wirst du in
der Welt dein Heil nicht so leicht wirken; aber wenn dich
Gott in der Welt haben will, wird der Orden dein Un-
glück werden; wenn du für die Ehe berufen, wirst du
unverheiratet den Himmel nicht leicht finden. Ob du
ein Handwerk lernst oder in den Gelehrtenstand tretest,
ob du mit diesem Jüngling oder mit jener Tochter dich
verheirathest, ist für dein Seelenheil von entscheidender
Bedeutung.
Aber wie ist das möglich? Betrachtet nur kurz die
einzelnen Stände in Bezug auf ihre Gefahren und Ver-
suchungen. je höher einer steht als Beamter, ein
je ausgedehnteres Geschäft einer als Kaufmann oder als
Fabrikant führt, desto größer wird die Versuchung zum
Ehrgeiz, zur Habsucht, zum Stolz. Es handelt sich da
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/340>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.