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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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da? oder - warum verweilst du in dieser bösen Gesell-
schaft? Warum zauderst du mit deiner Bekehrung? Es
ist schon die elfte und letzte Stunde; geh' auch du in
meinen Weinberg und ich will dir geben, was billig ist."

Und wenn diese Stimme nicht verstanden wird, so ruft
er oft durch allerlei Unglück, durch Krankheiten, durch
Armuth, durch Todesfälle, durch die Schande, diese Be-
gleiterin der Sünde.

Aber, denket ihr, was hat denn das mit Stand und
Beruf gemein? Alles. Denn betrachtet nur die einfachen
Worte: "Vater unser, der du bist im Himmel." Gott ist
unser Vater durch die Erschaffung wie durch seine Vor-
sehung, mit welcher er die Einzelnen wie ganze Völker
leitet und regiert. Daher schon (Sap. XIV 12): "Deine
Vorsehung leitet Alles und mit großer Ehrfurcht regierst
du uns."
Was ist also das ganze Menschengeschlecht?
Eine große Familie, deren Hausvater Gott der Herr.
Soll aber in einer Familie Ordnung herrschen, muß der
Vater jedem Kinde seine Arbeit und Beschäftigung an-
weisen. Also wird auch Gott einen jeden Menschen zu
einem bestimmten Stande bestimmen und zur rechten Zeit
auch berufen. Wir aber müssen diesem Rufe als gute
Kinder bereitwillig folgen.

Wie haben wir uns diese Leitung Gottes vorzu-
stellen? Er überblickt von Ewigkeit her alle Orte und
Zeiten, alle Familien und Völker; die Bedürfnisse und
Nöthen aller Zeiten, Krieg und Frieden, Hunger und
Ueberfluß; von Ewigkeit her sieht er die Heiden in den
Schatten des Todes und der Sünde, die Christen im
Lichte des Glaubens und der Tugend oder auch in der
Macht der Sünde und des Verderbens; er sieht all die
kommenden Geschlechter mit ihren Vätern und Müttern,
ihren Söhnen und Töchtern. Was thut er nun? Er
bildet den Leib des werdenden Menschen, gibt ihm einen

da? oder – warum verweilst du in dieser bösen Gesell-
schaft? Warum zauderst du mit deiner Bekehrung? Es
ist schon die elfte und letzte Stunde; geh' auch du in
meinen Weinberg und ich will dir geben, was billig ist.“

Und wenn diese Stimme nicht verstanden wird, so ruft
er oft durch allerlei Unglück, durch Krankheiten, durch
Armuth, durch Todesfälle, durch die Schande, diese Be-
gleiterin der Sünde.

Aber, denket ihr, was hat denn das mit Stand und
Beruf gemein? Alles. Denn betrachtet nur die einfachen
Worte: „Vater unser, der du bist im Himmel.“ Gott ist
unser Vater durch die Erschaffung wie durch seine Vor-
sehung, mit welcher er die Einzelnen wie ganze Völker
leitet und regiert. Daher schon (Sap. XIV 12): „Deine
Vorsehung leitet Alles und mit großer Ehrfurcht regierst
du uns.“
Was ist also das ganze Menschengeschlecht?
Eine große Familie, deren Hausvater Gott der Herr.
Soll aber in einer Familie Ordnung herrschen, muß der
Vater jedem Kinde seine Arbeit und Beschäftigung an-
weisen. Also wird auch Gott einen jeden Menschen zu
einem bestimmten Stande bestimmen und zur rechten Zeit
auch berufen. Wir aber müssen diesem Rufe als gute
Kinder bereitwillig folgen.

Wie haben wir uns diese Leitung Gottes vorzu-
stellen? Er überblickt von Ewigkeit her alle Orte und
Zeiten, alle Familien und Völker; die Bedürfnisse und
Nöthen aller Zeiten, Krieg und Frieden, Hunger und
Ueberfluß; von Ewigkeit her sieht er die Heiden in den
Schatten des Todes und der Sünde, die Christen im
Lichte des Glaubens und der Tugend oder auch in der
Macht der Sünde und des Verderbens; er sieht all die
kommenden Geschlechter mit ihren Vätern und Müttern,
ihren Söhnen und Töchtern. Was thut er nun? Er
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[325/0337] da? oder – warum verweilst du in dieser bösen Gesell- schaft? Warum zauderst du mit deiner Bekehrung? Es ist schon die elfte und letzte Stunde; geh' auch du in meinen Weinberg und ich will dir geben, was billig ist.“ Und wenn diese Stimme nicht verstanden wird, so ruft er oft durch allerlei Unglück, durch Krankheiten, durch Armuth, durch Todesfälle, durch die Schande, diese Be- gleiterin der Sünde. Aber, denket ihr, was hat denn das mit Stand und Beruf gemein? Alles. Denn betrachtet nur die einfachen Worte: „Vater unser, der du bist im Himmel.“ Gott ist unser Vater durch die Erschaffung wie durch seine Vor- sehung, mit welcher er die Einzelnen wie ganze Völker leitet und regiert. Daher schon (Sap. XIV 12): „Deine Vorsehung leitet Alles und mit großer Ehrfurcht regierst du uns.“ Was ist also das ganze Menschengeschlecht? Eine große Familie, deren Hausvater Gott der Herr. Soll aber in einer Familie Ordnung herrschen, muß der Vater jedem Kinde seine Arbeit und Beschäftigung an- weisen. Also wird auch Gott einen jeden Menschen zu einem bestimmten Stande bestimmen und zur rechten Zeit auch berufen. Wir aber müssen diesem Rufe als gute Kinder bereitwillig folgen. Wie haben wir uns diese Leitung Gottes vorzu- stellen? Er überblickt von Ewigkeit her alle Orte und Zeiten, alle Familien und Völker; die Bedürfnisse und Nöthen aller Zeiten, Krieg und Frieden, Hunger und Ueberfluß; von Ewigkeit her sieht er die Heiden in den Schatten des Todes und der Sünde, die Christen im Lichte des Glaubens und der Tugend oder auch in der Macht der Sünde und des Verderbens; er sieht all die kommenden Geschlechter mit ihren Vätern und Müttern, ihren Söhnen und Töchtern. Was thut er nun? Er bildet den Leib des werdenden Menschen, gibt ihm einen

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/337>, abgerufen am 24.11.2024.