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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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Denn was ich zu sagen habe, wird wohl nicht allen ge-
nehm sein.

Was denn? Wohl ist der Vater hie und da ge-
zwungen, eine Freude außerhalb der Familie zu genießen;
aber das wird auch nicht schaden. Aber wenn er glaubt,
er müsse täglich im Wirthshaus sitzen, oder es sei nicht
Sonntag, wenn er nicht spät heimkommt, oder ohne ihn
könne kein Fest gehalten werden; wenn vielleicht die Frau
auch alles mitmacht, ihre Freuden außer dem Hause sucht,
die Kinder Tag und Nacht der Magd überläßt - und
dabei vielleicht Mitglied des Müttervereins ist - wundert
ihr euch, wenn die Kinder von Familienfreuden keine
Ahnung haben? Aber noch mehr. Es giebt viele gute
Vereine, deren Zweck an und für sich sehr zu loben; aber
vergesset nicht, auch die besten Vereine sind in der Regel
eine Gefahr für die Familie. Von den schlechten rede ich
nicht einmal, auch nicht von jenen, welche ihre Versamm-
lungen in der Nacht vom Samstag auf den Sonntag
halten - also nur eines. Diese Vereine haben im
Winter etwa eine Abend- oder besser Nachtunterhaltung
- im Sommer ihre Ausflüge; dazu werden die Ehren-
mitglieder mit ihren Angehörigen eingeladen. Der Vater
geht, nimmt seine Frau oder größern Söhne und Töchter
mit sich - oder diese alle und läßt die Kleinern zu Hause
- und weil er Ehrenmitglied von verschiedenen Vereinen
ist - muß er eben um Niemanden zu beleidigen, oft
gehen; - dann wird zu Hause erzählt, wie schön, wie
unterhaltend es war: - Und dann, und dann wundert
man sich noch, - wenn schon die Kleinen die Freuden
überall suchen, und wenn der reifen Jugend das Vater-
haus wie zum Kerker geworden!

Oder willst du sagen, bei dieser Zeitströmung sei
das nicht zu ändern? Aber sind wir denn verurtheilt,
an der Auflösung der Familie mit eigener Hand zu arbeiten!

Denn was ich zu sagen habe, wird wohl nicht allen ge-
nehm sein.

Was denn? Wohl ist der Vater hie und da ge-
zwungen, eine Freude außerhalb der Familie zu genießen;
aber das wird auch nicht schaden. Aber wenn er glaubt,
er müsse täglich im Wirthshaus sitzen, oder es sei nicht
Sonntag, wenn er nicht spät heimkommt, oder ohne ihn
könne kein Fest gehalten werden; wenn vielleicht die Frau
auch alles mitmacht, ihre Freuden außer dem Hause sucht,
die Kinder Tag und Nacht der Magd überläßt – und
dabei vielleicht Mitglied des Müttervereins ist – wundert
ihr euch, wenn die Kinder von Familienfreuden keine
Ahnung haben? Aber noch mehr. Es giebt viele gute
Vereine, deren Zweck an und für sich sehr zu loben; aber
vergesset nicht, auch die besten Vereine sind in der Regel
eine Gefahr für die Familie. Von den schlechten rede ich
nicht einmal, auch nicht von jenen, welche ihre Versamm-
lungen in der Nacht vom Samstag auf den Sonntag
halten – also nur eines. Diese Vereine haben im
Winter etwa eine Abend- oder besser Nachtunterhaltung
– im Sommer ihre Ausflüge; dazu werden die Ehren-
mitglieder mit ihren Angehörigen eingeladen. Der Vater
geht, nimmt seine Frau oder größern Söhne und Töchter
mit sich – oder diese alle und läßt die Kleinern zu Hause
– und weil er Ehrenmitglied von verschiedenen Vereinen
ist – muß er eben um Niemanden zu beleidigen, oft
gehen; – dann wird zu Hause erzählt, wie schön, wie
unterhaltend es war: – Und dann, und dann wundert
man sich noch, – wenn schon die Kleinen die Freuden
überall suchen, und wenn der reifen Jugend das Vater-
haus wie zum Kerker geworden!

Oder willst du sagen, bei dieser Zeitströmung sei
das nicht zu ändern? Aber sind wir denn verurtheilt,
an der Auflösung der Familie mit eigener Hand zu arbeiten!

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[306/0318] Denn was ich zu sagen habe, wird wohl nicht allen ge- nehm sein. Was denn? Wohl ist der Vater hie und da ge- zwungen, eine Freude außerhalb der Familie zu genießen; aber das wird auch nicht schaden. Aber wenn er glaubt, er müsse täglich im Wirthshaus sitzen, oder es sei nicht Sonntag, wenn er nicht spät heimkommt, oder ohne ihn könne kein Fest gehalten werden; wenn vielleicht die Frau auch alles mitmacht, ihre Freuden außer dem Hause sucht, die Kinder Tag und Nacht der Magd überläßt – und dabei vielleicht Mitglied des Müttervereins ist – wundert ihr euch, wenn die Kinder von Familienfreuden keine Ahnung haben? Aber noch mehr. Es giebt viele gute Vereine, deren Zweck an und für sich sehr zu loben; aber vergesset nicht, auch die besten Vereine sind in der Regel eine Gefahr für die Familie. Von den schlechten rede ich nicht einmal, auch nicht von jenen, welche ihre Versamm- lungen in der Nacht vom Samstag auf den Sonntag halten – also nur eines. Diese Vereine haben im Winter etwa eine Abend- oder besser Nachtunterhaltung – im Sommer ihre Ausflüge; dazu werden die Ehren- mitglieder mit ihren Angehörigen eingeladen. Der Vater geht, nimmt seine Frau oder größern Söhne und Töchter mit sich – oder diese alle und läßt die Kleinern zu Hause – und weil er Ehrenmitglied von verschiedenen Vereinen ist – muß er eben um Niemanden zu beleidigen, oft gehen; – dann wird zu Hause erzählt, wie schön, wie unterhaltend es war: – Und dann, und dann wundert man sich noch, – wenn schon die Kleinen die Freuden überall suchen, und wenn der reifen Jugend das Vater- haus wie zum Kerker geworden! Oder willst du sagen, bei dieser Zeitströmung sei das nicht zu ändern? Aber sind wir denn verurtheilt, an der Auflösung der Familie mit eigener Hand zu arbeiten!

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/318>, abgerufen am 24.11.2024.