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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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Kind den Versuchungen ausgesetzt; Maria ist die makel-
lose Jungfrau und Mutter, der hl. Joseph ist ihr an
Heiligkeit ähnlich geworden, und doch beten sie beide im
Hause Gottes, als wären sie Sünder wie die übrigen
Menschen. Die ganze hl. Familie ist wie der Himmel
auf Erden und doch betet sie, als wäre sie voll Elend
und Sünde wie andere. Warum verlangt der himmlische
Vater dies außerordentliche Opfer der Selbstverläugnung
und Demuth? Damit die christliche Familie ihre Sonn-
tagspflicht genau und klar erkenne, aber auch gewissenhaft
erfülle. "Ich habe euch ein Beispiel gegeben." Und doch
wollen so viele Familien dies Beispiel nicht verstehen,
nicht befolgen, trotz des zeitlichen Elendes und trotz der
Verwüstungen der Sünde!

Großer Gott! Wie traurig werden so viele Familien
in der Ewigkeit auseinandergerissen, oder auch ganz in
den Abgründen verschwinden, mit Ausnahme der Kleinen,
welche in den Tagen der Unschuld zu sterben das Glück
hatten. Wenn aber durch deine Barmherzigkeit manche
vor dem Tode noch würdige Früchte der Buße bringen,
wie viel Unglück wohnt doch in solchen Häusern, und wie
geht dein Unsegen oft so tragisch von Geschlecht zu Ge-
schlecht, bis der letzte Sprößling im Unglück verschwindet!
Barmherziger Gott! Laß doch alle Familien das Ge-
heimniß deiner Familie wieder verstehen, wieder befolgen!
Habe doch Geduld mit vielen Familien, welche noch nicht
erkennen, was ihnen zum Frieden dient.

Warum denn nicht den Gottesdienst besuchen? Willst
du etwa sagen: Ich habe das Opfer der hl. Messe nicht
nothwendig, ich weiß schon lange, was in Predigt und
Christenlehre vorkommt. Gut, ich will dir noch vielmehr
zugeben. Du sollst ohne Versuchungen, ohne Gefahren
sein, rein, unbefleckt wie ein heute getauftes Kind, du sollst
alle Geheimnisse des Glaubens viel besser verstehen als

Kind den Versuchungen ausgesetzt; Maria ist die makel-
lose Jungfrau und Mutter, der hl. Joseph ist ihr an
Heiligkeit ähnlich geworden, und doch beten sie beide im
Hause Gottes, als wären sie Sünder wie die übrigen
Menschen. Die ganze hl. Familie ist wie der Himmel
auf Erden und doch betet sie, als wäre sie voll Elend
und Sünde wie andere. Warum verlangt der himmlische
Vater dies außerordentliche Opfer der Selbstverläugnung
und Demuth? Damit die christliche Familie ihre Sonn-
tagspflicht genau und klar erkenne, aber auch gewissenhaft
erfülle. „Ich habe euch ein Beispiel gegeben.“ Und doch
wollen so viele Familien dies Beispiel nicht verstehen,
nicht befolgen, trotz des zeitlichen Elendes und trotz der
Verwüstungen der Sünde!

Großer Gott! Wie traurig werden so viele Familien
in der Ewigkeit auseinandergerissen, oder auch ganz in
den Abgründen verschwinden, mit Ausnahme der Kleinen,
welche in den Tagen der Unschuld zu sterben das Glück
hatten. Wenn aber durch deine Barmherzigkeit manche
vor dem Tode noch würdige Früchte der Buße bringen,
wie viel Unglück wohnt doch in solchen Häusern, und wie
geht dein Unsegen oft so tragisch von Geschlecht zu Ge-
schlecht, bis der letzte Sprößling im Unglück verschwindet!
Barmherziger Gott! Laß doch alle Familien das Ge-
heimniß deiner Familie wieder verstehen, wieder befolgen!
Habe doch Geduld mit vielen Familien, welche noch nicht
erkennen, was ihnen zum Frieden dient.

Warum denn nicht den Gottesdienst besuchen? Willst
du etwa sagen: Ich habe das Opfer der hl. Messe nicht
nothwendig, ich weiß schon lange, was in Predigt und
Christenlehre vorkommt. Gut, ich will dir noch vielmehr
zugeben. Du sollst ohne Versuchungen, ohne Gefahren
sein, rein, unbefleckt wie ein heute getauftes Kind, du sollst
alle Geheimnisse des Glaubens viel besser verstehen als

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[289/0301] Kind den Versuchungen ausgesetzt; Maria ist die makel- lose Jungfrau und Mutter, der hl. Joseph ist ihr an Heiligkeit ähnlich geworden, und doch beten sie beide im Hause Gottes, als wären sie Sünder wie die übrigen Menschen. Die ganze hl. Familie ist wie der Himmel auf Erden und doch betet sie, als wäre sie voll Elend und Sünde wie andere. Warum verlangt der himmlische Vater dies außerordentliche Opfer der Selbstverläugnung und Demuth? Damit die christliche Familie ihre Sonn- tagspflicht genau und klar erkenne, aber auch gewissenhaft erfülle. „Ich habe euch ein Beispiel gegeben.“ Und doch wollen so viele Familien dies Beispiel nicht verstehen, nicht befolgen, trotz des zeitlichen Elendes und trotz der Verwüstungen der Sünde! Großer Gott! Wie traurig werden so viele Familien in der Ewigkeit auseinandergerissen, oder auch ganz in den Abgründen verschwinden, mit Ausnahme der Kleinen, welche in den Tagen der Unschuld zu sterben das Glück hatten. Wenn aber durch deine Barmherzigkeit manche vor dem Tode noch würdige Früchte der Buße bringen, wie viel Unglück wohnt doch in solchen Häusern, und wie geht dein Unsegen oft so tragisch von Geschlecht zu Ge- schlecht, bis der letzte Sprößling im Unglück verschwindet! Barmherziger Gott! Laß doch alle Familien das Ge- heimniß deiner Familie wieder verstehen, wieder befolgen! Habe doch Geduld mit vielen Familien, welche noch nicht erkennen, was ihnen zum Frieden dient. Warum denn nicht den Gottesdienst besuchen? Willst du etwa sagen: Ich habe das Opfer der hl. Messe nicht nothwendig, ich weiß schon lange, was in Predigt und Christenlehre vorkommt. Gut, ich will dir noch vielmehr zugeben. Du sollst ohne Versuchungen, ohne Gefahren sein, rein, unbefleckt wie ein heute getauftes Kind, du sollst alle Geheimnisse des Glaubens viel besser verstehen als

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/301>, abgerufen am 22.11.2024.