Irrthümer überaus traurig wie der Selbstmord ganzer Völker - allein heute rede ich nicht von den letzen Aus- läufern - und selbst diese waren nicht so verhängnißvoll, wie der Wahnsinn eines vom gekreuzigten Gotte abge- fallenen Geschlechtes. Denn je höher der Adel, von dem du in die Gemeinheit versinkst, desto trauriger dein Fall.
Was ist also diese Unsitte, jahraus, jahrein zu essen, zu trinken, zu genießen, ohne nur einmal an Gott den Herrn zu denken, ohne nur einmal ihm zu danken? Die Erscheinung einer schweren Krankheit, das Zeichen eines traurigen Seelenzustandes, das gilt aber, ich betone es noch einmal, nicht von jenen, welche nur hie und da dies Gebet vernachlässigen, sondern von jenen, welche dasselbe grundsätzlich nicht üben.
Werden denn diese überhaupt noch beten? Die Religion solcher Leute sind gewöhnlich die Zahlen. Aber wenn Gott der Herr dir alle bis auf die Nullen streicht? Aber wenn eine Umwälzung Paläste, Banken, Geschäfte, Millionen fortschwemmt wie ein reißender Strom Bäume, Häuser und Ställe und Herden fortwirbelt? Wenn die Mißjahre immer häufiger und schlimmer werden? - Denn Gott kann doch über ein undankbares, von ihm abgefallenes Geschlecht das Füllhorn seines Segens nicht immer ausgießen, wenn die Verehrung der Mutter Natur und die Anbetung des goldenen Kalbes ihre Verwüstungen nach unten und oben, nach rechts und links nicht immer weiter ausdehnen soll. Was ist also das Tischgebet, so unbedeutend es an und für sich zu sein scheint? Eine beständige Uebung des Glaubens, daß Gott der einzige Herr über die ganze Natur mit all ihren Kräften und Erscheinungen und Früchten; die Leugnung aber all dieser trostreichen und tiefen Wahrheiten ist die grundsätzliche Vernachlässigung dieses Gebetes.
Aber das ist noch lange nicht die ganze Bedeutung
Irrthümer überaus traurig wie der Selbstmord ganzer Völker – allein heute rede ich nicht von den letzen Aus- läufern – und selbst diese waren nicht so verhängnißvoll, wie der Wahnsinn eines vom gekreuzigten Gotte abge- fallenen Geschlechtes. Denn je höher der Adel, von dem du in die Gemeinheit versinkst, desto trauriger dein Fall.
Was ist also diese Unsitte, jahraus, jahrein zu essen, zu trinken, zu genießen, ohne nur einmal an Gott den Herrn zu denken, ohne nur einmal ihm zu danken? Die Erscheinung einer schweren Krankheit, das Zeichen eines traurigen Seelenzustandes, das gilt aber, ich betone es noch einmal, nicht von jenen, welche nur hie und da dies Gebet vernachlässigen, sondern von jenen, welche dasselbe grundsätzlich nicht üben.
Werden denn diese überhaupt noch beten? Die Religion solcher Leute sind gewöhnlich die Zahlen. Aber wenn Gott der Herr dir alle bis auf die Nullen streicht? Aber wenn eine Umwälzung Paläste, Banken, Geschäfte, Millionen fortschwemmt wie ein reißender Strom Bäume, Häuser und Ställe und Herden fortwirbelt? Wenn die Mißjahre immer häufiger und schlimmer werden? – Denn Gott kann doch über ein undankbares, von ihm abgefallenes Geschlecht das Füllhorn seines Segens nicht immer ausgießen, wenn die Verehrung der Mutter Natur und die Anbetung des goldenen Kalbes ihre Verwüstungen nach unten und oben, nach rechts und links nicht immer weiter ausdehnen soll. Was ist also das Tischgebet, so unbedeutend es an und für sich zu sein scheint? Eine beständige Uebung des Glaubens, daß Gott der einzige Herr über die ganze Natur mit all ihren Kräften und Erscheinungen und Früchten; die Leugnung aber all dieser trostreichen und tiefen Wahrheiten ist die grundsätzliche Vernachlässigung dieses Gebetes.
Aber das ist noch lange nicht die ganze Bedeutung
<TEI><text><body><divn="29"><p><pbfacs="#f0293"xml:id="H891_001_1896_pb0281_0001"n="281"/>
Irrthümer überaus traurig wie der Selbstmord ganzer<lb/>
Völker – allein heute rede ich nicht von den letzen Aus-<lb/>
läufern – und selbst diese waren nicht so verhängnißvoll,<lb/>
wie der Wahnsinn eines vom gekreuzigten Gotte abge-<lb/>
fallenen Geschlechtes. Denn je höher der Adel, von dem<lb/>
du in die Gemeinheit versinkst, desto trauriger dein Fall.</p><p>Was ist also diese Unsitte, jahraus, jahrein zu essen,<lb/>
zu trinken, zu genießen, ohne nur einmal an Gott den<lb/>
Herrn zu denken, ohne nur einmal ihm zu danken? Die<lb/>
Erscheinung einer schweren Krankheit, das Zeichen eines<lb/>
traurigen Seelenzustandes, das gilt aber, ich betone es<lb/>
noch einmal, nicht von jenen, welche nur hie und da dies<lb/>
Gebet vernachlässigen, sondern von jenen, welche dasselbe<lb/>
grundsätzlich nicht üben.</p><p>Werden denn diese überhaupt noch beten? Die<lb/>
Religion solcher Leute sind gewöhnlich die Zahlen. Aber<lb/>
wenn Gott der Herr dir alle bis auf die Nullen streicht?<lb/>
Aber wenn eine Umwälzung Paläste, Banken, Geschäfte,<lb/>
Millionen fortschwemmt wie ein reißender Strom Bäume,<lb/>
Häuser und Ställe und Herden fortwirbelt? Wenn die<lb/>
Mißjahre immer häufiger und schlimmer werden? –<lb/>
Denn Gott kann doch über ein undankbares, von ihm<lb/>
abgefallenes Geschlecht das Füllhorn seines Segens nicht<lb/>
immer ausgießen, wenn die Verehrung der Mutter Natur<lb/>
und die Anbetung des goldenen Kalbes ihre Verwüstungen<lb/>
nach unten und oben, nach rechts und links nicht immer<lb/>
weiter ausdehnen soll. Was ist also das Tischgebet, so<lb/>
unbedeutend es an und für sich zu sein scheint? Eine<lb/>
beständige Uebung des Glaubens, daß Gott der einzige<lb/>
Herr über die ganze Natur mit all ihren Kräften und<lb/>
Erscheinungen und Früchten; die Leugnung aber all dieser<lb/>
trostreichen und tiefen Wahrheiten ist die grundsätzliche<lb/>
Vernachlässigung dieses Gebetes.</p><p>Aber das ist noch lange nicht die ganze Bedeutung<lb/></p></div></body></text></TEI>
[281/0293]
Irrthümer überaus traurig wie der Selbstmord ganzer
Völker – allein heute rede ich nicht von den letzen Aus-
läufern – und selbst diese waren nicht so verhängnißvoll,
wie der Wahnsinn eines vom gekreuzigten Gotte abge-
fallenen Geschlechtes. Denn je höher der Adel, von dem
du in die Gemeinheit versinkst, desto trauriger dein Fall.
Was ist also diese Unsitte, jahraus, jahrein zu essen,
zu trinken, zu genießen, ohne nur einmal an Gott den
Herrn zu denken, ohne nur einmal ihm zu danken? Die
Erscheinung einer schweren Krankheit, das Zeichen eines
traurigen Seelenzustandes, das gilt aber, ich betone es
noch einmal, nicht von jenen, welche nur hie und da dies
Gebet vernachlässigen, sondern von jenen, welche dasselbe
grundsätzlich nicht üben.
Werden denn diese überhaupt noch beten? Die
Religion solcher Leute sind gewöhnlich die Zahlen. Aber
wenn Gott der Herr dir alle bis auf die Nullen streicht?
Aber wenn eine Umwälzung Paläste, Banken, Geschäfte,
Millionen fortschwemmt wie ein reißender Strom Bäume,
Häuser und Ställe und Herden fortwirbelt? Wenn die
Mißjahre immer häufiger und schlimmer werden? –
Denn Gott kann doch über ein undankbares, von ihm
abgefallenes Geschlecht das Füllhorn seines Segens nicht
immer ausgießen, wenn die Verehrung der Mutter Natur
und die Anbetung des goldenen Kalbes ihre Verwüstungen
nach unten und oben, nach rechts und links nicht immer
weiter ausdehnen soll. Was ist also das Tischgebet, so
unbedeutend es an und für sich zu sein scheint? Eine
beständige Uebung des Glaubens, daß Gott der einzige
Herr über die ganze Natur mit all ihren Kräften und
Erscheinungen und Früchten; die Leugnung aber all dieser
trostreichen und tiefen Wahrheiten ist die grundsätzliche
Vernachlässigung dieses Gebetes.
Aber das ist noch lange nicht die ganze Bedeutung
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/293>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.