Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Irrthümer überaus traurig wie der Selbstmord ganzer
Völker - allein heute rede ich nicht von den letzen Aus-
läufern - und selbst diese waren nicht so verhängnißvoll,
wie der Wahnsinn eines vom gekreuzigten Gotte abge-
fallenen Geschlechtes. Denn je höher der Adel, von dem
du in die Gemeinheit versinkst, desto trauriger dein Fall.

Was ist also diese Unsitte, jahraus, jahrein zu essen,
zu trinken, zu genießen, ohne nur einmal an Gott den
Herrn zu denken, ohne nur einmal ihm zu danken? Die
Erscheinung einer schweren Krankheit, das Zeichen eines
traurigen Seelenzustandes, das gilt aber, ich betone es
noch einmal, nicht von jenen, welche nur hie und da dies
Gebet vernachlässigen, sondern von jenen, welche dasselbe
grundsätzlich nicht üben.

Werden denn diese überhaupt noch beten? Die
Religion solcher Leute sind gewöhnlich die Zahlen. Aber
wenn Gott der Herr dir alle bis auf die Nullen streicht?
Aber wenn eine Umwälzung Paläste, Banken, Geschäfte,
Millionen fortschwemmt wie ein reißender Strom Bäume,
Häuser und Ställe und Herden fortwirbelt? Wenn die
Mißjahre immer häufiger und schlimmer werden? -
Denn Gott kann doch über ein undankbares, von ihm
abgefallenes Geschlecht das Füllhorn seines Segens nicht
immer ausgießen, wenn die Verehrung der Mutter Natur
und die Anbetung des goldenen Kalbes ihre Verwüstungen
nach unten und oben, nach rechts und links nicht immer
weiter ausdehnen soll. Was ist also das Tischgebet, so
unbedeutend es an und für sich zu sein scheint? Eine
beständige Uebung des Glaubens, daß Gott der einzige
Herr über die ganze Natur mit all ihren Kräften und
Erscheinungen und Früchten; die Leugnung aber all dieser
trostreichen und tiefen Wahrheiten ist die grundsätzliche
Vernachlässigung dieses Gebetes.

Aber das ist noch lange nicht die ganze Bedeutung

Irrthümer überaus traurig wie der Selbstmord ganzer
Völker – allein heute rede ich nicht von den letzen Aus-
läufern – und selbst diese waren nicht so verhängnißvoll,
wie der Wahnsinn eines vom gekreuzigten Gotte abge-
fallenen Geschlechtes. Denn je höher der Adel, von dem
du in die Gemeinheit versinkst, desto trauriger dein Fall.

Was ist also diese Unsitte, jahraus, jahrein zu essen,
zu trinken, zu genießen, ohne nur einmal an Gott den
Herrn zu denken, ohne nur einmal ihm zu danken? Die
Erscheinung einer schweren Krankheit, das Zeichen eines
traurigen Seelenzustandes, das gilt aber, ich betone es
noch einmal, nicht von jenen, welche nur hie und da dies
Gebet vernachlässigen, sondern von jenen, welche dasselbe
grundsätzlich nicht üben.

Werden denn diese überhaupt noch beten? Die
Religion solcher Leute sind gewöhnlich die Zahlen. Aber
wenn Gott der Herr dir alle bis auf die Nullen streicht?
Aber wenn eine Umwälzung Paläste, Banken, Geschäfte,
Millionen fortschwemmt wie ein reißender Strom Bäume,
Häuser und Ställe und Herden fortwirbelt? Wenn die
Mißjahre immer häufiger und schlimmer werden? –
Denn Gott kann doch über ein undankbares, von ihm
abgefallenes Geschlecht das Füllhorn seines Segens nicht
immer ausgießen, wenn die Verehrung der Mutter Natur
und die Anbetung des goldenen Kalbes ihre Verwüstungen
nach unten und oben, nach rechts und links nicht immer
weiter ausdehnen soll. Was ist also das Tischgebet, so
unbedeutend es an und für sich zu sein scheint? Eine
beständige Uebung des Glaubens, daß Gott der einzige
Herr über die ganze Natur mit all ihren Kräften und
Erscheinungen und Früchten; die Leugnung aber all dieser
trostreichen und tiefen Wahrheiten ist die grundsätzliche
Vernachlässigung dieses Gebetes.

Aber das ist noch lange nicht die ganze Bedeutung

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="29">
        <p><pb facs="#f0293" xml:id="H891_001_1896_pb0281_0001" n="281"/>
Irrthümer überaus traurig wie der Selbstmord ganzer<lb/>
Völker &#x2013; allein heute rede ich nicht von den letzen Aus-<lb/>
läufern &#x2013; und selbst diese waren nicht so verhängnißvoll,<lb/>
wie der Wahnsinn eines vom gekreuzigten Gotte abge-<lb/>
fallenen Geschlechtes. Denn je höher der Adel, von dem<lb/>
du in die Gemeinheit versinkst, desto trauriger dein Fall.</p>
        <p>Was ist also diese Unsitte, jahraus, jahrein zu essen,<lb/>
zu trinken, zu genießen, ohne nur einmal an Gott den<lb/>
Herrn zu denken, ohne nur einmal ihm zu danken? Die<lb/>
Erscheinung einer schweren Krankheit, das Zeichen eines<lb/>
traurigen Seelenzustandes, das gilt aber, ich betone es<lb/>
noch einmal, nicht von jenen, welche nur hie und da dies<lb/>
Gebet vernachlässigen, sondern von jenen, welche dasselbe<lb/>
grundsätzlich nicht üben.</p>
        <p>Werden denn diese überhaupt noch beten? Die<lb/>
Religion solcher Leute sind gewöhnlich die Zahlen. Aber<lb/>
wenn Gott der Herr dir alle bis auf die Nullen streicht?<lb/>
Aber wenn eine Umwälzung Paläste, Banken, Geschäfte,<lb/>
Millionen fortschwemmt wie ein reißender Strom Bäume,<lb/>
Häuser und Ställe und Herden fortwirbelt? Wenn die<lb/>
Mißjahre immer häufiger und schlimmer werden? &#x2013;<lb/>
Denn Gott kann doch über ein undankbares, von ihm<lb/>
abgefallenes Geschlecht das Füllhorn seines Segens nicht<lb/>
immer ausgießen, wenn die Verehrung der Mutter Natur<lb/>
und die Anbetung des goldenen Kalbes ihre Verwüstungen<lb/>
nach unten und oben, nach rechts und links nicht immer<lb/>
weiter ausdehnen soll. Was ist also das Tischgebet, so<lb/>
unbedeutend es an und für sich zu sein scheint? Eine<lb/>
beständige Uebung des Glaubens, daß Gott der einzige<lb/>
Herr über die ganze Natur mit all ihren Kräften und<lb/>
Erscheinungen und Früchten; die Leugnung aber all dieser<lb/>
trostreichen und tiefen Wahrheiten ist die grundsätzliche<lb/>
Vernachlässigung dieses Gebetes.</p>
        <p>Aber das ist noch lange nicht die ganze Bedeutung<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[281/0293] Irrthümer überaus traurig wie der Selbstmord ganzer Völker – allein heute rede ich nicht von den letzen Aus- läufern – und selbst diese waren nicht so verhängnißvoll, wie der Wahnsinn eines vom gekreuzigten Gotte abge- fallenen Geschlechtes. Denn je höher der Adel, von dem du in die Gemeinheit versinkst, desto trauriger dein Fall. Was ist also diese Unsitte, jahraus, jahrein zu essen, zu trinken, zu genießen, ohne nur einmal an Gott den Herrn zu denken, ohne nur einmal ihm zu danken? Die Erscheinung einer schweren Krankheit, das Zeichen eines traurigen Seelenzustandes, das gilt aber, ich betone es noch einmal, nicht von jenen, welche nur hie und da dies Gebet vernachlässigen, sondern von jenen, welche dasselbe grundsätzlich nicht üben. Werden denn diese überhaupt noch beten? Die Religion solcher Leute sind gewöhnlich die Zahlen. Aber wenn Gott der Herr dir alle bis auf die Nullen streicht? Aber wenn eine Umwälzung Paläste, Banken, Geschäfte, Millionen fortschwemmt wie ein reißender Strom Bäume, Häuser und Ställe und Herden fortwirbelt? Wenn die Mißjahre immer häufiger und schlimmer werden? – Denn Gott kann doch über ein undankbares, von ihm abgefallenes Geschlecht das Füllhorn seines Segens nicht immer ausgießen, wenn die Verehrung der Mutter Natur und die Anbetung des goldenen Kalbes ihre Verwüstungen nach unten und oben, nach rechts und links nicht immer weiter ausdehnen soll. Was ist also das Tischgebet, so unbedeutend es an und für sich zu sein scheint? Eine beständige Uebung des Glaubens, daß Gott der einzige Herr über die ganze Natur mit all ihren Kräften und Erscheinungen und Früchten; die Leugnung aber all dieser trostreichen und tiefen Wahrheiten ist die grundsätzliche Vernachlässigung dieses Gebetes. Aber das ist noch lange nicht die ganze Bedeutung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/293
Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/293>, abgerufen am 25.11.2024.