Wangen," müßten euere Eltern, die vielleicht in ferner Heimat und euch beim Abschiede so ernstlich sagten: "Seid doch brav?" - müßten diese Eltern euretwegen jemals in Angst sein? Oder würdet ihr nicht jede Ver- suchung überwinden, jeden Verführer abweisen? Die Begierlichkeit bezähmen? Vor jeder Gesellschaft, wo euere Unschuld in Gefahr kommt, zurückschrecken? Würden nicht Satan selbst und andere böse Geister, welche heute die Welt zum Verderben der Seelen durchstreifen - an euch entsetzt und erschrocken vorübergehen? Warum denn nicht? Denn die Kraft des göttlichen Blutes ist ewig dieselbe; nur der Leichtsinn oder die Bosheit des Menschen kann dessen Wirksamkeit beschränken oder ganz verhindern, oder gar durch Mißbrauch die himmlischen Güter in töt- liches Gift verwandeln. So ist denn heute noch wahr, was der hl. Cyrill in alter Zeit mit den großen Vätern der hl. Kirche gelehrt: "Die hl. Communion beruhiget das tobende Gesetz unserer Glieder, kräftiget die Frömmig- keit, löschet aus die Begierlichkeit."
Sehet, das Gesetz unserer Glieder ist die Sinnlich- keit. Ihr könnt das Schamgefühl der Kinder stärken, Aergernisse verhüten, die Kinder belehren; aber dies durch die Erbsünde kranke Fleisch heilen, die tobende Sinnlich- keit beruhigen, der Seele die nöthige Widerstandskraft geben - das wirkt Christus allem durch die hl. Com- munion. Das ist so wahr und so ausgemacht, daß selbst ein durch Ausschweifungen verdorbenes Fleisch durch die öftere hl Communion wieder geheilt werden kann. Oder was thaten von jeher Männer von Wissenschaft, von Er- fahrung, von Heiligkeit? All' den Sündern, die gar tief in diesem Sündenelende lagen, sich aber ernstlich bekehren wollten, gaben sie den Rath der öfteren hl. Communion. Und die Folge davon? Das unreine Feuer löschte wieder aus, und Leib und Seele erhielt wieder den Frieden und
Wangen,“ müßten euere Eltern, die vielleicht in ferner Heimat und euch beim Abschiede so ernstlich sagten: „Seid doch brav?“ – müßten diese Eltern euretwegen jemals in Angst sein? Oder würdet ihr nicht jede Ver- suchung überwinden, jeden Verführer abweisen? Die Begierlichkeit bezähmen? Vor jeder Gesellschaft, wo euere Unschuld in Gefahr kommt, zurückschrecken? Würden nicht Satan selbst und andere böse Geister, welche heute die Welt zum Verderben der Seelen durchstreifen – an euch entsetzt und erschrocken vorübergehen? Warum denn nicht? Denn die Kraft des göttlichen Blutes ist ewig dieselbe; nur der Leichtsinn oder die Bosheit des Menschen kann dessen Wirksamkeit beschränken oder ganz verhindern, oder gar durch Mißbrauch die himmlischen Güter in töt- liches Gift verwandeln. So ist denn heute noch wahr, was der hl. Cyrill in alter Zeit mit den großen Vätern der hl. Kirche gelehrt: „Die hl. Communion beruhiget das tobende Gesetz unserer Glieder, kräftiget die Frömmig- keit, löschet aus die Begierlichkeit.“
Sehet, das Gesetz unserer Glieder ist die Sinnlich- keit. Ihr könnt das Schamgefühl der Kinder stärken, Aergernisse verhüten, die Kinder belehren; aber dies durch die Erbsünde kranke Fleisch heilen, die tobende Sinnlich- keit beruhigen, der Seele die nöthige Widerstandskraft geben – das wirkt Christus allem durch die hl. Com- munion. Das ist so wahr und so ausgemacht, daß selbst ein durch Ausschweifungen verdorbenes Fleisch durch die öftere hl Communion wieder geheilt werden kann. Oder was thaten von jeher Männer von Wissenschaft, von Er- fahrung, von Heiligkeit? All' den Sündern, die gar tief in diesem Sündenelende lagen, sich aber ernstlich bekehren wollten, gaben sie den Rath der öfteren hl. Communion. Und die Folge davon? Das unreine Feuer löschte wieder aus, und Leib und Seele erhielt wieder den Frieden und
<TEI><text><body><divn="28"><p><q><pbfacs="#f0286"xml:id="H891_001_1896_pb0274_0001"n="274"/>
Wangen,“</q> müßten euere Eltern, die vielleicht in ferner<lb/>
Heimat und euch beim Abschiede so ernstlich sagten:<lb/><q>„Seid doch brav?“</q>– müßten diese Eltern euretwegen<lb/>
jemals in Angst sein? Oder würdet ihr nicht jede Ver-<lb/>
suchung überwinden, jeden Verführer abweisen? Die<lb/>
Begierlichkeit bezähmen? Vor jeder Gesellschaft, wo<lb/>
euere Unschuld in Gefahr kommt, zurückschrecken? Würden<lb/>
nicht Satan selbst und andere böse Geister, welche heute<lb/>
die Welt zum Verderben der Seelen durchstreifen – an<lb/>
euch entsetzt und erschrocken vorübergehen? Warum denn<lb/>
nicht? Denn die Kraft des göttlichen Blutes ist ewig<lb/>
dieselbe; nur der Leichtsinn oder die Bosheit des Menschen<lb/>
kann dessen Wirksamkeit beschränken oder ganz verhindern,<lb/>
oder gar durch Mißbrauch die himmlischen Güter in töt-<lb/>
liches Gift verwandeln. So ist denn heute noch wahr,<lb/>
was der hl. Cyrill in alter Zeit mit den großen Vätern<lb/>
der hl. Kirche gelehrt: <q>„Die hl. Communion beruhiget<lb/>
das tobende Gesetz unserer Glieder, kräftiget die Frömmig-<lb/>
keit, löschet aus die Begierlichkeit.“</q></p><p>Sehet, das Gesetz unserer Glieder ist die Sinnlich-<lb/>
keit. Ihr könnt das Schamgefühl der Kinder stärken,<lb/>
Aergernisse verhüten, die Kinder belehren; aber dies durch<lb/>
die Erbsünde kranke Fleisch heilen, die tobende Sinnlich-<lb/>
keit beruhigen, der Seele die nöthige Widerstandskraft<lb/>
geben – das wirkt Christus allem durch die hl. Com-<lb/>
munion. Das ist so wahr und so ausgemacht, daß selbst<lb/>
ein durch Ausschweifungen verdorbenes Fleisch durch die<lb/>
öftere hl Communion wieder geheilt werden kann. Oder<lb/>
was thaten von jeher Männer von Wissenschaft, von Er-<lb/>
fahrung, von Heiligkeit? All' den Sündern, die gar tief<lb/>
in diesem Sündenelende lagen, sich aber ernstlich bekehren<lb/>
wollten, gaben sie den Rath der öfteren hl. Communion.<lb/>
Und die Folge davon? Das unreine Feuer löschte wieder<lb/>
aus, und Leib und Seele erhielt wieder den Frieden und<lb/></p></div></body></text></TEI>
[274/0286]
Wangen,“ müßten euere Eltern, die vielleicht in ferner
Heimat und euch beim Abschiede so ernstlich sagten:
„Seid doch brav?“ – müßten diese Eltern euretwegen
jemals in Angst sein? Oder würdet ihr nicht jede Ver-
suchung überwinden, jeden Verführer abweisen? Die
Begierlichkeit bezähmen? Vor jeder Gesellschaft, wo
euere Unschuld in Gefahr kommt, zurückschrecken? Würden
nicht Satan selbst und andere böse Geister, welche heute
die Welt zum Verderben der Seelen durchstreifen – an
euch entsetzt und erschrocken vorübergehen? Warum denn
nicht? Denn die Kraft des göttlichen Blutes ist ewig
dieselbe; nur der Leichtsinn oder die Bosheit des Menschen
kann dessen Wirksamkeit beschränken oder ganz verhindern,
oder gar durch Mißbrauch die himmlischen Güter in töt-
liches Gift verwandeln. So ist denn heute noch wahr,
was der hl. Cyrill in alter Zeit mit den großen Vätern
der hl. Kirche gelehrt: „Die hl. Communion beruhiget
das tobende Gesetz unserer Glieder, kräftiget die Frömmig-
keit, löschet aus die Begierlichkeit.“
Sehet, das Gesetz unserer Glieder ist die Sinnlich-
keit. Ihr könnt das Schamgefühl der Kinder stärken,
Aergernisse verhüten, die Kinder belehren; aber dies durch
die Erbsünde kranke Fleisch heilen, die tobende Sinnlich-
keit beruhigen, der Seele die nöthige Widerstandskraft
geben – das wirkt Christus allem durch die hl. Com-
munion. Das ist so wahr und so ausgemacht, daß selbst
ein durch Ausschweifungen verdorbenes Fleisch durch die
öftere hl Communion wieder geheilt werden kann. Oder
was thaten von jeher Männer von Wissenschaft, von Er-
fahrung, von Heiligkeit? All' den Sündern, die gar tief
in diesem Sündenelende lagen, sich aber ernstlich bekehren
wollten, gaben sie den Rath der öfteren hl. Communion.
Und die Folge davon? Das unreine Feuer löschte wieder
aus, und Leib und Seele erhielt wieder den Frieden und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/286>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.