Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

1) Der Würgengel der Fleischeslust verwüstet die
Erziehung und die Jugend.

2) Aber das Blut des göttlichen Osterlammes schreckt
ihn davon ab.

Wenn ich über die Verwüstung, welche die Unreinig-
keit über die Erziehung und die Jugend bringt, etwas
sagen muß - so will ich kurz sein; denn die Sache ist
überaus traurig - aber etwas muß ich wenigstens an-
deuten, um zu warnen.

Die Seele der Erziehung ist Religion und Frömmig-
keit. So lange nun die Jugend rein bleibt, liebt sie die
Religion und die Erfüllung ihrer Pflichten, hat Freude
am Gebete, am Kirchenbesuch, am Empfang der heiligen
Sakramente; aber in dem Augenblicke, wo sie von der
Unreinigkeit befleckt wird, nimmt die Freude am Gebete
und die Liebe zur Frömmigkeit ab. Man geht noch der
Sitte gemäß zur Kirche, aber weniger um zu beten, als
um zu sehen und gesehen zu werden. So wird der Glaube
geschwächt und geht oft ganz verloren.

Solange nämlich die Jugend in Unschuld wandelt,
ihre Freuden im Elternhause genießt, ist der Glaube mit
all seinen Wahrheiten ihr Trost und ihre Freude, und es
ist ihr rein unbegreiflich, wie diese göttlichen Wahrheiten
Widerspruch finden. Sobald aber die Unlauterkeit in das
Herz dringt, wird der Glaube verdunkelt. Warum? Fleisch
und Evangelium kommen in Widerspruch; jenes genießt
in Sünden - dieses ruft: Die Unreinen stürzen in das
ewige Feuer! So kommt dann der Zweifel, dann der
Spott, dann der Unglaube: das ist oft die ganze Philo-
sophie junger und alter Sünder.

Und die weitere Folge? Ihr wisset noch, welche Be-
deutung die Ehrfurcht für die Erziehung, für die Jugend,
für alle Menschen hat. So lange die Jugend in Rein-
heit wandelt, haßt und verachtet sie alles Gemeine, Nieder-

1) Der Würgengel der Fleischeslust verwüstet die
Erziehung und die Jugend.

2) Aber das Blut des göttlichen Osterlammes schreckt
ihn davon ab.

Wenn ich über die Verwüstung, welche die Unreinig-
keit über die Erziehung und die Jugend bringt, etwas
sagen muß – so will ich kurz sein; denn die Sache ist
überaus traurig – aber etwas muß ich wenigstens an-
deuten, um zu warnen.

Die Seele der Erziehung ist Religion und Frömmig-
keit. So lange nun die Jugend rein bleibt, liebt sie die
Religion und die Erfüllung ihrer Pflichten, hat Freude
am Gebete, am Kirchenbesuch, am Empfang der heiligen
Sakramente; aber in dem Augenblicke, wo sie von der
Unreinigkeit befleckt wird, nimmt die Freude am Gebete
und die Liebe zur Frömmigkeit ab. Man geht noch der
Sitte gemäß zur Kirche, aber weniger um zu beten, als
um zu sehen und gesehen zu werden. So wird der Glaube
geschwächt und geht oft ganz verloren.

Solange nämlich die Jugend in Unschuld wandelt,
ihre Freuden im Elternhause genießt, ist der Glaube mit
all seinen Wahrheiten ihr Trost und ihre Freude, und es
ist ihr rein unbegreiflich, wie diese göttlichen Wahrheiten
Widerspruch finden. Sobald aber die Unlauterkeit in das
Herz dringt, wird der Glaube verdunkelt. Warum? Fleisch
und Evangelium kommen in Widerspruch; jenes genießt
in Sünden – dieses ruft: Die Unreinen stürzen in das
ewige Feuer! So kommt dann der Zweifel, dann der
Spott, dann der Unglaube: das ist oft die ganze Philo-
sophie junger und alter Sünder.

Und die weitere Folge? Ihr wisset noch, welche Be-
deutung die Ehrfurcht für die Erziehung, für die Jugend,
für alle Menschen hat. So lange die Jugend in Rein-
heit wandelt, haßt und verachtet sie alles Gemeine, Nieder-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="28">
        <pb facs="#f0279" xml:id="H891_001_1896_pb0267_0001" n="267"/>
        <p>1) Der Würgengel der Fleischeslust verwüstet die<lb/>
Erziehung und die Jugend.</p>
        <p>2) Aber das Blut des göttlichen Osterlammes schreckt<lb/>
ihn davon ab.</p>
        <p>Wenn ich über die Verwüstung, welche die Unreinig-<lb/>
keit über die Erziehung und die Jugend bringt, etwas<lb/>
sagen muß &#x2013; so will ich kurz sein; denn die Sache ist<lb/>
überaus traurig &#x2013; aber etwas muß ich wenigstens an-<lb/>
deuten, um zu warnen.</p>
        <p>Die Seele der Erziehung ist Religion und Frömmig-<lb/>
keit. So lange nun die Jugend rein bleibt, liebt sie die<lb/>
Religion und die Erfüllung ihrer Pflichten, hat Freude<lb/>
am Gebete, am Kirchenbesuch, am Empfang der heiligen<lb/>
Sakramente; aber in dem Augenblicke, wo sie von der<lb/>
Unreinigkeit befleckt wird, nimmt die Freude am Gebete<lb/>
und die Liebe zur Frömmigkeit ab. Man geht noch der<lb/>
Sitte gemäß zur Kirche, aber weniger um zu beten, als<lb/>
um zu sehen und gesehen zu werden. So wird der Glaube<lb/>
geschwächt und geht oft ganz verloren.</p>
        <p>Solange nämlich die Jugend in Unschuld wandelt,<lb/>
ihre Freuden im Elternhause genießt, ist der Glaube mit<lb/>
all seinen Wahrheiten ihr Trost und ihre Freude, und es<lb/>
ist ihr rein unbegreiflich, wie diese göttlichen Wahrheiten<lb/>
Widerspruch finden. Sobald aber die Unlauterkeit in das<lb/>
Herz dringt, wird der Glaube verdunkelt. Warum? Fleisch<lb/>
und Evangelium kommen in Widerspruch; jenes genießt<lb/>
in Sünden &#x2013; dieses ruft: Die Unreinen stürzen in das<lb/>
ewige Feuer! So kommt dann der Zweifel, dann der<lb/>
Spott, dann der Unglaube: das ist oft die ganze Philo-<lb/>
sophie junger und alter Sünder.</p>
        <p>Und die weitere Folge? Ihr wisset noch, welche Be-<lb/>
deutung die Ehrfurcht für die Erziehung, für die Jugend,<lb/>
für alle Menschen hat. So lange die Jugend in Rein-<lb/>
heit wandelt, haßt und verachtet sie alles Gemeine, Nieder-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[267/0279] 1) Der Würgengel der Fleischeslust verwüstet die Erziehung und die Jugend. 2) Aber das Blut des göttlichen Osterlammes schreckt ihn davon ab. Wenn ich über die Verwüstung, welche die Unreinig- keit über die Erziehung und die Jugend bringt, etwas sagen muß – so will ich kurz sein; denn die Sache ist überaus traurig – aber etwas muß ich wenigstens an- deuten, um zu warnen. Die Seele der Erziehung ist Religion und Frömmig- keit. So lange nun die Jugend rein bleibt, liebt sie die Religion und die Erfüllung ihrer Pflichten, hat Freude am Gebete, am Kirchenbesuch, am Empfang der heiligen Sakramente; aber in dem Augenblicke, wo sie von der Unreinigkeit befleckt wird, nimmt die Freude am Gebete und die Liebe zur Frömmigkeit ab. Man geht noch der Sitte gemäß zur Kirche, aber weniger um zu beten, als um zu sehen und gesehen zu werden. So wird der Glaube geschwächt und geht oft ganz verloren. Solange nämlich die Jugend in Unschuld wandelt, ihre Freuden im Elternhause genießt, ist der Glaube mit all seinen Wahrheiten ihr Trost und ihre Freude, und es ist ihr rein unbegreiflich, wie diese göttlichen Wahrheiten Widerspruch finden. Sobald aber die Unlauterkeit in das Herz dringt, wird der Glaube verdunkelt. Warum? Fleisch und Evangelium kommen in Widerspruch; jenes genießt in Sünden – dieses ruft: Die Unreinen stürzen in das ewige Feuer! So kommt dann der Zweifel, dann der Spott, dann der Unglaube: das ist oft die ganze Philo- sophie junger und alter Sünder. Und die weitere Folge? Ihr wisset noch, welche Be- deutung die Ehrfurcht für die Erziehung, für die Jugend, für alle Menschen hat. So lange die Jugend in Rein- heit wandelt, haßt und verachtet sie alles Gemeine, Nieder-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/279
Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/279>, abgerufen am 22.11.2024.