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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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von außerordentlichen Personen und Thaten; sie scheinen
dabei kaum mehr athmen zu dürfen, um nicht die feier-
liche Stille der hl. Ehrfurcht zu unterbrechen. Das ist
weniger Befriedigung der Neugierde als der Ehrfurcht,
welche in ihrem innersten Wesen religiös und himmlisch
und göttlich ist.

Als einst ein Knabe auf einer von Lehrschwestern
geleiteten Kleinkinderschule in die confessionslose, rein
bürgerliche Schule kam, sagte er nach einigen Tagen:
"Aber, Mutter, wir hören nicht mehr so schöne Geschichten
wie bei der Schwester."
Aber hörte der Knabe denn keine
Geschichten mehr? Freilich, aber nicht mehr religiöse,
sondern rein bürgerliche, und so blieb sein tiefstes Bedürf-
niß der Ehrfurcht unbefriedigt; statt Brod erhielt er
Steine.

Die ältern Leute auf uns können da auf Erfahrung
reden. Als wir vor 50 Jahren die Schule zu besuchen
hatten, war die biblische Geschichte sozusagen das einzige
Buch, mit dem wir uns beschäftigten. Mit welcher Freude
lasen wir Kinder das alte Testament? Die ausführliche
Geschichte des ägyptischen Joseph, den Heldentod der
machabäischen Mutter und ihrer Söhne und die Kämpfe
und den Heldentod der Machabäer für Gott und Vater-
land. Wir lasen die gleiche Geschichte hundert Mal.
Warum? Immer schöner traten jene Gestalten vor unsern
Geist; wir hatten das Bedürfniß, ihnen die Huldigungen
unserer Ehrfurcht darzubringen.

Aber warum hat Gott uns dies Bedürfniß gegeben?
Wenn ihr das Leben eines großen Menschen mit all seinen
Tugenden und Großthaten leset und betrachtet, tönt es
nicht in der mit Ehrfurcht erfüllten Seele: "Das ist die
Größe, die Würde, der Adel des Menschen! Auf! Das
ist auch dein Beruf; du darfst diese Größe nicht bloß
verehren, du mußt sie auch erreichen. Auf! Verlasse diese

von außerordentlichen Personen und Thaten; sie scheinen
dabei kaum mehr athmen zu dürfen, um nicht die feier-
liche Stille der hl. Ehrfurcht zu unterbrechen. Das ist
weniger Befriedigung der Neugierde als der Ehrfurcht,
welche in ihrem innersten Wesen religiös und himmlisch
und göttlich ist.

Als einst ein Knabe auf einer von Lehrschwestern
geleiteten Kleinkinderschule in die confessionslose, rein
bürgerliche Schule kam, sagte er nach einigen Tagen:
„Aber, Mutter, wir hören nicht mehr so schöne Geschichten
wie bei der Schwester.“
Aber hörte der Knabe denn keine
Geschichten mehr? Freilich, aber nicht mehr religiöse,
sondern rein bürgerliche, und so blieb sein tiefstes Bedürf-
niß der Ehrfurcht unbefriedigt; statt Brod erhielt er
Steine.

Die ältern Leute auf uns können da auf Erfahrung
reden. Als wir vor 50 Jahren die Schule zu besuchen
hatten, war die biblische Geschichte sozusagen das einzige
Buch, mit dem wir uns beschäftigten. Mit welcher Freude
lasen wir Kinder das alte Testament? Die ausführliche
Geschichte des ägyptischen Joseph, den Heldentod der
machabäischen Mutter und ihrer Söhne und die Kämpfe
und den Heldentod der Machabäer für Gott und Vater-
land. Wir lasen die gleiche Geschichte hundert Mal.
Warum? Immer schöner traten jene Gestalten vor unsern
Geist; wir hatten das Bedürfniß, ihnen die Huldigungen
unserer Ehrfurcht darzubringen.

Aber warum hat Gott uns dies Bedürfniß gegeben?
Wenn ihr das Leben eines großen Menschen mit all seinen
Tugenden und Großthaten leset und betrachtet, tönt es
nicht in der mit Ehrfurcht erfüllten Seele: „Das ist die
Größe, die Würde, der Adel des Menschen! Auf! Das
ist auch dein Beruf; du darfst diese Größe nicht bloß
verehren, du mußt sie auch erreichen. Auf! Verlasse diese

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[237/0249] von außerordentlichen Personen und Thaten; sie scheinen dabei kaum mehr athmen zu dürfen, um nicht die feier- liche Stille der hl. Ehrfurcht zu unterbrechen. Das ist weniger Befriedigung der Neugierde als der Ehrfurcht, welche in ihrem innersten Wesen religiös und himmlisch und göttlich ist. Als einst ein Knabe auf einer von Lehrschwestern geleiteten Kleinkinderschule in die confessionslose, rein bürgerliche Schule kam, sagte er nach einigen Tagen: „Aber, Mutter, wir hören nicht mehr so schöne Geschichten wie bei der Schwester.“ Aber hörte der Knabe denn keine Geschichten mehr? Freilich, aber nicht mehr religiöse, sondern rein bürgerliche, und so blieb sein tiefstes Bedürf- niß der Ehrfurcht unbefriedigt; statt Brod erhielt er Steine. Die ältern Leute auf uns können da auf Erfahrung reden. Als wir vor 50 Jahren die Schule zu besuchen hatten, war die biblische Geschichte sozusagen das einzige Buch, mit dem wir uns beschäftigten. Mit welcher Freude lasen wir Kinder das alte Testament? Die ausführliche Geschichte des ägyptischen Joseph, den Heldentod der machabäischen Mutter und ihrer Söhne und die Kämpfe und den Heldentod der Machabäer für Gott und Vater- land. Wir lasen die gleiche Geschichte hundert Mal. Warum? Immer schöner traten jene Gestalten vor unsern Geist; wir hatten das Bedürfniß, ihnen die Huldigungen unserer Ehrfurcht darzubringen. Aber warum hat Gott uns dies Bedürfniß gegeben? Wenn ihr das Leben eines großen Menschen mit all seinen Tugenden und Großthaten leset und betrachtet, tönt es nicht in der mit Ehrfurcht erfüllten Seele: „Das ist die Größe, die Würde, der Adel des Menschen! Auf! Das ist auch dein Beruf; du darfst diese Größe nicht bloß verehren, du mußt sie auch erreichen. Auf! Verlasse diese

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/249>, abgerufen am 24.11.2024.