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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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ihrem Leibe tragen. Wenn sie aber dennoch Ansprüche
machen, welche mit der Armuth sich nicht vertragen, so
gebet doch niemals nach; denn sonst seid ihr mitschuldig
am vollständigen Ruin der Familie wie am ewigen ver-
derben der Kinder. Pfleget daher der Sinnlichkeit nicht
zur Erregung der Gelüste, sondern kreuziget das Fleisch
und seine Begierlichkeit in euch und in euern Kindern,
damit wir dem Bilde des Gottmenschen ähnlich geworden,
am großen Erntetage aufgenommen werden unter die
Zahl der Auserwählten.

XXIV.
Begriff und Schule der Ehrfurcht.

Ehrfurcht! Respekt! Heilige Scheu! Schöne Worte,
deren herrlicher Inhalt aber vielfach verloren. So klagt
man ja sogar in der Presse, daß Anstand und Sitte und
guter Ton in allen Gesellschaftskreisen immer mehr ver-
schwinde und der Gemeinheit weiche. Das wundert mich
gar nicht, aber das ist mir auffallend, daß bei dieser Ver-
nachlässigung der häuslichen Erziehung, bei dieser Ent-
christlichung der Schule mitten unter tausenderlei Aerger-
nissen das Uebel nicht schon größer geworden. Denn
ohne Ehrfurcht kommt der Mensch auf allen Schulen nur
als geschulter Barbar heraus. Daher ist es wohl an der
Zeit das Wort "Erweiset Ehrfurcht, wem Ehrfurcht gebührt"
(R XIII. 7), in alle Gesellschaftskreis hinein zu rufen.
Ehrfurcht aber kann nur erweisen, wer in und zur Ehr-
furcht erzogen worden. Um diesen Gegenstand gründlich
und für das Leben nutzbringend zu entwickeln, fragen wir
zuerst: Was ist denn Ehrfurcht? Welches ist die Schule
der Ehrfurcht?

ihrem Leibe tragen. Wenn sie aber dennoch Ansprüche
machen, welche mit der Armuth sich nicht vertragen, so
gebet doch niemals nach; denn sonst seid ihr mitschuldig
am vollständigen Ruin der Familie wie am ewigen ver-
derben der Kinder. Pfleget daher der Sinnlichkeit nicht
zur Erregung der Gelüste, sondern kreuziget das Fleisch
und seine Begierlichkeit in euch und in euern Kindern,
damit wir dem Bilde des Gottmenschen ähnlich geworden,
am großen Erntetage aufgenommen werden unter die
Zahl der Auserwählten.

XXIV.
Begriff und Schule der Ehrfurcht.

Ehrfurcht! Respekt! Heilige Scheu! Schöne Worte,
deren herrlicher Inhalt aber vielfach verloren. So klagt
man ja sogar in der Presse, daß Anstand und Sitte und
guter Ton in allen Gesellschaftskreisen immer mehr ver-
schwinde und der Gemeinheit weiche. Das wundert mich
gar nicht, aber das ist mir auffallend, daß bei dieser Ver-
nachlässigung der häuslichen Erziehung, bei dieser Ent-
christlichung der Schule mitten unter tausenderlei Aerger-
nissen das Uebel nicht schon größer geworden. Denn
ohne Ehrfurcht kommt der Mensch auf allen Schulen nur
als geschulter Barbar heraus. Daher ist es wohl an der
Zeit das Wort „Erweiset Ehrfurcht, wem Ehrfurcht gebührt“
(R XIII. 7), in alle Gesellschaftskreis hinein zu rufen.
Ehrfurcht aber kann nur erweisen, wer in und zur Ehr-
furcht erzogen worden. Um diesen Gegenstand gründlich
und für das Leben nutzbringend zu entwickeln, fragen wir
zuerst: Was ist denn Ehrfurcht? Welches ist die Schule
der Ehrfurcht?

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[228/0240] ihrem Leibe tragen. Wenn sie aber dennoch Ansprüche machen, welche mit der Armuth sich nicht vertragen, so gebet doch niemals nach; denn sonst seid ihr mitschuldig am vollständigen Ruin der Familie wie am ewigen ver- derben der Kinder. Pfleget daher der Sinnlichkeit nicht zur Erregung der Gelüste, sondern kreuziget das Fleisch und seine Begierlichkeit in euch und in euern Kindern, damit wir dem Bilde des Gottmenschen ähnlich geworden, am großen Erntetage aufgenommen werden unter die Zahl der Auserwählten. XXIV. Begriff und Schule der Ehrfurcht. Ehrfurcht! Respekt! Heilige Scheu! Schöne Worte, deren herrlicher Inhalt aber vielfach verloren. So klagt man ja sogar in der Presse, daß Anstand und Sitte und guter Ton in allen Gesellschaftskreisen immer mehr ver- schwinde und der Gemeinheit weiche. Das wundert mich gar nicht, aber das ist mir auffallend, daß bei dieser Ver- nachlässigung der häuslichen Erziehung, bei dieser Ent- christlichung der Schule mitten unter tausenderlei Aerger- nissen das Uebel nicht schon größer geworden. Denn ohne Ehrfurcht kommt der Mensch auf allen Schulen nur als geschulter Barbar heraus. Daher ist es wohl an der Zeit das Wort „Erweiset Ehrfurcht, wem Ehrfurcht gebührt“ (R XIII. 7), in alle Gesellschaftskreis hinein zu rufen. Ehrfurcht aber kann nur erweisen, wer in und zur Ehr- furcht erzogen worden. Um diesen Gegenstand gründlich und für das Leben nutzbringend zu entwickeln, fragen wir zuerst: Was ist denn Ehrfurcht? Welches ist die Schule der Ehrfurcht?

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/240>, abgerufen am 24.11.2024.