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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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Wenn aber die Abtödtung nicht geübt wird, so werden
wir immer mehr und mehr wie Sodoma. Warum ver-
sanken jene Städte immer tiefer in Sünde und Laster, bis
sie endlich unter gottgesandtem Feuerregen von der Erde
verschlungen wurden in einem Augenblick? Den Grund
und die Veranlassung gibt der Prophet Ezechiel an (XVI 49)
Sodoma hatte Ueberfluß an zeitlichen Gütern, an Speis
und Trank: so ergaben sich die Bewohner dem Fraß und
der Völlerei; in dieser Genußsucht wuchs die Jugend heran:
so erwachten all die bösen Gelüste, die sie in ihrem Ueber-
muthe befriedigten; die Töchter waren ohne Arbeit und
Sorge ungefähr wie es heute so viele Töchter gibt, deren
größter Lebensgedanke ist: Etwas Klavierklimpern und
schrecklich viel Putz, Tanz und Gesellschaft, Roman und
Liebschaften.

Endlich dürfet ihr nicht vergessen: Das Lebensglück
des Einzelnen hängt nicht davon ab, was er besitzt und
genießt, sondern was er entbehren kann. Je größer die
Bedürfnisse, desto leichter kommt Unzufriedenheit und damit
das Unglück. So lange eine Tochter mit einfachem
Gewande zufrieden, ist sie auch glücklich, sobald sie aber
modesüchtig geworden, um sich Gestalt und Form zu
geben und fremde Augen auf sich zu ziehen, ist die
Zufriedenheit und der Frohsinn fort, und die Unzufrieden-
heit und das Murren und Klagen eingezogen.

Was ist daher eine durchaus nothwendige Aufgabe
nicht bloß der christlichen, sondern jeder nur irgendwie
vernünftigen Erziehung? Gewöhnt die Kinder schon in
den ersten Jahren an jede Art von Enthaltsamkeit und
Abtödtung und Selbstverleugnung, daß sie einst mit dem
Völkerlehre sagen können: "Ich habe gelernt, wie's immer
mit mir steht, zufrieden zu sein und mich mit dem was
ich habe zu begnügen."
(Philipp. IV. 11.) Wenn ihr in
Wahrheit so reden könnet, was fehlt noch zu euerem

Wenn aber die Abtödtung nicht geübt wird, so werden
wir immer mehr und mehr wie Sodoma. Warum ver-
sanken jene Städte immer tiefer in Sünde und Laster, bis
sie endlich unter gottgesandtem Feuerregen von der Erde
verschlungen wurden in einem Augenblick? Den Grund
und die Veranlassung gibt der Prophet Ezechiel an (XVI 49)
Sodoma hatte Ueberfluß an zeitlichen Gütern, an Speis
und Trank: so ergaben sich die Bewohner dem Fraß und
der Völlerei; in dieser Genußsucht wuchs die Jugend heran:
so erwachten all die bösen Gelüste, die sie in ihrem Ueber-
muthe befriedigten; die Töchter waren ohne Arbeit und
Sorge ungefähr wie es heute so viele Töchter gibt, deren
größter Lebensgedanke ist: Etwas Klavierklimpern und
schrecklich viel Putz, Tanz und Gesellschaft, Roman und
Liebschaften.

Endlich dürfet ihr nicht vergessen: Das Lebensglück
des Einzelnen hängt nicht davon ab, was er besitzt und
genießt, sondern was er entbehren kann. Je größer die
Bedürfnisse, desto leichter kommt Unzufriedenheit und damit
das Unglück. So lange eine Tochter mit einfachem
Gewande zufrieden, ist sie auch glücklich, sobald sie aber
modesüchtig geworden, um sich Gestalt und Form zu
geben und fremde Augen auf sich zu ziehen, ist die
Zufriedenheit und der Frohsinn fort, und die Unzufrieden-
heit und das Murren und Klagen eingezogen.

Was ist daher eine durchaus nothwendige Aufgabe
nicht bloß der christlichen, sondern jeder nur irgendwie
vernünftigen Erziehung? Gewöhnt die Kinder schon in
den ersten Jahren an jede Art von Enthaltsamkeit und
Abtödtung und Selbstverleugnung, daß sie einst mit dem
Völkerlehre sagen können: „Ich habe gelernt, wie's immer
mit mir steht, zufrieden zu sein und mich mit dem was
ich habe zu begnügen.“
(Philipp. IV. 11.) Wenn ihr in
Wahrheit so reden könnet, was fehlt noch zu euerem

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[221/0233] Wenn aber die Abtödtung nicht geübt wird, so werden wir immer mehr und mehr wie Sodoma. Warum ver- sanken jene Städte immer tiefer in Sünde und Laster, bis sie endlich unter gottgesandtem Feuerregen von der Erde verschlungen wurden in einem Augenblick? Den Grund und die Veranlassung gibt der Prophet Ezechiel an (XVI 49) Sodoma hatte Ueberfluß an zeitlichen Gütern, an Speis und Trank: so ergaben sich die Bewohner dem Fraß und der Völlerei; in dieser Genußsucht wuchs die Jugend heran: so erwachten all die bösen Gelüste, die sie in ihrem Ueber- muthe befriedigten; die Töchter waren ohne Arbeit und Sorge ungefähr wie es heute so viele Töchter gibt, deren größter Lebensgedanke ist: Etwas Klavierklimpern und schrecklich viel Putz, Tanz und Gesellschaft, Roman und Liebschaften. Endlich dürfet ihr nicht vergessen: Das Lebensglück des Einzelnen hängt nicht davon ab, was er besitzt und genießt, sondern was er entbehren kann. Je größer die Bedürfnisse, desto leichter kommt Unzufriedenheit und damit das Unglück. So lange eine Tochter mit einfachem Gewande zufrieden, ist sie auch glücklich, sobald sie aber modesüchtig geworden, um sich Gestalt und Form zu geben und fremde Augen auf sich zu ziehen, ist die Zufriedenheit und der Frohsinn fort, und die Unzufrieden- heit und das Murren und Klagen eingezogen. Was ist daher eine durchaus nothwendige Aufgabe nicht bloß der christlichen, sondern jeder nur irgendwie vernünftigen Erziehung? Gewöhnt die Kinder schon in den ersten Jahren an jede Art von Enthaltsamkeit und Abtödtung und Selbstverleugnung, daß sie einst mit dem Völkerlehre sagen können: „Ich habe gelernt, wie's immer mit mir steht, zufrieden zu sein und mich mit dem was ich habe zu begnügen.“ (Philipp. IV. 11.) Wenn ihr in Wahrheit so reden könnet, was fehlt noch zu euerem

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/233>, abgerufen am 24.11.2024.