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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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von? Weil die Kinder alles nach der Strafe beurtheilen,
werden ihre Gewissen gefälscht. So ist man mit siebzehn,
achtzehn Jahren in jeder Gesellschaft recht artig, in dem
Complimentemachen zu Hause wie der Fisch im Wasser,
aber dabei an Leib und Seele vielleicht verdorben, in
religiösen Uebungen ein Fremdling wie die Rebe auf den
Hochalpen. Hiermit will ich natürlich nicht sagen, daß
man den Kindern diese Unarten gestatten solle. Das sei
ferne von mir. Im Gegentheile sollet ihr dieselben ihnen
mit allem Ernste abgewöhnen; aber dabei vergesset ja
nicht, daß nur die Sünde eine eigentliche Strafe verdient
und zwar eine verschiedene, je nach ihrer Größe.

Aber wie himmelweit ist die Handlungsweise Vieler
von diesem Grundsatze entfernt! Wenn durch die Sünde
großer oder kleiner Kinder Schande und Schaden über
eine Familie kommt, warum so viel Zorn, so viel Un-
willen, so viel Toben, so viel Schläge? Etwa wegen
der Sünde, wegen der Beleidigung Gottes, wegen der
verlorenen Unschuld? Bei weitem nicht. Nur von Schande
und Schaden kommt dieser Sturm. Werden auf diese
Weise Söhne und Töchter gebessert, oder nur vorsichtiger
im Sündigen? So ist denn die größte Sünde des öffent-
lichen Lebens, der bürgerlichen Gesellschaft, welche um
Gott sich rein nichts kümmert und seine ewigen Hoheits-
rechte verkennt und fein oder grob bespötteln und ver-
höhnen läßt, auch vielfach Familiensünde geworden. Wie
gut ist Gott? Denn auch in dieser Gegenwart straft er
nur langsam, läßt immer heller leuchten die Blitze und
immer mächtiger rollen die Donner seiner Gerichte, damit
die Völker und ihre Regierungen wieder zum Verstande
kommen und er nicht gezwungen werde, die gewaltige,
große und volle Schale seines Ingrimmes über sie aus-
zuschütten.

Oder, um alles Andere zu übergehen, ist es etwa

von? Weil die Kinder alles nach der Strafe beurtheilen,
werden ihre Gewissen gefälscht. So ist man mit siebzehn,
achtzehn Jahren in jeder Gesellschaft recht artig, in dem
Complimentemachen zu Hause wie der Fisch im Wasser,
aber dabei an Leib und Seele vielleicht verdorben, in
religiösen Uebungen ein Fremdling wie die Rebe auf den
Hochalpen. Hiermit will ich natürlich nicht sagen, daß
man den Kindern diese Unarten gestatten solle. Das sei
ferne von mir. Im Gegentheile sollet ihr dieselben ihnen
mit allem Ernste abgewöhnen; aber dabei vergesset ja
nicht, daß nur die Sünde eine eigentliche Strafe verdient
und zwar eine verschiedene, je nach ihrer Größe.

Aber wie himmelweit ist die Handlungsweise Vieler
von diesem Grundsatze entfernt! Wenn durch die Sünde
großer oder kleiner Kinder Schande und Schaden über
eine Familie kommt, warum so viel Zorn, so viel Un-
willen, so viel Toben, so viel Schläge? Etwa wegen
der Sünde, wegen der Beleidigung Gottes, wegen der
verlorenen Unschuld? Bei weitem nicht. Nur von Schande
und Schaden kommt dieser Sturm. Werden auf diese
Weise Söhne und Töchter gebessert, oder nur vorsichtiger
im Sündigen? So ist denn die größte Sünde des öffent-
lichen Lebens, der bürgerlichen Gesellschaft, welche um
Gott sich rein nichts kümmert und seine ewigen Hoheits-
rechte verkennt und fein oder grob bespötteln und ver-
höhnen läßt, auch vielfach Familiensünde geworden. Wie
gut ist Gott? Denn auch in dieser Gegenwart straft er
nur langsam, läßt immer heller leuchten die Blitze und
immer mächtiger rollen die Donner seiner Gerichte, damit
die Völker und ihre Regierungen wieder zum Verstande
kommen und er nicht gezwungen werde, die gewaltige,
große und volle Schale seines Ingrimmes über sie aus-
zuschütten.

Oder, um alles Andere zu übergehen, ist es etwa

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[215/0227] von? Weil die Kinder alles nach der Strafe beurtheilen, werden ihre Gewissen gefälscht. So ist man mit siebzehn, achtzehn Jahren in jeder Gesellschaft recht artig, in dem Complimentemachen zu Hause wie der Fisch im Wasser, aber dabei an Leib und Seele vielleicht verdorben, in religiösen Uebungen ein Fremdling wie die Rebe auf den Hochalpen. Hiermit will ich natürlich nicht sagen, daß man den Kindern diese Unarten gestatten solle. Das sei ferne von mir. Im Gegentheile sollet ihr dieselben ihnen mit allem Ernste abgewöhnen; aber dabei vergesset ja nicht, daß nur die Sünde eine eigentliche Strafe verdient und zwar eine verschiedene, je nach ihrer Größe. Aber wie himmelweit ist die Handlungsweise Vieler von diesem Grundsatze entfernt! Wenn durch die Sünde großer oder kleiner Kinder Schande und Schaden über eine Familie kommt, warum so viel Zorn, so viel Un- willen, so viel Toben, so viel Schläge? Etwa wegen der Sünde, wegen der Beleidigung Gottes, wegen der verlorenen Unschuld? Bei weitem nicht. Nur von Schande und Schaden kommt dieser Sturm. Werden auf diese Weise Söhne und Töchter gebessert, oder nur vorsichtiger im Sündigen? So ist denn die größte Sünde des öffent- lichen Lebens, der bürgerlichen Gesellschaft, welche um Gott sich rein nichts kümmert und seine ewigen Hoheits- rechte verkennt und fein oder grob bespötteln und ver- höhnen läßt, auch vielfach Familiensünde geworden. Wie gut ist Gott? Denn auch in dieser Gegenwart straft er nur langsam, läßt immer heller leuchten die Blitze und immer mächtiger rollen die Donner seiner Gerichte, damit die Völker und ihre Regierungen wieder zum Verstande kommen und er nicht gezwungen werde, die gewaltige, große und volle Schale seines Ingrimmes über sie aus- zuschütten. Oder, um alles Andere zu übergehen, ist es etwa

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/227>, abgerufen am 24.11.2024.