hin und hergeworfen, und wo sie leiblich noch irgendwie versorgt waren, wurden sie vielleicht um Glaube oder Unschuld betrogen. Andere kannten Vater und Mutter; aber diese lebten im Kriege und hatten kein Herz für ihre Kinder. Wenn solche später geliebt werden, werden sie nur zu oft geliebt nicht in der Liebe, welche von Gott stammt, sondern aus Sinnenlust: So stürzen sie nur um so tiefer in die Abgründe der Sünde und der Verkommenheit, der Angst und Verwirrung, des Elendes und des Jammers - vielleicht der Verzweiflung!
Wenn solche Seelen mich hören, verzaget nicht. Denn jene Liebe, welche das göttliche Kind vom Himmel gebracht, welche der Liebesjünger mit den übrigen Aposteln nicht bloß gepredigt, sondern geübt, wird heute noch vom katholischen Priesterthum nicht bloß verkündet, sondern auch geübt, je nach dem Gnadenmaße, das der Einzelne von Gott empfangen hat. Ich kenne das menschliche Elend; deßhalb suche ich das gepreßte Herz zu erweitern; ich kenne das menschliche Elend, deßhalb bitte und be- schwöre ich euch noch einmal, euch christliche Eltern, dann euch Alle, welche ihr an der Erziehung arbeitet: Liebet die Kinder, daß sie in der Liebe aufwachsen; sorget, daß sie zunehmen in der Liebe des Nächsten, in der Liebe des göttlichen Kindes und so mit uns für den Himmel heranreifen durch die Gnade und Menschenfreundlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus.
XXI. Erziehung und Gehorsam.
Die thatkräftige, ernste Liebe, welche alles aufbietet, um das Kind dem göttlichen Kinde ähnlich zu gestalten,
hin und hergeworfen, und wo sie leiblich noch irgendwie versorgt waren, wurden sie vielleicht um Glaube oder Unschuld betrogen. Andere kannten Vater und Mutter; aber diese lebten im Kriege und hatten kein Herz für ihre Kinder. Wenn solche später geliebt werden, werden sie nur zu oft geliebt nicht in der Liebe, welche von Gott stammt, sondern aus Sinnenlust: So stürzen sie nur um so tiefer in die Abgründe der Sünde und der Verkommenheit, der Angst und Verwirrung, des Elendes und des Jammers – vielleicht der Verzweiflung!
Wenn solche Seelen mich hören, verzaget nicht. Denn jene Liebe, welche das göttliche Kind vom Himmel gebracht, welche der Liebesjünger mit den übrigen Aposteln nicht bloß gepredigt, sondern geübt, wird heute noch vom katholischen Priesterthum nicht bloß verkündet, sondern auch geübt, je nach dem Gnadenmaße, das der Einzelne von Gott empfangen hat. Ich kenne das menschliche Elend; deßhalb suche ich das gepreßte Herz zu erweitern; ich kenne das menschliche Elend, deßhalb bitte und be- schwöre ich euch noch einmal, euch christliche Eltern, dann euch Alle, welche ihr an der Erziehung arbeitet: Liebet die Kinder, daß sie in der Liebe aufwachsen; sorget, daß sie zunehmen in der Liebe des Nächsten, in der Liebe des göttlichen Kindes und so mit uns für den Himmel heranreifen durch die Gnade und Menschenfreundlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus.
XXI. Erziehung und Gehorsam.
Die thatkräftige, ernste Liebe, welche alles aufbietet, um das Kind dem göttlichen Kinde ähnlich zu gestalten,
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[197/0209]
hin und hergeworfen, und wo sie leiblich noch irgendwie
versorgt waren, wurden sie vielleicht um Glaube oder
Unschuld betrogen. Andere kannten Vater und Mutter;
aber diese lebten im Kriege und hatten kein Herz für
ihre Kinder. Wenn solche später geliebt werden, werden
sie nur zu oft geliebt nicht in der Liebe, welche von
Gott stammt, sondern aus Sinnenlust: So stürzen sie
nur um so tiefer in die Abgründe der Sünde und der
Verkommenheit, der Angst und Verwirrung, des Elendes
und des Jammers – vielleicht der Verzweiflung!
Wenn solche Seelen mich hören, verzaget nicht.
Denn jene Liebe, welche das göttliche Kind vom Himmel
gebracht, welche der Liebesjünger mit den übrigen Aposteln
nicht bloß gepredigt, sondern geübt, wird heute noch vom
katholischen Priesterthum nicht bloß verkündet, sondern
auch geübt, je nach dem Gnadenmaße, das der Einzelne
von Gott empfangen hat. Ich kenne das menschliche
Elend; deßhalb suche ich das gepreßte Herz zu erweitern;
ich kenne das menschliche Elend, deßhalb bitte und be-
schwöre ich euch noch einmal, euch christliche Eltern, dann
euch Alle, welche ihr an der Erziehung arbeitet: Liebet
die Kinder, daß sie in der Liebe aufwachsen; sorget, daß
sie zunehmen in der Liebe des Nächsten, in der Liebe
des göttlichen Kindes und so mit uns für den Himmel
heranreifen durch die Gnade und Menschenfreundlichkeit
unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus.
XXI.
Erziehung und Gehorsam.
Die thatkräftige, ernste Liebe, welche alles aufbietet,
um das Kind dem göttlichen Kinde ähnlich zu gestalten,
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/209>, abgerufen am 23.11.2024.
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