Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

jahrswünsche; aber im öffentlichen Leben kommt der täg-
liche Verkehr in Handel und Wandel, die Berührung
mit den manigfaltigsten Charaktern; da kommt oft ein
Kampf zwischen deinem Vortheil und dem des Nächsten;
da kommt das ganze öffentliche Leben mit all seinen
Dornen und Hacken ohne Zahl. Wer nun besähiget
euch, in dieser Gesellschaft zu leben zu eurem Heil und
zum Wohle des Nächsten? Jene Liebe allein, welche den
Eigennutz, den Krämergeist, diesen Todfeind jeder geord-
neten Gesellschaft tödtet; jene Liebe allein, welche Un-
recht und Sünde muthig bekämpft, aber die Ungerechten
und die Sünder zu retten sucht; jene Liebe allein, welche
wenn sie auch Unrecht leidet, geduldig bleibt, Zorn und
Haß ferne hält, oder in den ersten Keimen erstickt.

Damit nun das Kind für diese Liebe heranwachse,
will ich auf einige Uebelstände und Verpflichtungen auf-
merksam machen.

Nicht wahr, zwischen einzelnen Familien waltet
oft Spannung, Feindschaft; es entstehen Zwistigkeiten,
Prozesse. Was geschieht nun oft? Vor den Kleinen
bespricht man den Haß und die Feindschaft, läßt seinen
Zorn aus über wirkliches oder vermeintliches Unrecht.
Das ist vom Bösen für die Erziehung. Denn die reine
Luft der Liebe wird verpestet und die Kinder solcher
Familien wachsen in gegenseitiger Abneigung auf.

Gibt es ferner nicht auch Mütter, welche ihren Kinden
den Umgang mit andern Kindern nur deßwegen ver-
bieten, weil deren Mutter ihnen verhaßt ist? So ver-
kümmert bei diesen Weiberlaunen manches Kind in der
Blüthe seines Lebens und tritt mit dem Eigennutz, mit
der Unverträglichkeit aber nicht mit der Liebe, nicht mit
der Geduld in die Gesellschaft. Ja wenn ihr euerem
Kinde den Umgang mit einem schlechten Kinde zu ver-
bieten habet, seid dann noch vorsichtig und saget etwa:

jahrswünsche; aber im öffentlichen Leben kommt der täg-
liche Verkehr in Handel und Wandel, die Berührung
mit den manigfaltigsten Charaktern; da kommt oft ein
Kampf zwischen deinem Vortheil und dem des Nächsten;
da kommt das ganze öffentliche Leben mit all seinen
Dornen und Hacken ohne Zahl. Wer nun besähiget
euch, in dieser Gesellschaft zu leben zu eurem Heil und
zum Wohle des Nächsten? Jene Liebe allein, welche den
Eigennutz, den Krämergeist, diesen Todfeind jeder geord-
neten Gesellschaft tödtet; jene Liebe allein, welche Un-
recht und Sünde muthig bekämpft, aber die Ungerechten
und die Sünder zu retten sucht; jene Liebe allein, welche
wenn sie auch Unrecht leidet, geduldig bleibt, Zorn und
Haß ferne hält, oder in den ersten Keimen erstickt.

Damit nun das Kind für diese Liebe heranwachse,
will ich auf einige Uebelstände und Verpflichtungen auf-
merksam machen.

Nicht wahr, zwischen einzelnen Familien waltet
oft Spannung, Feindschaft; es entstehen Zwistigkeiten,
Prozesse. Was geschieht nun oft? Vor den Kleinen
bespricht man den Haß und die Feindschaft, läßt seinen
Zorn aus über wirkliches oder vermeintliches Unrecht.
Das ist vom Bösen für die Erziehung. Denn die reine
Luft der Liebe wird verpestet und die Kinder solcher
Familien wachsen in gegenseitiger Abneigung auf.

Gibt es ferner nicht auch Mütter, welche ihren Kinden
den Umgang mit andern Kindern nur deßwegen ver-
bieten, weil deren Mutter ihnen verhaßt ist? So ver-
kümmert bei diesen Weiberlaunen manches Kind in der
Blüthe seines Lebens und tritt mit dem Eigennutz, mit
der Unverträglichkeit aber nicht mit der Liebe, nicht mit
der Geduld in die Gesellschaft. Ja wenn ihr euerem
Kinde den Umgang mit einem schlechten Kinde zu ver-
bieten habet, seid dann noch vorsichtig und saget etwa:

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="20">
        <p><pb facs="#f0203" xml:id="H891_001_1896_pb0191_0001" n="191"/>
jahrswünsche; aber im öffentlichen Leben kommt der täg-<lb/>
liche Verkehr in Handel und Wandel, die Berührung<lb/>
mit den manigfaltigsten Charaktern; da kommt oft ein<lb/>
Kampf zwischen deinem Vortheil und dem des Nächsten;<lb/>
da kommt das ganze öffentliche Leben mit all seinen<lb/>
Dornen und Hacken ohne Zahl. Wer nun besähiget<lb/>
euch, in dieser Gesellschaft zu leben zu eurem Heil und<lb/>
zum Wohle des Nächsten? Jene Liebe allein, welche den<lb/>
Eigennutz, den Krämergeist, diesen Todfeind jeder geord-<lb/>
neten Gesellschaft tödtet; jene Liebe allein, welche Un-<lb/>
recht und Sünde muthig bekämpft, aber die Ungerechten<lb/>
und die Sünder zu retten sucht; jene Liebe allein, welche<lb/>
wenn sie auch Unrecht leidet, geduldig bleibt, Zorn und<lb/>
Haß ferne hält, oder in den ersten Keimen erstickt.</p>
        <p>Damit nun das Kind für diese Liebe heranwachse,<lb/>
will ich auf einige Uebelstände und Verpflichtungen auf-<lb/>
merksam machen.</p>
        <p>Nicht wahr, zwischen einzelnen Familien waltet<lb/>
oft Spannung, Feindschaft; es entstehen Zwistigkeiten,<lb/>
Prozesse. Was geschieht nun oft? Vor den Kleinen<lb/>
bespricht man den Haß und die Feindschaft, läßt seinen<lb/>
Zorn aus über wirkliches oder vermeintliches Unrecht.<lb/>
Das ist vom Bösen für die Erziehung. Denn die reine<lb/>
Luft der Liebe wird verpestet und die Kinder solcher<lb/>
Familien wachsen in gegenseitiger Abneigung auf.</p>
        <p>Gibt es ferner nicht auch Mütter, welche ihren Kinden<lb/>
den Umgang mit andern Kindern nur deßwegen ver-<lb/>
bieten, weil deren Mutter ihnen verhaßt ist? So ver-<lb/>
kümmert bei diesen Weiberlaunen manches Kind in der<lb/>
Blüthe seines Lebens und tritt mit dem Eigennutz, mit<lb/>
der Unverträglichkeit aber nicht mit der Liebe, nicht mit<lb/>
der Geduld in die Gesellschaft. Ja wenn ihr euerem<lb/>
Kinde den Umgang mit einem schlechten Kinde zu ver-<lb/>
bieten habet, seid dann noch vorsichtig und saget etwa:<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0203] jahrswünsche; aber im öffentlichen Leben kommt der täg- liche Verkehr in Handel und Wandel, die Berührung mit den manigfaltigsten Charaktern; da kommt oft ein Kampf zwischen deinem Vortheil und dem des Nächsten; da kommt das ganze öffentliche Leben mit all seinen Dornen und Hacken ohne Zahl. Wer nun besähiget euch, in dieser Gesellschaft zu leben zu eurem Heil und zum Wohle des Nächsten? Jene Liebe allein, welche den Eigennutz, den Krämergeist, diesen Todfeind jeder geord- neten Gesellschaft tödtet; jene Liebe allein, welche Un- recht und Sünde muthig bekämpft, aber die Ungerechten und die Sünder zu retten sucht; jene Liebe allein, welche wenn sie auch Unrecht leidet, geduldig bleibt, Zorn und Haß ferne hält, oder in den ersten Keimen erstickt. Damit nun das Kind für diese Liebe heranwachse, will ich auf einige Uebelstände und Verpflichtungen auf- merksam machen. Nicht wahr, zwischen einzelnen Familien waltet oft Spannung, Feindschaft; es entstehen Zwistigkeiten, Prozesse. Was geschieht nun oft? Vor den Kleinen bespricht man den Haß und die Feindschaft, läßt seinen Zorn aus über wirkliches oder vermeintliches Unrecht. Das ist vom Bösen für die Erziehung. Denn die reine Luft der Liebe wird verpestet und die Kinder solcher Familien wachsen in gegenseitiger Abneigung auf. Gibt es ferner nicht auch Mütter, welche ihren Kinden den Umgang mit andern Kindern nur deßwegen ver- bieten, weil deren Mutter ihnen verhaßt ist? So ver- kümmert bei diesen Weiberlaunen manches Kind in der Blüthe seines Lebens und tritt mit dem Eigennutz, mit der Unverträglichkeit aber nicht mit der Liebe, nicht mit der Geduld in die Gesellschaft. Ja wenn ihr euerem Kinde den Umgang mit einem schlechten Kinde zu ver- bieten habet, seid dann noch vorsichtig und saget etwa:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/203
Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/203>, abgerufen am 22.11.2024.