XIX. Christus das Vorbild bei Erziehung der Kinder.
Je mehr der Mensch auf allen Gebieten ohne Jesus Christus fertig werden will, desto nothwendiger ist es ge- worden, ihm bei jedem Anlasse zuzurufen: "Das ist rein unmöglich, außer wenn ihr aus dem zeitlichen Unglück in's ewige Feuer stürzen wollet: das bringet ihr fertig ohne Jesus Christus den großen und wahren Gott - aber sonst gar nichts." Damit nun die Erziehung und Ent- wicklung euerer Kinder für ihr zeitliches und ewiges Heil gelinge, ist das göttliche Kind selbst das Vorbild, dem die Kinder ähnlich werden sollen. Ihr habet deßhalb durch die Erziehung dahin zu wirken, daß die Kinder dem Vor- bilde des göttlichen Kindes gleichförmig werden.
"Lasset uns den Menschen machen nach unserem Bilde." So sprach Gott und bildete das erste Menschen- paar, das an Leib und Seele vollkommen vor ihm stand, - als sein treues Abbild. "Lasset uns den Menschen bilden nach Gottes Ebenbild, daß er ihm so ähnlich werde als unser Elend es gestattet." So lautet der oberste Grundsatz jeder wahren Erziehung. Zu diesem Zwecke sind die Leidenschaften zu bekämpfen und die edeln An- lagen zu entwickeln. Gott ist also das Vorbild, dessen Abbild durch die Erziehung geliefert werden soll. Nach dem Sündenfalle, der Leib und Seele so furchtbar ver- wüstete, ist diese Aufgabe schwierig geworden. Wie fürchter- lich es mit der Erziehung der gebildeten Heiden aussah, will ich um so weniger andeuten, als ich euch einmal ein Bild vom Zustand der alten Römer und Griechen ent-
XIX. Christus das Vorbild bei Erziehung der Kinder.
Je mehr der Mensch auf allen Gebieten ohne Jesus Christus fertig werden will, desto nothwendiger ist es ge- worden, ihm bei jedem Anlasse zuzurufen: „Das ist rein unmöglich, außer wenn ihr aus dem zeitlichen Unglück in's ewige Feuer stürzen wollet: das bringet ihr fertig ohne Jesus Christus den großen und wahren Gott – aber sonst gar nichts.“ Damit nun die Erziehung und Ent- wicklung euerer Kinder für ihr zeitliches und ewiges Heil gelinge, ist das göttliche Kind selbst das Vorbild, dem die Kinder ähnlich werden sollen. Ihr habet deßhalb durch die Erziehung dahin zu wirken, daß die Kinder dem Vor- bilde des göttlichen Kindes gleichförmig werden.
„Lasset uns den Menschen machen nach unserem Bilde.“ So sprach Gott und bildete das erste Menschen- paar, das an Leib und Seele vollkommen vor ihm stand, – als sein treues Abbild. „Lasset uns den Menschen bilden nach Gottes Ebenbild, daß er ihm so ähnlich werde als unser Elend es gestattet.“ So lautet der oberste Grundsatz jeder wahren Erziehung. Zu diesem Zwecke sind die Leidenschaften zu bekämpfen und die edeln An- lagen zu entwickeln. Gott ist also das Vorbild, dessen Abbild durch die Erziehung geliefert werden soll. Nach dem Sündenfalle, der Leib und Seele so furchtbar ver- wüstete, ist diese Aufgabe schwierig geworden. Wie fürchter- lich es mit der Erziehung der gebildeten Heiden aussah, will ich um so weniger andeuten, als ich euch einmal ein Bild vom Zustand der alten Römer und Griechen ent-
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XIX.
Christus das Vorbild bei Erziehung
der Kinder.
Je mehr der Mensch auf allen Gebieten ohne Jesus
Christus fertig werden will, desto nothwendiger ist es ge-
worden, ihm bei jedem Anlasse zuzurufen: „Das ist rein
unmöglich, außer wenn ihr aus dem zeitlichen Unglück in's
ewige Feuer stürzen wollet: das bringet ihr fertig ohne
Jesus Christus den großen und wahren Gott – aber
sonst gar nichts.“ Damit nun die Erziehung und Ent-
wicklung euerer Kinder für ihr zeitliches und ewiges Heil
gelinge, ist das göttliche Kind selbst das Vorbild, dem die
Kinder ähnlich werden sollen. Ihr habet deßhalb durch
die Erziehung dahin zu wirken, daß die Kinder dem Vor-
bilde des göttlichen Kindes gleichförmig werden.
„Lasset uns den Menschen machen nach unserem
Bilde.“ So sprach Gott und bildete das erste Menschen-
paar, das an Leib und Seele vollkommen vor ihm stand,
– als sein treues Abbild. „Lasset uns den Menschen
bilden nach Gottes Ebenbild, daß er ihm so ähnlich werde
als unser Elend es gestattet.“ So lautet der oberste
Grundsatz jeder wahren Erziehung. Zu diesem Zwecke
sind die Leidenschaften zu bekämpfen und die edeln An-
lagen zu entwickeln. Gott ist also das Vorbild, dessen
Abbild durch die Erziehung geliefert werden soll. Nach
dem Sündenfalle, der Leib und Seele so furchtbar ver-
wüstete, ist diese Aufgabe schwierig geworden. Wie fürchter-
lich es mit der Erziehung der gebildeten Heiden aussah,
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/190>, abgerufen am 22.11.2024.
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