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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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könnte, so will ich doch an der Hand des hl. Chrysosto-
mus noch tiefer in das Taufgeheimniß eindringen. Denn
bevor wir Thaten verlangen können, muß der Verstand
von der Wahrheit überzeugt, der Wille erwärmt und be-
geistert sein.

Der Zug der Israeliten durch das rothe Meer wird
voll der hl. Schrift und von allen Vätern und von der
ganzen Kirche als Vorbild der Taufe angesehen. So
schreibt der hl. Paulus an die Gemeinde zu Corinth:
"Ich will euch nicht vorenthalten, daß unsere Väter Alle
unter der Wolke waren, und Alle durch das Meer gingen,
und Alle in Moses durch die Wolke und in dem Meere
getauft wurden, und Alle dieselbe geistige Speise aßen,
und Alle denselben geistigen Trank tranken, sie tranken
nämlich Alle aus dem geistigen Felsen, der ihnen folgte,
und der Felsen war Christus."
(I. C. X, 1-4.)

Als einst der hl. Chrysostomus eine besondere und
ziemlich lange Predigt über diese Stelle des hl. Paulus
hielt, (T III. Mauriner) fragte er zuerst, warum wieder-
holt der hl. Paulus so oft das Wort "Alle". Dieser
Zug durch das rothe Meer ist ein Vorbild der Taufe.
Wie dort alle durch das Meer ziehen mußten, so sollen
im neuen Bunde alle der Taufgnade theilhaftig werden.
Dort Wasser, hier Wasser, dort steigen Alle in das Wasser;
hier ebenso: dort werden sie durch das Wasser von der
Knechtschaft Aegyptens befreit; hier von der Sünde, von
der Abgötterei; dort wird Pharao versenkt, hier der
Teufel; dort ertrinken die Aegypter, hier wird der alte
sündenbeladene Mensch begraben; von der Sklaverei be-
freit, erhielten jene die Freiheit, auch wir, aber eine viel
schönere, die Freiheit der Kinder Gottes.

Aber wie wurden die Juden in Moses getauft? Als
keiner wagte, die trockene Meeresstraße zu betreten, ging
Moses voraus und alle folgten ihm muthig. Christus

könnte, so will ich doch an der Hand des hl. Chrysosto-
mus noch tiefer in das Taufgeheimniß eindringen. Denn
bevor wir Thaten verlangen können, muß der Verstand
von der Wahrheit überzeugt, der Wille erwärmt und be-
geistert sein.

Der Zug der Israeliten durch das rothe Meer wird
voll der hl. Schrift und von allen Vätern und von der
ganzen Kirche als Vorbild der Taufe angesehen. So
schreibt der hl. Paulus an die Gemeinde zu Corinth:
„Ich will euch nicht vorenthalten, daß unsere Väter Alle
unter der Wolke waren, und Alle durch das Meer gingen,
und Alle in Moses durch die Wolke und in dem Meere
getauft wurden, und Alle dieselbe geistige Speise aßen,
und Alle denselben geistigen Trank tranken, sie tranken
nämlich Alle aus dem geistigen Felsen, der ihnen folgte,
und der Felsen war Christus.“
(I. C. X, 1–4.)

Als einst der hl. Chrysostomus eine besondere und
ziemlich lange Predigt über diese Stelle des hl. Paulus
hielt, (T III. Mauriner) fragte er zuerst, warum wieder-
holt der hl. Paulus so oft das Wort „Alle“. Dieser
Zug durch das rothe Meer ist ein Vorbild der Taufe.
Wie dort alle durch das Meer ziehen mußten, so sollen
im neuen Bunde alle der Taufgnade theilhaftig werden.
Dort Wasser, hier Wasser, dort steigen Alle in das Wasser;
hier ebenso: dort werden sie durch das Wasser von der
Knechtschaft Aegyptens befreit; hier von der Sünde, von
der Abgötterei; dort wird Pharao versenkt, hier der
Teufel; dort ertrinken die Aegypter, hier wird der alte
sündenbeladene Mensch begraben; von der Sklaverei be-
freit, erhielten jene die Freiheit, auch wir, aber eine viel
schönere, die Freiheit der Kinder Gottes.

Aber wie wurden die Juden in Moses getauft? Als
keiner wagte, die trockene Meeresstraße zu betreten, ging
Moses voraus und alle folgten ihm muthig. Christus

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[160/0172] könnte, so will ich doch an der Hand des hl. Chrysosto- mus noch tiefer in das Taufgeheimniß eindringen. Denn bevor wir Thaten verlangen können, muß der Verstand von der Wahrheit überzeugt, der Wille erwärmt und be- geistert sein. Der Zug der Israeliten durch das rothe Meer wird voll der hl. Schrift und von allen Vätern und von der ganzen Kirche als Vorbild der Taufe angesehen. So schreibt der hl. Paulus an die Gemeinde zu Corinth: „Ich will euch nicht vorenthalten, daß unsere Väter Alle unter der Wolke waren, und Alle durch das Meer gingen, und Alle in Moses durch die Wolke und in dem Meere getauft wurden, und Alle dieselbe geistige Speise aßen, und Alle denselben geistigen Trank tranken, sie tranken nämlich Alle aus dem geistigen Felsen, der ihnen folgte, und der Felsen war Christus.“ (I. C. X, 1–4.) Als einst der hl. Chrysostomus eine besondere und ziemlich lange Predigt über diese Stelle des hl. Paulus hielt, (T III. Mauriner) fragte er zuerst, warum wieder- holt der hl. Paulus so oft das Wort „Alle“. Dieser Zug durch das rothe Meer ist ein Vorbild der Taufe. Wie dort alle durch das Meer ziehen mußten, so sollen im neuen Bunde alle der Taufgnade theilhaftig werden. Dort Wasser, hier Wasser, dort steigen Alle in das Wasser; hier ebenso: dort werden sie durch das Wasser von der Knechtschaft Aegyptens befreit; hier von der Sünde, von der Abgötterei; dort wird Pharao versenkt, hier der Teufel; dort ertrinken die Aegypter, hier wird der alte sündenbeladene Mensch begraben; von der Sklaverei be- freit, erhielten jene die Freiheit, auch wir, aber eine viel schönere, die Freiheit der Kinder Gottes. Aber wie wurden die Juden in Moses getauft? Als keiner wagte, die trockene Meeresstraße zu betreten, ging Moses voraus und alle folgten ihm muthig. Christus

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/172>, abgerufen am 25.11.2024.