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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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Aber warum wählte der Heiland gerade das Wasser?
Die hl. Väter geben viele tiefsinnige Gründe an, allein
ich kann dieselben hier nicht alle aufführen. Denn hier
ist nicht der Ort, für eine gelehrte Abhandlung, sondern
nur für die allen nothwendige Erklärung dieses Geheim-
nisses.

Also nur eines. In der Religion der Juden wie
der Heiden galt das Wasser als Reinigungsmittel, als
werde durch die leibliche Waschung im Schmerze über
begangene Missethat auch die Seele vor der Gottheit
gereiniget. Dieser Zug ist in die Menschennatur hinein-
gelegt durch Gott den Vater, diesen Zug hat Gott der
Sohn in der Erlösung geheiliget, und es dem hl. Geiste
übergeben, im Wasser das sündenbefleckte Menschenkind rein
zu waschen und zu einem Kinde Gottes umzugestalten.

Aber ist denn ohne die Taufe die Erreichung des
ewigen Lebens wirklich nicht möglich? Urtheilet nun
selbst, aber ja nicht gegen die ausführliche Lehre Christi.
Erwachsene, welche glauben und getauft zu werden ver-
langen, aber vor dem Empfang der Taufe wegsterben,
werden durch diese Begierdtaufe gerettet, oder durch die
Bluttaufe, wenn sie ihr Blut für Christus vergießen; aber
ist den kleinen Kindern auch eine Begierdtaufe möglich?
Wenn sie daher ohne diese Wiedergeburt wegsterben, werden
sie niemals den Himmel besitzen. Da mag eine falsche
Sentimentalität wimmern wie sie will, hilft alles nichts.

Aber werden denn diese Kinder verdammt? Die
Ansichten der Gottesgelehrten sind da sehr verschieden und
die Kirche hat noch nichts entschieden; ich aber habe euch
nicht die Meinung der Gelehrten, sondern die Glaubens-
wahrheiten zu verkünden. Nur so viel ist sicher und aus-
gemacht: "Ungetaufte Kinder kommen nicht in den Himmel
zur Anschauung Gottes von Angesicht zu Angesicht."

Wenn ich nun da gleich gewisse Mißbräuche berühren

Aber warum wählte der Heiland gerade das Wasser?
Die hl. Väter geben viele tiefsinnige Gründe an, allein
ich kann dieselben hier nicht alle aufführen. Denn hier
ist nicht der Ort, für eine gelehrte Abhandlung, sondern
nur für die allen nothwendige Erklärung dieses Geheim-
nisses.

Also nur eines. In der Religion der Juden wie
der Heiden galt das Wasser als Reinigungsmittel, als
werde durch die leibliche Waschung im Schmerze über
begangene Missethat auch die Seele vor der Gottheit
gereiniget. Dieser Zug ist in die Menschennatur hinein-
gelegt durch Gott den Vater, diesen Zug hat Gott der
Sohn in der Erlösung geheiliget, und es dem hl. Geiste
übergeben, im Wasser das sündenbefleckte Menschenkind rein
zu waschen und zu einem Kinde Gottes umzugestalten.

Aber ist denn ohne die Taufe die Erreichung des
ewigen Lebens wirklich nicht möglich? Urtheilet nun
selbst, aber ja nicht gegen die ausführliche Lehre Christi.
Erwachsene, welche glauben und getauft zu werden ver-
langen, aber vor dem Empfang der Taufe wegsterben,
werden durch diese Begierdtaufe gerettet, oder durch die
Bluttaufe, wenn sie ihr Blut für Christus vergießen; aber
ist den kleinen Kindern auch eine Begierdtaufe möglich?
Wenn sie daher ohne diese Wiedergeburt wegsterben, werden
sie niemals den Himmel besitzen. Da mag eine falsche
Sentimentalität wimmern wie sie will, hilft alles nichts.

Aber werden denn diese Kinder verdammt? Die
Ansichten der Gottesgelehrten sind da sehr verschieden und
die Kirche hat noch nichts entschieden; ich aber habe euch
nicht die Meinung der Gelehrten, sondern die Glaubens-
wahrheiten zu verkünden. Nur so viel ist sicher und aus-
gemacht: „Ungetaufte Kinder kommen nicht in den Himmel
zur Anschauung Gottes von Angesicht zu Angesicht.“

Wenn ich nun da gleich gewisse Mißbräuche berühren

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[159/0171] Aber warum wählte der Heiland gerade das Wasser? Die hl. Väter geben viele tiefsinnige Gründe an, allein ich kann dieselben hier nicht alle aufführen. Denn hier ist nicht der Ort, für eine gelehrte Abhandlung, sondern nur für die allen nothwendige Erklärung dieses Geheim- nisses. Also nur eines. In der Religion der Juden wie der Heiden galt das Wasser als Reinigungsmittel, als werde durch die leibliche Waschung im Schmerze über begangene Missethat auch die Seele vor der Gottheit gereiniget. Dieser Zug ist in die Menschennatur hinein- gelegt durch Gott den Vater, diesen Zug hat Gott der Sohn in der Erlösung geheiliget, und es dem hl. Geiste übergeben, im Wasser das sündenbefleckte Menschenkind rein zu waschen und zu einem Kinde Gottes umzugestalten. Aber ist denn ohne die Taufe die Erreichung des ewigen Lebens wirklich nicht möglich? Urtheilet nun selbst, aber ja nicht gegen die ausführliche Lehre Christi. Erwachsene, welche glauben und getauft zu werden ver- langen, aber vor dem Empfang der Taufe wegsterben, werden durch diese Begierdtaufe gerettet, oder durch die Bluttaufe, wenn sie ihr Blut für Christus vergießen; aber ist den kleinen Kindern auch eine Begierdtaufe möglich? Wenn sie daher ohne diese Wiedergeburt wegsterben, werden sie niemals den Himmel besitzen. Da mag eine falsche Sentimentalität wimmern wie sie will, hilft alles nichts. Aber werden denn diese Kinder verdammt? Die Ansichten der Gottesgelehrten sind da sehr verschieden und die Kirche hat noch nichts entschieden; ich aber habe euch nicht die Meinung der Gelehrten, sondern die Glaubens- wahrheiten zu verkünden. Nur so viel ist sicher und aus- gemacht: „Ungetaufte Kinder kommen nicht in den Himmel zur Anschauung Gottes von Angesicht zu Angesicht.“ Wenn ich nun da gleich gewisse Mißbräuche berühren

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/171>, abgerufen am 28.11.2024.