den Kirchenverband wieder aufgenommen. Während der hl. Messe reichte ihm Adrian in der Peterskirche die hl. Communion mit den Worten: "Wenn du seit dem Spruche des Papstes Nikolaus mit Walrade nicht mehr im Ehebruch gelebt, auch fest entschlossen bist, nicht mehr mit ihr Um- gang zu pflegen, so tritt voll Vertrauen herzu und em- pfange das hl. Sakrament. Der König that's. So hatte der Papst gesiegt. Aber gleich nachher zeigte der König seine geheuchelte Bekehrung, indem er die Hoffnung aus- sprach, Walrade doch noch heirathen zu dürfen. Allein der Zorn Gottes erreichte den Ehebrecher. Denn bald nach- her starb er mit den meisten seines Gefolges an einem bösartigen Fieber im fremden Lande. Alle betrachteten diesen unerwarteten Tod als ein gerechtes Strafgericht Gottes über den Schänder der hl. Sakramente des Altars und der Ehe. So handelte der Papst vor 1000 Jahren.
Doch betrachtet nun etwas genauer diesen Kampf der Wahrheit und der Sitte gegen die vereinigte Macht der Waffen und der Fleischeslust. Wer will seine rechtmäßige Gattin verstoßen und eine andere heirathen? Kein Bettler, der keine Bedeutung hat, kein Reicher, der nicht wenig zu fürchten, sondern ein König, der einen Kaiser zum Bruder hat. Wer soll da nicht fürchten, nicht ein Auge zudrücken? Nicht schweigen, wenn er im Herzen das Unrecht auch nicht billiget? So sind dann wirklich Bischöfe und Erzbischöfe dem Könige behilflich; aber auf einmal ertönt die Stimme des großen Propheten: "Es ist dir nicht erlaubt! Denn für dich, den König, wie für deinen geringsten Unterthan gilt die Heiligkeit der Ehe; das ewige Feuer brennt für den Ehebrecher auf dem Throne ebensolange und noch viel grimmiger, als für den Wüstling ohne Haus und Hof."
Aber, hl. Vater, verwüsten die Söhne Muhameds nicht Italien? Wer wird dich beschützen, wenn auch christliche
den Kirchenverband wieder aufgenommen. Während der hl. Messe reichte ihm Adrian in der Peterskirche die hl. Communion mit den Worten: „Wenn du seit dem Spruche des Papstes Nikolaus mit Walrade nicht mehr im Ehebruch gelebt, auch fest entschlossen bist, nicht mehr mit ihr Um- gang zu pflegen, so tritt voll Vertrauen herzu und em- pfange das hl. Sakrament. Der König that's. So hatte der Papst gesiegt. Aber gleich nachher zeigte der König seine geheuchelte Bekehrung, indem er die Hoffnung aus- sprach, Walrade doch noch heirathen zu dürfen. Allein der Zorn Gottes erreichte den Ehebrecher. Denn bald nach- her starb er mit den meisten seines Gefolges an einem bösartigen Fieber im fremden Lande. Alle betrachteten diesen unerwarteten Tod als ein gerechtes Strafgericht Gottes über den Schänder der hl. Sakramente des Altars und der Ehe. So handelte der Papst vor 1000 Jahren.
Doch betrachtet nun etwas genauer diesen Kampf der Wahrheit und der Sitte gegen die vereinigte Macht der Waffen und der Fleischeslust. Wer will seine rechtmäßige Gattin verstoßen und eine andere heirathen? Kein Bettler, der keine Bedeutung hat, kein Reicher, der nicht wenig zu fürchten, sondern ein König, der einen Kaiser zum Bruder hat. Wer soll da nicht fürchten, nicht ein Auge zudrücken? Nicht schweigen, wenn er im Herzen das Unrecht auch nicht billiget? So sind dann wirklich Bischöfe und Erzbischöfe dem Könige behilflich; aber auf einmal ertönt die Stimme des großen Propheten: „Es ist dir nicht erlaubt! Denn für dich, den König, wie für deinen geringsten Unterthan gilt die Heiligkeit der Ehe; das ewige Feuer brennt für den Ehebrecher auf dem Throne ebensolange und noch viel grimmiger, als für den Wüstling ohne Haus und Hof.“
Aber, hl. Vater, verwüsten die Söhne Muhameds nicht Italien? Wer wird dich beschützen, wenn auch christliche
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den Kirchenverband wieder aufgenommen. Während der
hl. Messe reichte ihm Adrian in der Peterskirche die
hl. Communion mit den Worten: „Wenn du seit dem Spruche
des Papstes Nikolaus mit Walrade nicht mehr im Ehebruch
gelebt, auch fest entschlossen bist, nicht mehr mit ihr Um-
gang zu pflegen, so tritt voll Vertrauen herzu und em-
pfange das hl. Sakrament. Der König that's. So hatte
der Papst gesiegt. Aber gleich nachher zeigte der König
seine geheuchelte Bekehrung, indem er die Hoffnung aus-
sprach, Walrade doch noch heirathen zu dürfen. Allein
der Zorn Gottes erreichte den Ehebrecher. Denn bald nach-
her starb er mit den meisten seines Gefolges an einem
bösartigen Fieber im fremden Lande. Alle betrachteten
diesen unerwarteten Tod als ein gerechtes Strafgericht
Gottes über den Schänder der hl. Sakramente des Altars
und der Ehe. So handelte der Papst vor 1000 Jahren.
Doch betrachtet nun etwas genauer diesen Kampf der
Wahrheit und der Sitte gegen die vereinigte Macht der
Waffen und der Fleischeslust. Wer will seine rechtmäßige
Gattin verstoßen und eine andere heirathen? Kein
Bettler, der keine Bedeutung hat, kein Reicher, der nicht
wenig zu fürchten, sondern ein König, der einen Kaiser
zum Bruder hat. Wer soll da nicht fürchten, nicht ein
Auge zudrücken? Nicht schweigen, wenn er im Herzen
das Unrecht auch nicht billiget? So sind dann wirklich
Bischöfe und Erzbischöfe dem Könige behilflich; aber auf
einmal ertönt die Stimme des großen Propheten: „Es
ist dir nicht erlaubt! Denn für dich, den König, wie für
deinen geringsten Unterthan gilt die Heiligkeit der Ehe;
das ewige Feuer brennt für den Ehebrecher auf dem
Throne ebensolange und noch viel grimmiger, als für den
Wüstling ohne Haus und Hof.“
Aber, hl. Vater, verwüsten die Söhne Muhameds
nicht Italien? Wer wird dich beschützen, wenn auch christliche
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/162>, abgerufen am 24.11.2024.
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