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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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nicht thun will, bis er von den ewigen Finsternissen ver-
schlungen wird.

Also frei von jeder Todsünde sollen die Brautleute
am Altare erscheinen; das ist durchaus nothwendig, um
die Gnade des hl. Sakramentes zu empfangen, aber noch
nicht genug, um dessen ganzen vollen Segen zu gewinnen.
Denn je reiner das Herz auch von läßlichen Sünden, je
schöner im Tugendglanze, je reiner die Absicht, mit welcher
ihr in den Ehestand tretet, desto reicher die Gnadenfülle,
welche euch zu theil wird. Aber warum glaubet ihr
wohl, zählt die katholische Kirche so viele hl. Väter und
Mütter? Weil sie ebenso viele hl. Brautleute hatte.

Wer also immer in den Ehestand tritt, hat vor dem
Altar im Hochzeitsgewand der hl. Gnade zu erscheinen.
Wenn aber gar viele mit Sündenunrath bedeckt, dieses hl.
Sakrament empfangen und entweihen, ist das zwar über-
aus traurig und verhängnißvoll, aber bei den Gefahren
der Zeit nicht so auffallend. Ich will euch daher jetzt
auf die wichtigsten davon hinweisen, daß niemand wegen
Unkenntniß verloren geht.

Die erste Gefahr ist eine Jugend, welche man mehr
oder weniger in Gottvergessenheit verlebt, schon vor den
Tagen der eigentlichen Bekanntschaft. Ich rede da nicht
einmal von jener Frühreife, welche, sonst nur in südlichen
Ländern üblich, bei uns in Folge einer falschen Erziehung,
der Schulverhältnisse, in Folge der Genußsucht, der Kleider-
hoffahrt, der Lesewuth, der Aergernisse in und außer der
Familie, wenn nicht früher, doch mit dem 13. und 14.
Jahre immer häufiger zu werden beginnt; also das will
ich nur angedeutet haben; aber schon mit dem 14. und
15., gar oft mit dem 16. und 17. Jahre wird der Glaube
schwächer, die Andacht, der Gehorsam, die Zucht nimmt
ab; das tägliche Gebet hört auf, die hl. Sakramente
werden vernachläßiget, die Warnungen und Bitten der

nicht thun will, bis er von den ewigen Finsternissen ver-
schlungen wird.

Also frei von jeder Todsünde sollen die Brautleute
am Altare erscheinen; das ist durchaus nothwendig, um
die Gnade des hl. Sakramentes zu empfangen, aber noch
nicht genug, um dessen ganzen vollen Segen zu gewinnen.
Denn je reiner das Herz auch von läßlichen Sünden, je
schöner im Tugendglanze, je reiner die Absicht, mit welcher
ihr in den Ehestand tretet, desto reicher die Gnadenfülle,
welche euch zu theil wird. Aber warum glaubet ihr
wohl, zählt die katholische Kirche so viele hl. Väter und
Mütter? Weil sie ebenso viele hl. Brautleute hatte.

Wer also immer in den Ehestand tritt, hat vor dem
Altar im Hochzeitsgewand der hl. Gnade zu erscheinen.
Wenn aber gar viele mit Sündenunrath bedeckt, dieses hl.
Sakrament empfangen und entweihen, ist das zwar über-
aus traurig und verhängnißvoll, aber bei den Gefahren
der Zeit nicht so auffallend. Ich will euch daher jetzt
auf die wichtigsten davon hinweisen, daß niemand wegen
Unkenntniß verloren geht.

Die erste Gefahr ist eine Jugend, welche man mehr
oder weniger in Gottvergessenheit verlebt, schon vor den
Tagen der eigentlichen Bekanntschaft. Ich rede da nicht
einmal von jener Frühreife, welche, sonst nur in südlichen
Ländern üblich, bei uns in Folge einer falschen Erziehung,
der Schulverhältnisse, in Folge der Genußsucht, der Kleider-
hoffahrt, der Lesewuth, der Aergernisse in und außer der
Familie, wenn nicht früher, doch mit dem 13. und 14.
Jahre immer häufiger zu werden beginnt; also das will
ich nur angedeutet haben; aber schon mit dem 14. und
15., gar oft mit dem 16. und 17. Jahre wird der Glaube
schwächer, die Andacht, der Gehorsam, die Zucht nimmt
ab; das tägliche Gebet hört auf, die hl. Sakramente
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[116/0128] nicht thun will, bis er von den ewigen Finsternissen ver- schlungen wird. Also frei von jeder Todsünde sollen die Brautleute am Altare erscheinen; das ist durchaus nothwendig, um die Gnade des hl. Sakramentes zu empfangen, aber noch nicht genug, um dessen ganzen vollen Segen zu gewinnen. Denn je reiner das Herz auch von läßlichen Sünden, je schöner im Tugendglanze, je reiner die Absicht, mit welcher ihr in den Ehestand tretet, desto reicher die Gnadenfülle, welche euch zu theil wird. Aber warum glaubet ihr wohl, zählt die katholische Kirche so viele hl. Väter und Mütter? Weil sie ebenso viele hl. Brautleute hatte. Wer also immer in den Ehestand tritt, hat vor dem Altar im Hochzeitsgewand der hl. Gnade zu erscheinen. Wenn aber gar viele mit Sündenunrath bedeckt, dieses hl. Sakrament empfangen und entweihen, ist das zwar über- aus traurig und verhängnißvoll, aber bei den Gefahren der Zeit nicht so auffallend. Ich will euch daher jetzt auf die wichtigsten davon hinweisen, daß niemand wegen Unkenntniß verloren geht. Die erste Gefahr ist eine Jugend, welche man mehr oder weniger in Gottvergessenheit verlebt, schon vor den Tagen der eigentlichen Bekanntschaft. Ich rede da nicht einmal von jener Frühreife, welche, sonst nur in südlichen Ländern üblich, bei uns in Folge einer falschen Erziehung, der Schulverhältnisse, in Folge der Genußsucht, der Kleider- hoffahrt, der Lesewuth, der Aergernisse in und außer der Familie, wenn nicht früher, doch mit dem 13. und 14. Jahre immer häufiger zu werden beginnt; also das will ich nur angedeutet haben; aber schon mit dem 14. und 15., gar oft mit dem 16. und 17. Jahre wird der Glaube schwächer, die Andacht, der Gehorsam, die Zucht nimmt ab; das tägliche Gebet hört auf, die hl. Sakramente werden vernachläßiget, die Warnungen und Bitten der

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/128>, abgerufen am 26.11.2024.